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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Dritter Abschnitt.
beiden ohne Weiteres durch su eipas und eg" eimi bejaht,
und hinzusezt, dass sie von jezt an, oder demnächst (ap
arti), des Menschen Sohn zur Rechten der göttlichen Macht
sitzen, und in den Wolken des Himmels kommen sehen
würden; nach Lukas hingegen erklärt er zuerst, dass ihn
seine Antwort doch nichts nützen werde, fügt übrigens
hinzu, von jezt an werde des Menschen Sohn zur Rech-
ten der göttlichen Macht sitzen, worauf ihn Alle gespannt
fragen, ob er demnach der Sohn Gottes sei? was er be-
jaht. Hier spricht also Jesus die Erwartung aus, durch
seinen Tod nunmehr zu der Herrlichkeit des messianischen
Sitzens zur Rechten Gottes, nach Ps. 110, 1, den er schon
Matth. 22, 44. auf den Messias gedeutet hatte, einzugehen.
Wie lange er auch vielleicht seine messianische Verherrli-
chung sich ohne Vermittlung durch den Tod gedacht ha-
ben mag, weil eine solche Vermittlung in den Vorstel-
lungen der Zeit ihm nicht scheint an die Hand gegeben
gewesen zu sein: jezt, gefangen, von seinen Anhängern
verlassen, dem erbitterten Synedrium gegenüber, musste
er einsehen, dass, wenn er überhaupt noch die Überzeu-
gung von seiner Messianität festhalten wollte, er zu seiner
messianischen Verherrlichung nur durch den Tod eingehen
könne; so dass vielleicht eben jene lezte Noth des gefan-
genen Jesus die Geburtsstunde der Idee eines sterbenden
Messias war. Wenn den zwei ersten Evangelisten zufolge
Jesus zu dem kathemenon ek dexion tes dunameos noch kai
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schon früher, seine baldige Parusie, und zwar hier be-
stimmt als Wiederkunft, voraus. Nach Olshausen soll das
ap arti des Matthäus nur auf kathemenon k. t. l. bezogen
werden, weil es zu erkhomenon k. t. l. nicht passen würde,
indem sich nicht denken lasse, wie Jesus sich damals schon
als demnächst Kommenden habe darstellen können: eine
lediglich dogmatische Bedenklichkeit, welche auf unsrem
Standpunkt nicht stattfindet, auf keinem aber die gramma-

Dritter Abschnitt.
beiden ohne Weiteres durch σὺ εἰπας und ἐγ῎ εἰμι bejaht,
und hinzusezt, daſs sie von jezt an, oder demnächst (ἀπ̕
ἄρτι), des Menschen Sohn zur Rechten der göttlichen Macht
sitzen, und in den Wolken des Himmels kommen sehen
würden; nach Lukas hingegen erklärt er zuerst, daſs ihn
seine Antwort doch nichts nützen werde, fügt übrigens
hinzu, von jezt an werde des Menschen Sohn zur Rech-
ten der göttlichen Macht sitzen, worauf ihn Alle gespannt
fragen, ob er demnach der Sohn Gottes sei? was er be-
jaht. Hier spricht also Jesus die Erwartung aus, durch
seinen Tod nunmehr zu der Herrlichkeit des messianischen
Sitzens zur Rechten Gottes, nach Ps. 110, 1, den er schon
Matth. 22, 44. auf den Messias gedeutet hatte, einzugehen.
Wie lange er auch vielleicht seine messianische Verherrli-
chung sich ohne Vermittlung durch den Tod gedacht ha-
ben mag, weil eine solche Vermittlung in den Vorstel-
lungen der Zeit ihm nicht scheint an die Hand gegeben
gewesen zu sein: jezt, gefangen, von seinen Anhängern
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er einsehen, daſs, wenn er überhaupt noch die Überzeu-
gung von seiner Messianität festhalten wollte, er zu seiner
messianischen Verherrlichung nur durch den Tod eingehen
könne; so daſs vielleicht eben jene lezte Noth des gefan-
genen Jesus die Geburtsstunde der Idee eines sterbenden
Messias war. Wenn den zwei ersten Evangelisten zufolge
Jesus zu dem καϑήμενον ἐκ δεξιῶν τῆς δυνάμεως noch καὶ
ἐρχόμενον ἐπττῶν νεφελῶν τοῦουρανοῦ sezt, so sagt er, wie
schon früher, seine baldige Parusie, und zwar hier be-
stimmt als Wiederkunft, voraus. Nach Olshausen soll das
ἀπ̕ ἄρτι des Matthäus nur auf καϑήμενον κ. τ. λ. bezogen
werden, weil es zu ἐρχόμενον κ. τ. λ. nicht passen würde,
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[486/0505] Dritter Abschnitt. beiden ohne Weiteres durch σὺ εἰπας und ἐγ῎ εἰμι bejaht, und hinzusezt, daſs sie von jezt an, oder demnächst (ἀπ̕ ἄρτι), des Menschen Sohn zur Rechten der göttlichen Macht sitzen, und in den Wolken des Himmels kommen sehen würden; nach Lukas hingegen erklärt er zuerst, daſs ihn seine Antwort doch nichts nützen werde, fügt übrigens hinzu, von jezt an werde des Menschen Sohn zur Rech- ten der göttlichen Macht sitzen, worauf ihn Alle gespannt fragen, ob er demnach der Sohn Gottes sei? was er be- jaht. Hier spricht also Jesus die Erwartung aus, durch seinen Tod nunmehr zu der Herrlichkeit des messianischen Sitzens zur Rechten Gottes, nach Ps. 110, 1, den er schon Matth. 22, 44. auf den Messias gedeutet hatte, einzugehen. Wie lange er auch vielleicht seine messianische Verherrli- chung sich ohne Vermittlung durch den Tod gedacht ha- ben mag, weil eine solche Vermittlung in den Vorstel- lungen der Zeit ihm nicht scheint an die Hand gegeben gewesen zu sein: jezt, gefangen, von seinen Anhängern verlassen, dem erbitterten Synedrium gegenüber, muſste er einsehen, daſs, wenn er überhaupt noch die Überzeu- gung von seiner Messianität festhalten wollte, er zu seiner messianischen Verherrlichung nur durch den Tod eingehen könne; so daſs vielleicht eben jene lezte Noth des gefan- genen Jesus die Geburtsstunde der Idee eines sterbenden Messias war. Wenn den zwei ersten Evangelisten zufolge Jesus zu dem καϑήμενον ἐκ δεξιῶν τῆς δυνάμεως noch καὶ ἐρχόμενον ἐπττῶν νεφελῶν τοῦουρανοῦ sezt, so sagt er, wie schon früher, seine baldige Parusie, und zwar hier be- stimmt als Wiederkunft, voraus. Nach Olshausen soll das ἀπ̕ ἄρτι des Matthäus nur auf καϑήμενον κ. τ. λ. bezogen werden, weil es zu ἐρχόμενον κ. τ. λ. nicht passen würde, indem sich nicht denken lasse, wie Jesus sich damals schon als demnächst Kommenden habe darstellen können: eine lediglich dogmatische Bedenklichkeit, welche auf unsrem Standpunkt nicht stattfindet, auf keinem aber die gramma-

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/505>, abgerufen am 22.11.2024.