Wurzeln 36), Steine 37), Räucherungen und Amulete 38) in Verbindung gesezt, ebenfalls, wie man glaubte, aus Salo- monischer Überlieferung. Da nun die Ursache von derglei- chen Übeln nicht selten wirklich eine psychische war, oder doch im Nervensystem lag, auf welches sich von geistiger Seite unberechenbar einwirken lässt, so täuschte jenes psy- chologische Verfahren nicht durchaus, sondern es konnte oft wirklich durch die im Kranken erregte Meinung, dass vor einer Zauberformel der ihn besitzende Dämon sich nicht länger halten könne, eine Hebung des Übels bewirkt wer- den, wie denn Jesus selbst zugiebt, dass auch jüdischen Beschwörern dergleichen Kuren bisweilen gelingen (Matth. 12, 27.). Von Jesus aber lesen wir, dass er ohne ander- weitige Mittel und ohne Beschwörung bei einer andern Macht durch sein blosses Wort die Dämonen ausgetrieben habe, und es sind die hervorstechendsten Heilungen dieser Art, von welchen uns die Evangelien berichten, nunmehr in Erwägung zu ziehen.
§. 89. Jesu Dämonenaustreibungen, einzeln betrachtet.
Unter den einzelnen Erzählungen, welche uns in den drei ersten Evangelien von den Kuren Jesu an Dämoni- schen gegeben werden, ragen besonders drei hervor: die Heilung eines Dämonischen in der Synagoge zu Kapernaum, die der von einer Menge Dämonen besessenen Gadarener, und endlich die des Mondsüchtigen, welchen die Jünger nicht im Stande gewesen waren zu heilen.
Wie nach Johannes die Wasserverwandlung, so ist nach Markus (1, 23 ff.) und Lukas (4, 33 ff.) die Heilung eines Besessenen in der Synagoge von Kapernaum das er-
36) Joseph. a. a. O.
37) Gittin, f. 67. 2.
38) Justin. Mart. dial. c. Tryph. 85.
Neuntes Kapitel. §. 89.
Wurzeln 36), Steine 37), Räucherungen und Amulete 38) in Verbindung gesezt, ebenfalls, wie man glaubte, aus Salo- monischer Überlieferung. Da nun die Ursache von derglei- chen Übeln nicht selten wirklich eine psychische war, oder doch im Nervensystem lag, auf welches sich von geistiger Seite unberechenbar einwirken läſst, so täuschte jenes psy- chologische Verfahren nicht durchaus, sondern es konnte oft wirklich durch die im Kranken erregte Meinung, daſs vor einer Zauberformel der ihn besitzende Dämon sich nicht länger halten könne, eine Hebung des Übels bewirkt wer- den, wie denn Jesus selbst zugiebt, daſs auch jüdischen Beschwörern dergleichen Kuren bisweilen gelingen (Matth. 12, 27.). Von Jesus aber lesen wir, daſs er ohne ander- weitige Mittel und ohne Beschwörung bei einer andern Macht durch sein bloſses Wort die Dämonen ausgetrieben habe, und es sind die hervorstechendsten Heilungen dieser Art, von welchen uns die Evangelien berichten, nunmehr in Erwägung zu ziehen.
§. 89. Jesu Dämonenaustreibungen, einzeln betrachtet.
Unter den einzelnen Erzählungen, welche uns in den drei ersten Evangelien von den Kuren Jesu an Dämoni- schen gegeben werden, ragen besonders drei hervor: die Heilung eines Dämonischen in der Synagoge zu Kapernaum, die der von einer Menge Dämonen besessenen Gadarener, und endlich die des Mondsüchtigen, welchen die Jünger nicht im Stande gewesen waren zu heilen.
Wie nach Johannes die Wasserverwandlung, so ist nach Markus (1, 23 ff.) und Lukas (4, 33 ff.) die Heilung eines Besessenen in der Synagoge von Kapernaum das er-
36) Joseph. a. a. O.
37) Gittin, f. 67. 2.
38) Justin. Mart. dial. c. Tryph. 85.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0040"n="21"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Neuntes Kapitel</hi>. §. 89.</fw><lb/>
Wurzeln <noteplace="foot"n="36)">Joseph. a. a. O.</note>, Steine <noteplace="foot"n="37)">Gittin, f. 67. 2.</note>, Räucherungen und Amulete <noteplace="foot"n="38)">Justin. Mart. dial. c. Tryph. 85.</note> in<lb/>
Verbindung gesezt, ebenfalls, wie man glaubte, aus Salo-<lb/>
monischer Überlieferung. Da nun die Ursache von derglei-<lb/>
chen Übeln nicht selten wirklich eine psychische war, oder<lb/>
doch im Nervensystem lag, auf welches sich von geistiger<lb/>
Seite unberechenbar einwirken läſst, so täuschte jenes psy-<lb/>
chologische Verfahren nicht durchaus, sondern es konnte<lb/>
oft wirklich durch die im Kranken erregte Meinung, daſs<lb/>
vor einer Zauberformel der ihn besitzende Dämon sich nicht<lb/>
länger halten könne, eine Hebung des Übels bewirkt wer-<lb/>
den, wie denn Jesus selbst zugiebt, daſs auch jüdischen<lb/>
Beschwörern dergleichen Kuren bisweilen gelingen (Matth.<lb/>
12, 27.). Von Jesus aber lesen wir, daſs er ohne ander-<lb/>
weitige Mittel und ohne Beschwörung bei einer andern<lb/>
Macht durch sein bloſses Wort die Dämonen ausgetrieben<lb/>
habe, und es sind die hervorstechendsten Heilungen dieser<lb/>
Art, von welchen uns die Evangelien berichten, nunmehr<lb/>
in Erwägung zu ziehen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 89.<lb/>
Jesu Dämonenaustreibungen, einzeln betrachtet.</head><lb/><p>Unter den einzelnen Erzählungen, welche uns in den<lb/>
drei ersten Evangelien von den Kuren Jesu an Dämoni-<lb/>
schen gegeben werden, ragen besonders drei hervor: die<lb/>
Heilung eines Dämonischen in der Synagoge zu Kapernaum,<lb/>
die der von einer Menge Dämonen besessenen Gadarener,<lb/>
und endlich die des Mondsüchtigen, welchen die Jünger<lb/>
nicht im Stande gewesen waren zu heilen.</p><lb/><p>Wie nach Johannes die Wasserverwandlung, so ist<lb/>
nach Markus (1, 23 ff.) und Lukas (4, 33 ff.) die Heilung<lb/>
eines Besessenen in der Synagoge von Kapernaum das er-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[21/0040]
Neuntes Kapitel. §. 89.
Wurzeln 36), Steine 37), Räucherungen und Amulete 38) in
Verbindung gesezt, ebenfalls, wie man glaubte, aus Salo-
monischer Überlieferung. Da nun die Ursache von derglei-
chen Übeln nicht selten wirklich eine psychische war, oder
doch im Nervensystem lag, auf welches sich von geistiger
Seite unberechenbar einwirken läſst, so täuschte jenes psy-
chologische Verfahren nicht durchaus, sondern es konnte
oft wirklich durch die im Kranken erregte Meinung, daſs
vor einer Zauberformel der ihn besitzende Dämon sich nicht
länger halten könne, eine Hebung des Übels bewirkt wer-
den, wie denn Jesus selbst zugiebt, daſs auch jüdischen
Beschwörern dergleichen Kuren bisweilen gelingen (Matth.
12, 27.). Von Jesus aber lesen wir, daſs er ohne ander-
weitige Mittel und ohne Beschwörung bei einer andern
Macht durch sein bloſses Wort die Dämonen ausgetrieben
habe, und es sind die hervorstechendsten Heilungen dieser
Art, von welchen uns die Evangelien berichten, nunmehr
in Erwägung zu ziehen.
§. 89.
Jesu Dämonenaustreibungen, einzeln betrachtet.
Unter den einzelnen Erzählungen, welche uns in den
drei ersten Evangelien von den Kuren Jesu an Dämoni-
schen gegeben werden, ragen besonders drei hervor: die
Heilung eines Dämonischen in der Synagoge zu Kapernaum,
die der von einer Menge Dämonen besessenen Gadarener,
und endlich die des Mondsüchtigen, welchen die Jünger
nicht im Stande gewesen waren zu heilen.
Wie nach Johannes die Wasserverwandlung, so ist
nach Markus (1, 23 ff.) und Lukas (4, 33 ff.) die Heilung
eines Besessenen in der Synagoge von Kapernaum das er-
36) Joseph. a. a. O.
37) Gittin, f. 67. 2.
38) Justin. Mart. dial. c. Tryph. 85.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/40>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.