Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.Erstes Kapitel. §. 111. sei; denn es trete dann eine beispiellose Drangsalszeit ein(nach Luc. V. 24. hauptsächlich darin bestehend, dass vom Volk Israel viele umkommen, andere gefangen weggeführt, Jerusalem aber eine vorherbestimmte Periode hindurch von Heiden zertreten werden werde), welche nur durch gnadenvolle Abkürzung ihrer Dauer von Seiten Gottes aus Rücksicht auf die Erwählten erträglich werde (V. 15--22.). Um diese Zeit werden falsche Propheten und Messiase durch Wunder und Zeichen zu täuschen suchen, und da oder dort den Messias zu zeigen versprechen: da doch ein Messias, der irgendwo verborgen wäre und aufgesucht werden müsste, kein wahrer sein könne, indem dessen An- kunft wie das Leuchten des Blitzes eine plözliche, überall- hin dringende Offenbarung sei, und ebensobald sich um ihn die ihm bestimmten Anhänger sammeln werden (V. 23 --28.). Unmittelbar nach dieser Drangsalszeit werde sich nun durch Verfinsterung von Sonne und Mond, durch Herabfallen der Sterne und Erschütterung aller Kräfte des Himmels, die Erscheinung des Messias einleiten, welcher sofort zum Schrecken der Erdenbewohner mit grosser Herrlichkeit in den Wolken des Himmels daherkommen, und alsbald durch Engel mit Trompetenschall seine Er- wählten von allen Enden der Erde zusammenrufen lassen werde (V. 29--31.). An den vorgenannten Zeichen sei die Nähe der angegebenen Katastrophe so sicher, wie an dem Ausschlagen des Feigenbaums die Nähe des Sommers, zu erkennen; noch das gegenwärtige Zeitalter werde, bei al- lem was sicher sei, das Alles erleben, obgleich der genaue- re Termin nur Gott allein bekannt sei (V. 32--36.). Wie aber die Menschen seien (das Folgende haben Markus und Lukas theils gar nicht, theils nicht in diesem Zusammen- hang), so werden sie auch die Ankunft des Messias, wie einst die der Sündfluth, mit leichtsinniger Sicherheit her- anrücken lassen (V. 37--39.): und doch werde es ein äusserst kritischer Zeitpunkt sein, der diejenigen, welche Erstes Kapitel. §. 111. sei; denn es trete dann eine beispiellose Drangsalszeit ein(nach Luc. V. 24. hauptsächlich darin bestehend, daſs vom Volk Israël viele umkommen, andere gefangen weggeführt, Jerusalem aber eine vorherbestimmte Periode hindurch von Heiden zertreten werden werde), welche nur durch gnadenvolle Abkürzung ihrer Dauer von Seiten Gottes aus Rücksicht auf die Erwählten erträglich werde (V. 15—22.). Um diese Zeit werden falsche Propheten und Messiase durch Wunder und Zeichen zu täuschen suchen, und da oder dort den Messias zu zeigen versprechen: da doch ein Messias, der irgendwo verborgen wäre und aufgesucht werden müſste, kein wahrer sein könne, indem dessen An- kunft wie das Leuchten des Blitzes eine plözliche, überall- hin dringende Offenbarung sei, und ebensobald sich um ihn die ihm bestimmten Anhänger sammeln werden (V. 23 —28.). Unmittelbar nach dieser Drangsalszeit werde sich nun durch Verfinsterung von Sonne und Mond, durch Herabfallen der Sterne und Erschütterung aller Kräfte des Himmels, die Erscheinung des Messias einleiten, welcher sofort zum Schrecken der Erdenbewohner mit groſser Herrlichkeit in den Wolken des Himmels daherkommen, und alsbald durch Engel mit Trompetenschall seine Er- wählten von allen Enden der Erde zusammenrufen lassen werde (V. 29—31.). An den vorgenannten Zeichen sei die Nähe der angegebenen Katastrophe so sicher, wie an dem Ausschlagen des Feigenbaums die Nähe des Sommers, zu erkennen; noch das gegenwärtige Zeitalter werde, bei al- lem was sicher sei, das Alles erleben, obgleich der genaue- re Termin nur Gott allein bekannt sei (V. 32—36.). Wie aber die Menschen seien (das Folgende haben Markus und Lukas theils gar nicht, theils nicht in diesem Zusammen- hang), so werden sie auch die Ankunft des Messias, wie einst die der Sündfluth, mit leichtsinniger Sicherheit her- anrücken lassen (V. 37—39.): und doch werde es ein äusserst kritischer Zeitpunkt sein, der diejenigen, welche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0362" n="343"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erstes Kapitel</hi>. §. 111.</fw><lb/> sei; denn es trete dann eine beispiellose Drangsalszeit ein<lb/> (nach Luc. 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Erstes Kapitel. §. 111.
sei; denn es trete dann eine beispiellose Drangsalszeit ein
(nach Luc. V. 24. hauptsächlich darin bestehend, daſs vom
Volk Israël viele umkommen, andere gefangen weggeführt,
Jerusalem aber eine vorherbestimmte Periode hindurch
von Heiden zertreten werden werde), welche nur durch
gnadenvolle Abkürzung ihrer Dauer von Seiten Gottes aus
Rücksicht auf die Erwählten erträglich werde (V. 15—22.).
Um diese Zeit werden falsche Propheten und Messiase
durch Wunder und Zeichen zu täuschen suchen, und da
oder dort den Messias zu zeigen versprechen: da doch
ein Messias, der irgendwo verborgen wäre und aufgesucht
werden müſste, kein wahrer sein könne, indem dessen An-
kunft wie das Leuchten des Blitzes eine plözliche, überall-
hin dringende Offenbarung sei, und ebensobald sich um
ihn die ihm bestimmten Anhänger sammeln werden (V. 23
—28.). Unmittelbar nach dieser Drangsalszeit werde sich
nun durch Verfinsterung von Sonne und Mond, durch
Herabfallen der Sterne und Erschütterung aller Kräfte des
Himmels, die Erscheinung des Messias einleiten, welcher
sofort zum Schrecken der Erdenbewohner mit groſser
Herrlichkeit in den Wolken des Himmels daherkommen,
und alsbald durch Engel mit Trompetenschall seine Er-
wählten von allen Enden der Erde zusammenrufen lassen
werde (V. 29—31.). An den vorgenannten Zeichen sei die
Nähe der angegebenen Katastrophe so sicher, wie an dem
Ausschlagen des Feigenbaums die Nähe des Sommers, zu
erkennen; noch das gegenwärtige Zeitalter werde, bei al-
lem was sicher sei, das Alles erleben, obgleich der genaue-
re Termin nur Gott allein bekannt sei (V. 32—36.). Wie
aber die Menschen seien (das Folgende haben Markus und
Lukas theils gar nicht, theils nicht in diesem Zusammen-
hang), so werden sie auch die Ankunft des Messias, wie
einst die der Sündfluth, mit leichtsinniger Sicherheit her-
anrücken lassen (V. 37—39.): und doch werde es ein
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