türlicher Mittel ausdrücklich geleugnet sein; auch ein Zweck dieses Wunders sei nicht einzusehen, insbesondere eine Glaubensstärkung der Jünger sei damals nicht nöthig, und nach den früheren erhabeneren Wundern durch dieses we- niger bedeutende nicht zu erreichen gewesen -- Gründe, durch welche ebenso namentlich auch die ganz ähnliche Erzählung von der Vorherbezeichnung des Esels bei'm Ein- zug, welche doch Olshausen als wunderbar festhält, aus dem Kreise des Übernatürlichen ausgeschlossen werden würde.
Eben dieser früheren Erzählung nun aber ist die ge- genwärtige so auffallend analog, dass über die historische Realität der einen nicht anders als über die der andern geur- theilt werden kann. Hier wie dort hat Jesus ein Bedürfniss, für dessen schleunige Befriedigung von Gott so gesorgt ist, dass Jesus die Art dieser Befriedigung auf's Genauste vorherweiss; hier bedarf er einen Spcisesaal, wie dort ein Reitthier; hier wie dort sendet er zwei Jünger aus, um die Bestellung zu machen; hier giebt er ihnen einen be- gegnenden Wasserträger als Kennzeichen für das Haus an, wie dort der angebundene Esel das Zeichen war; hier wie dort weist er die Jünger an, dem Eigenthümer nur ihn, hier als didaskalos, wie dort als kurios, zu nen- nen, um sogleich die unweigerliche Gewährung seines Ver- langens auszuwirken; beidemale entspricht der Erfolg sei- ner Voraussage genau. Auch bei dieser Erzählung, wie bei der früheren, fehlt der hinreichende Zweck, welchem zulieb ein solches mehrfaches Wunder könnte veranstaltet worden sein; wogegen der Grund ebenso leicht wie bei jener in die Augen fällt, vermöge dessen sich in der ur- christlichen Sage die Wundererzählung ausgebildet ha- ben mag.
Was schliesslich das Verhältniss der Evangelien in dieser Erzählung betrifft, so wird gewöhnlich die des Mat- thäus tief unter die der zwei andern Synoptiker gesezt, und
Dritter Abschnitt.
türlicher Mittel ausdrücklich geleugnet sein; auch ein Zweck dieses Wunders sei nicht einzusehen, insbesondere eine Glaubensstärkung der Jünger sei damals nicht nöthig, und nach den früheren erhabeneren Wundern durch dieses we- niger bedeutende nicht zu erreichen gewesen — Gründe, durch welche ebenso namentlich auch die ganz ähnliche Erzählung von der Vorherbezeichnung des Esels bei'm Ein- zug, welche doch Olshausen als wunderbar festhält, aus dem Kreise des Übernatürlichen ausgeschlossen werden würde.
Eben dieser früheren Erzählung nun aber ist die ge- genwärtige so auffallend analog, daſs über die historische Realität der einen nicht anders als über die der andern geur- theilt werden kann. Hier wie dort hat Jesus ein Bedürfniſs, für dessen schleunige Befriedigung von Gott so gesorgt ist, daſs Jesus die Art dieser Befriedigung auf's Genauste vorherweiſs; hier bedarf er einen Spcisesaal, wie dort ein Reitthier; hier wie dort sendet er zwei Jünger aus, um die Bestellung zu machen; hier giebt er ihnen einen be- gegnenden Wasserträger als Kennzeichen für das Haus an, wie dort der angebundene Esel das Zeichen war; hier wie dort weist er die Jünger an, dem Eigenthümer nur ihn, hier als διδάσκαλος, wie dort als κύριος, zu nen- nen, um sogleich die unweigerliche Gewährung seines Ver- langens auszuwirken; beidemale entspricht der Erfolg sei- ner Voraussage genau. Auch bei dieser Erzählung, wie bei der früheren, fehlt der hinreichende Zweck, welchem zulieb ein solches mehrfaches Wunder könnte veranstaltet worden sein; wogegen der Grund ebenso leicht wie bei jener in die Augen fällt, vermöge dessen sich in der ur- christlichen Sage die Wundererzählung ausgebildet ha- ben mag.
Was schlieſslich das Verhältniſs der Evangelien in dieser Erzählung betrifft, so wird gewöhnlich die des Mat- thäus tief unter die der zwei andern Synoptiker gesezt, und
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Dritter Abschnitt.
türlicher Mittel ausdrücklich geleugnet sein; auch ein Zweck
dieses Wunders sei nicht einzusehen, insbesondere eine
Glaubensstärkung der Jünger sei damals nicht nöthig, und
nach den früheren erhabeneren Wundern durch dieses we-
niger bedeutende nicht zu erreichen gewesen — Gründe,
durch welche ebenso namentlich auch die ganz ähnliche
Erzählung von der Vorherbezeichnung des Esels bei'm Ein-
zug, welche doch Olshausen als wunderbar festhält, aus
dem Kreise des Übernatürlichen ausgeschlossen werden
würde.
Eben dieser früheren Erzählung nun aber ist die ge-
genwärtige so auffallend analog, daſs über die historische
Realität der einen nicht anders als über die der andern geur-
theilt werden kann. Hier wie dort hat Jesus ein Bedürfniſs,
für dessen schleunige Befriedigung von Gott so gesorgt
ist, daſs Jesus die Art dieser Befriedigung auf's Genauste
vorherweiſs; hier bedarf er einen Spcisesaal, wie dort ein
Reitthier; hier wie dort sendet er zwei Jünger aus, um
die Bestellung zu machen; hier giebt er ihnen einen be-
gegnenden Wasserträger als Kennzeichen für das Haus
an, wie dort der angebundene Esel das Zeichen war;
hier wie dort weist er die Jünger an, dem Eigenthümer
nur ihn, hier als διδάσκαλος, wie dort als κύριος, zu nen-
nen, um sogleich die unweigerliche Gewährung seines Ver-
langens auszuwirken; beidemale entspricht der Erfolg sei-
ner Voraussage genau. Auch bei dieser Erzählung, wie
bei der früheren, fehlt der hinreichende Zweck, welchem
zulieb ein solches mehrfaches Wunder könnte veranstaltet
worden sein; wogegen der Grund ebenso leicht wie bei
jener in die Augen fällt, vermöge dessen sich in der ur-
christlichen Sage die Wundererzählung ausgebildet ha-
ben mag.
Was schlieſslich das Verhältniſs der Evangelien in
dieser Erzählung betrifft, so wird gewöhnlich die des Mat-
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/419>, abgerufen am 28.11.2024.
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