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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Zweites Kapitel. §. 117.
übrigen Opfer mit Ausschluss des Paschalamms so genannt
werden können 5). Dagegen suchten nunmehr die Freun-
de jener Ansicht zu ihrer Deutung der johanneischen No-
tiz durch die Bemerkung zu nöthigen, dass an der Pa-
schamahlzeit, die in den Spätabend, also schon in den
Anfang des folgenden Tages fiel, das Betreten eines heid-
nischen Hauses am Morgen, als eine nur den laufenden
Tag hindurch dauernde Verunreinigung, nicht verhindert
haben würde: wohl aber am Genusse der Chagiga, welche
am Nachmittag, also noch an demselben Tag mit der am
Morgen zugezogenen Verunreinigung, gegessen wurde, so
dass also nur diese, nicht jene gemeint sein könne. Allein
theils wissen wir nicht, ob der Eintritt in ein heidnisches
Haus nur für den Tag verunreinigte, theils waren, wenn
sich diess auch so verhielt, die Juden durch eine Verun-
reinigung am Morgen doch an der Selbstvornahme der vor-
bereitenden Geschäfte, die in den Nachmittag des 14ten
Nisan fielen, wie am Schlachten der Lämmer im Tempel-
vorhof, verhindert. -- Um endlich auch die Stelle 19, 14. in
ihrem Sinn zu deuten, nehmen die Harmonisten paraskeue
tou paskha von dem Rüsttag auf den Sabbat in der Oster-
woche, eine Gewaltsamkeit, welche wenigstens in 19, 31,
wo die paraskeue als Rüsttag auf den Sabbat bezeichnet
ist, keine Hülfe findet, weil hieraus nur erhellt, dass der
Evangelist die Vorstellung hat, der erste Paschatag sei da-
mals auf den Sabbat gefallen 6).

Im Gefühl der Unmöglichkeit, die Vereinigung der Syn-
optiker mit Johannes in dieser einfachen Weise zu Stan-
de zu bringen, haben andere Ausleger eine complicirtere

5) Diss. de vera notione coenae Domini, zu Cudworth. syst.
intell. p. 22. not. 1.
6) Diese Gegenbemerkungen s. besonders bei Lücke z. d. Absch.
und bei Sieffert, über den Urspr. S. 127 ff.

Zweites Kapitel. §. 117.
übrigen Opfer mit Ausschluſs des Paschalamms so genannt
werden können 5). Dagegen suchten nunmehr die Freun-
de jener Ansicht zu ihrer Deutung der johanneischen No-
tiz durch die Bemerkung zu nöthigen, daſs an der Pa-
schamahlzeit, die in den Spätabend, also schon in den
Anfang des folgenden Tages fiel, das Betreten eines heid-
nischen Hauses am Morgen, als eine nur den laufenden
Tag hindurch dauernde Verunreinigung, nicht verhindert
haben würde: wohl aber am Genusse der Chagiga, welche
am Nachmittag, also noch an demselben Tag mit der am
Morgen zugezogenen Verunreinigung, gegessen wurde, so
daſs also nur diese, nicht jene gemeint sein könne. Allein
theils wissen wir nicht, ob der Eintritt in ein heidnisches
Haus nur für den Tag verunreinigte, theils waren, wenn
sich dieſs auch so verhielt, die Juden durch eine Verun-
reinigung am Morgen doch an der Selbstvornahme der vor-
bereitenden Geschäfte, die in den Nachmittag des 14ten
Nisan fielen, wie am Schlachten der Lämmer im Tempel-
vorhof, verhindert. — Um endlich auch die Stelle 19, 14. in
ihrem Sinn zu deuten, nehmen die Harmonisten παρασκευὴ
τοὺ πάσχα von dem Rüsttag auf den Sabbat in der Oster-
woche, eine Gewaltsamkeit, welche wenigstens in 19, 31,
wo die παρασκευὴ als Rüsttag auf den Sabbat bezeichnet
ist, keine Hülfe findet, weil hieraus nur erhellt, daſs der
Evangelist die Vorstellung hat, der erste Paschatag sei da-
mals auf den Sabbat gefallen 6).

Im Gefühl der Unmöglichkeit, die Vereinigung der Syn-
optiker mit Johannes in dieser einfachen Weise zu Stan-
de zu bringen, haben andere Ausleger eine complicirtere

5) Diss. de vera notione coenae Domini, zu Cudworth. syst.
intell. p. 22. not. 1.
6) Diese Gegenbemerkungen s. besonders bei Lücke z. d. Absch.
und bei Sieffert, über den Urspr. S. 127 ff.
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[407/0426] Zweites Kapitel. §. 117. übrigen Opfer mit Ausschluſs des Paschalamms so genannt werden können 5). Dagegen suchten nunmehr die Freun- de jener Ansicht zu ihrer Deutung der johanneischen No- tiz durch die Bemerkung zu nöthigen, daſs an der Pa- schamahlzeit, die in den Spätabend, also schon in den Anfang des folgenden Tages fiel, das Betreten eines heid- nischen Hauses am Morgen, als eine nur den laufenden Tag hindurch dauernde Verunreinigung, nicht verhindert haben würde: wohl aber am Genusse der Chagiga, welche am Nachmittag, also noch an demselben Tag mit der am Morgen zugezogenen Verunreinigung, gegessen wurde, so daſs also nur diese, nicht jene gemeint sein könne. Allein theils wissen wir nicht, ob der Eintritt in ein heidnisches Haus nur für den Tag verunreinigte, theils waren, wenn sich dieſs auch so verhielt, die Juden durch eine Verun- reinigung am Morgen doch an der Selbstvornahme der vor- bereitenden Geschäfte, die in den Nachmittag des 14ten Nisan fielen, wie am Schlachten der Lämmer im Tempel- vorhof, verhindert. — Um endlich auch die Stelle 19, 14. in ihrem Sinn zu deuten, nehmen die Harmonisten παρασκευὴ τοὺ πάσχα von dem Rüsttag auf den Sabbat in der Oster- woche, eine Gewaltsamkeit, welche wenigstens in 19, 31, wo die παρασκευὴ als Rüsttag auf den Sabbat bezeichnet ist, keine Hülfe findet, weil hieraus nur erhellt, daſs der Evangelist die Vorstellung hat, der erste Paschatag sei da- mals auf den Sabbat gefallen 6). Im Gefühl der Unmöglichkeit, die Vereinigung der Syn- optiker mit Johannes in dieser einfachen Weise zu Stan- de zu bringen, haben andere Ausleger eine complicirtere 5) Diss. de vera notione coenae Domini, zu Cudworth. syst. intell. p. 22. not. 1. 6) Diese Gegenbemerkungen s. besonders bei Lücke z. d. Absch. und bei Sieffert, über den Urspr. S. 127 ff.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/426>, abgerufen am 24.11.2024.