ihr eigenthümlich; dieser leztere kehrt Joh. 21. wieder, wo noch das morgenliche Stehen Jesu am Ufer und das Hinüberschwimmen des Petrus dazukommt; diess Stehen und Schwimmen erscheint Matth. 14, 22 ff. parall. als Ge- hen auf dem Meer, und zugleich ist ein Sturm und dessen Aufhören mit Jesu Eintritt in das Schiff hinzugefügt; Matth. 8, 23 ff. parall. endlich steht die Stillung des Sturms durch Jesum für sich allein.
Entfernter von den bisher betrachteten Erzählungen steht die Geschichte Matth. 17, 24 ff. Zwar findet sich auch hier wie bei einigen von jenen eine Anweisung Jesu an den Petrus zum Fischfang, welcher, wie zwar nicht aus- drücklich gesagt ist, doch vorausgesezt werden muss, der Erfolg entspricht: aber theils soll nur Ein Fisch, und zwar mit dem Angel, gefangen werden, theils ist die Hauptsache die, dass in seinem Maule ein Geldstück gefunden werden soll, um damit die Tempelsteuer für Jesus und Petrus, um welche der leztere angegangen war, zu bezahlen. Diese Erzählung, wie sie zunächst sich giebt, hat eigenthümliche Schwierigkeiten, welche Paulus gut auseinandersezt, und auch Olshausen nicht in Abrede stellt. Wenn nämlich Fritzsche mit Recht bemerkt, zwei wunderbare Stücke seien in dieser Geschichte: das eine, dass der Fisch einen Stater im Maule haben sollte, das andere, dass Jesus diess vorherwusste, so erscheint theils jenes und damit auch die- ses als abenteuerlich, theils das ganze Wunder als unnö- thig. Zwar, dass Fische Metalle und Kostbarkeiten im Leibe gehabt haben, wird auch sonst erzählt 23), und ist nicht unglaublich: dass aber ein Fisch ein Geldstück im Maule haben und darin behalten sollte, während er zu- gleich nach dem Angel schnappt, das fand auch Dr. Schnap- pinger24) unbegreiflich. Der Anlass des Wunders aber
23) Die Beispiele s. bei Wetstein z. d. St.
24) Die heil. Schrift des n. Bundes 1, S. 314. 2te Aufl.
Zweiter Abschnitt.
ihr eigenthümlich; dieser leztere kehrt Joh. 21. wieder, wo noch das morgenliche Stehen Jesu am Ufer und das Hinüberschwimmen des Petrus dazukommt; dieſs Stehen und Schwimmen erscheint Matth. 14, 22 ff. parall. als Ge- hen auf dem Meer, und zugleich ist ein Sturm und dessen Aufhören mit Jesu Eintritt in das Schiff hinzugefügt; Matth. 8, 23 ff. parall. endlich steht die Stillung des Sturms durch Jesum für sich allein.
Entfernter von den bisher betrachteten Erzählungen steht die Geschichte Matth. 17, 24 ff. Zwar findet sich auch hier wie bei einigen von jenen eine Anweisung Jesu an den Petrus zum Fischfang, welcher, wie zwar nicht aus- drücklich gesagt ist, doch vorausgesezt werden muſs, der Erfolg entspricht: aber theils soll nur Ein Fisch, und zwar mit dem Angel, gefangen werden, theils ist die Hauptsache die, daſs in seinem Maule ein Geldstück gefunden werden soll, um damit die Tempelsteuer für Jesus und Petrus, um welche der leztere angegangen war, zu bezahlen. Diese Erzählung, wie sie zunächst sich giebt, hat eigenthümliche Schwierigkeiten, welche Paulus gut auseinandersezt, und auch Olshausen nicht in Abrede stellt. Wenn nämlich Fritzsche mit Recht bemerkt, zwei wunderbare Stücke seien in dieser Geschichte: das eine, daſs der Fisch einen Stater im Maule haben sollte, das andere, daſs Jesus dieſs vorherwuſste, so erscheint theils jenes und damit auch die- ses als abenteuerlich, theils das ganze Wunder als unnö- thig. Zwar, daſs Fische Metalle und Kostbarkeiten im Leibe gehabt haben, wird auch sonst erzählt 23), und ist nicht unglaublich: daſs aber ein Fisch ein Geldstück im Maule haben und darin behalten sollte, während er zu- gleich nach dem Angel schnappt, das fand auch Dr. Schnap- pinger24) unbegreiflich. Der Anlaſs des Wunders aber
23) Die Beispiele s. bei Wetstein z. d. St.
24) Die heil. Schrift des n. Bundes 1, S. 314. 2te Aufl.
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Zweiter Abschnitt.
ihr eigenthümlich; dieser leztere kehrt Joh. 21. wieder,
wo noch das morgenliche Stehen Jesu am Ufer und das
Hinüberschwimmen des Petrus dazukommt; dieſs Stehen
und Schwimmen erscheint Matth. 14, 22 ff. parall. als Ge-
hen auf dem Meer, und zugleich ist ein Sturm und dessen
Aufhören mit Jesu Eintritt in das Schiff hinzugefügt;
Matth. 8, 23 ff. parall. endlich steht die Stillung des Sturms
durch Jesum für sich allein.
Entfernter von den bisher betrachteten Erzählungen
steht die Geschichte Matth. 17, 24 ff. Zwar findet sich auch
hier wie bei einigen von jenen eine Anweisung Jesu an
den Petrus zum Fischfang, welcher, wie zwar nicht aus-
drücklich gesagt ist, doch vorausgesezt werden muſs, der
Erfolg entspricht: aber theils soll nur Ein Fisch, und zwar
mit dem Angel, gefangen werden, theils ist die Hauptsache
die, daſs in seinem Maule ein Geldstück gefunden werden
soll, um damit die Tempelsteuer für Jesus und Petrus, um
welche der leztere angegangen war, zu bezahlen. Diese
Erzählung, wie sie zunächst sich giebt, hat eigenthümliche
Schwierigkeiten, welche Paulus gut auseinandersezt, und
auch Olshausen nicht in Abrede stellt. Wenn nämlich
Fritzsche mit Recht bemerkt, zwei wunderbare Stücke
seien in dieser Geschichte: das eine, daſs der Fisch einen
Stater im Maule haben sollte, das andere, daſs Jesus dieſs
vorherwuſste, so erscheint theils jenes und damit auch die-
ses als abenteuerlich, theils das ganze Wunder als unnö-
thig. Zwar, daſs Fische Metalle und Kostbarkeiten im
Leibe gehabt haben, wird auch sonst erzählt 23), und ist
nicht unglaublich: daſs aber ein Fisch ein Geldstück im
Maule haben und darin behalten sollte, während er zu-
gleich nach dem Angel schnappt, das fand auch Dr. Schnap-
pinger 24) unbegreiflich. Der Anlaſs des Wunders aber
23) Die Beispiele s. bei Wetstein z. d. St.
24) Die heil. Schrift des n. Bundes 1, S. 314. 2te Aufl.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/213>, abgerufen am 21.11.2024.
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