dre zusammen, dass die einfachere Erzählung die frühere, die zusammengeseztere die spätere ist, wie das Conglome- rat später als die einfache Steinbildung, -- und nach die- sem Kanon wäre umgekehrt die Erzählung Joh. 21. die ab- geleitete, da in ihr die bezeichneten Züge noch mit dem wunderbaren Fischzug verflochten sind, während sie in der früheren Erzählung für sich ein Ganzes ausmachen. Allerdings zwar kann auch ein grösseres Ganze in kleinere Stücke zersplittern: doch solchen Bruchstücken sehen die getrennten Erzählungen vom Fischzug und vom Wandeln auf dem Meere keineswegs ähnlich, welche vielmehr jede als wohlgeschlossenes Ganze sich verhalten. Aus dieser Ver- flechtung mit dem Wunder des Fischzugs, wozu noch kommt, dass der ganze Vorgang um den auferstandenen Jesus, der an sich schon ein Wunder ist, sich dreht, wird nun auch erklärlich, wie, gegen die sonstige Regel, die oft bezeich- neten beiden Züge in der späteren Darstellung ihr Wun- derhaftes verlieren konnten, indem sie nämlich durch die Verbindung mit anderweitigem Wunderbaren zu blossen Nebenzügen, zur natürlichen Staffage heruntergesezt wur- den. Ist aber auf diese Weise die Erzählung Joh. 21. ei- ne durchaus abgeleitete, so ist sie in Bezug auf ihren hi- storischen Werth bereits mit denjenigen Erzählungen be- urtheilt, welche ihre Grundlage bilden.
Sehen wir, ehe wir weiter gehen, auf die bisher durch- laufene Reihe von Sturm-, See- und Fischgeschichten zu- rück, so finden wir, dass zwar die eine äusserste der an- dern durchaus unähnlich ist, indem in der einen bloss von Fischen, in der andern bloss vom Sturm gehandelt wird: doch aber, je nachdem man sie aufstellt, hängt jede mit der folgenden durch einen gemeinsamen Zug zusammen. Die Erzählung von der Berufung der Menschenfischer (Matth. 4, 18 ff. parall.) eröffnet die Reihe; mit dieser hat die vom Fischzug des Petrus (Luc. 5, 1 ff.) die Gnome von Men- schenfischern gemein, aber das Faktum des Fischzugs ist
Das Leben Jesu II. Band. 13
Neuntes Kapitel. §. 97.
dre zusammen, daſs die einfachere Erzählung die frühere, die zusammengeseztere die spätere ist, wie das Conglome- rat später als die einfache Steinbildung, — und nach die- sem Kanon wäre umgekehrt die Erzählung Joh. 21. die ab- geleitete, da in ihr die bezeichneten Züge noch mit dem wunderbaren Fischzug verflochten sind, während sie in der früheren Erzählung für sich ein Ganzes ausmachen. Allerdings zwar kann auch ein gröſseres Ganze in kleinere Stücke zersplittern: doch solchen Bruchstücken sehen die getrennten Erzählungen vom Fischzug und vom Wandeln auf dem Meere keineswegs ähnlich, welche vielmehr jede als wohlgeschlossenes Ganze sich verhalten. Aus dieser Ver- flechtung mit dem Wunder des Fischzugs, wozu noch kommt, daſs der ganze Vorgang um den auferstandenen Jesus, der an sich schon ein Wunder ist, sich dreht, wird nun auch erklärlich, wie, gegen die sonstige Regel, die oft bezeich- neten beiden Züge in der späteren Darstellung ihr Wun- derhaftes verlieren konnten, indem sie nämlich durch die Verbindung mit anderweitigem Wunderbaren zu bloſsen Nebenzügen, zur natürlichen Staffage heruntergesezt wur- den. Ist aber auf diese Weise die Erzählung Joh. 21. ei- ne durchaus abgeleitete, so ist sie in Bezug auf ihren hi- storischen Werth bereits mit denjenigen Erzählungen be- urtheilt, welche ihre Grundlage bilden.
Sehen wir, ehe wir weiter gehen, auf die bisher durch- laufene Reihe von Sturm-, See- und Fischgeschichten zu- rück, so finden wir, daſs zwar die eine äusserste der an- dern durchaus unähnlich ist, indem in der einen bloſs von Fischen, in der andern bloſs vom Sturm gehandelt wird: doch aber, je nachdem man sie aufstellt, hängt jede mit der folgenden durch einen gemeinsamen Zug zusammen. Die Erzählung von der Berufung der Menschenfischer (Matth. 4, 18 ff. parall.) eröffnet die Reihe; mit dieser hat die vom Fischzug des Petrus (Luc. 5, 1 ff.) die Gnome von Men- schenfischern gemein, aber das Faktum des Fischzugs ist
Das Leben Jesu II. Band. 13
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Neuntes Kapitel. §. 97.
dre zusammen, daſs die einfachere Erzählung die frühere,
die zusammengeseztere die spätere ist, wie das Conglome-
rat später als die einfache Steinbildung, — und nach die-
sem Kanon wäre umgekehrt die Erzählung Joh. 21. die ab-
geleitete, da in ihr die bezeichneten Züge noch mit dem
wunderbaren Fischzug verflochten sind, während sie in
der früheren Erzählung für sich ein Ganzes ausmachen.
Allerdings zwar kann auch ein gröſseres Ganze in kleinere
Stücke zersplittern: doch solchen Bruchstücken sehen die
getrennten Erzählungen vom Fischzug und vom Wandeln
auf dem Meere keineswegs ähnlich, welche vielmehr jede als
wohlgeschlossenes Ganze sich verhalten. Aus dieser Ver-
flechtung mit dem Wunder des Fischzugs, wozu noch kommt,
daſs der ganze Vorgang um den auferstandenen Jesus, der
an sich schon ein Wunder ist, sich dreht, wird nun auch
erklärlich, wie, gegen die sonstige Regel, die oft bezeich-
neten beiden Züge in der späteren Darstellung ihr Wun-
derhaftes verlieren konnten, indem sie nämlich durch die
Verbindung mit anderweitigem Wunderbaren zu bloſsen
Nebenzügen, zur natürlichen Staffage heruntergesezt wur-
den. Ist aber auf diese Weise die Erzählung Joh. 21. ei-
ne durchaus abgeleitete, so ist sie in Bezug auf ihren hi-
storischen Werth bereits mit denjenigen Erzählungen be-
urtheilt, welche ihre Grundlage bilden.
Sehen wir, ehe wir weiter gehen, auf die bisher durch-
laufene Reihe von Sturm-, See- und Fischgeschichten zu-
rück, so finden wir, daſs zwar die eine äusserste der an-
dern durchaus unähnlich ist, indem in der einen bloſs von
Fischen, in der andern bloſs vom Sturm gehandelt wird:
doch aber, je nachdem man sie aufstellt, hängt jede mit
der folgenden durch einen gemeinsamen Zug zusammen.
Die Erzählung von der Berufung der Menschenfischer (Matth.
4, 18 ff. parall.) eröffnet die Reihe; mit dieser hat die vom
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/212>, abgerufen am 21.11.2024.
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