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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Drittes Kapitel. §. 126.
einer Höhe an einem Baume aufhängen wollen, da aber
der Strick riss, oder der Baumast brach, sei er über schrof-
fe Klippen und spitze Gesträuche, die seinen Leib zer-
fleischten, bis in's Thal heruntergestürzt 7). Doch schon
der Verfasser einer Abhandlung über die lezten Schicksale
des Judas in Schmidt's Bibliothek 8) hat es auffallend ge-
funden, wie getreulich sich nach dieser Annahme die bei-
den Erzähler in die Nachricht getheilt haben müssten, in-
dem nicht etwa der eine das Unbestimmte, der andere das
Bestimmtere berichte, sondern beide erzählen bestimmt,
nur der eine den ersten Theil der Begebenheit ohne den
zweiten, der andere den zweiten, ohne den ersten zu be-
rühren, und Hase behauptet mit Recht, beide Berichter-
statter haben jeder nur den von ihm aufgenommenen That-
bestand gekannt, da sie sonst die andere Hälfte nicht hät-
ten auslassen können 9).

Nachdem wir so an der ersten Differenz die Vereini-
gungsversuche haben scheitern sehen, fragt sich nun, ob
die andere, die Erwerbung des Grundstücks betreffende,
sich leichter beilegen lässt. Sie besteht darin, dass bei Mat-
thäus erst nach des Judas Entleibung die Synedristen für
das von ihm zurückgelassene Geld einen Acker (und zwar
von einem Töpfer -- eine Bestimmung, die in der A. G.
fehlt) erkaufen: wogegen nach der A. G. Judas selbst
noch das Grundstück für sich erwirbt, und auf demselben
vom jähen Tode ereilt wird; so dass nach diesem Bericht

7) So, nach Casaubonus, Paulus, 3, b, S. 457; Kuinöl, in Matth.
747 f., und mit halber Beistimmung Olshausen, 2, S. 455 f.
Selbst Fritzsche ist durch den langen Weg bis zu diesen
lezten Kapiteln des Matthäus so matt gemacht, dass er sich
bei dieser Ausgleichung beruhigt, und unter Voraussetzung
derselben behauptet, dass die beiden Berichte amicissime
conspiriren.
8) 2. Band, 2. Stück, S. 248 f.
9) L. J. §. 132.

Drittes Kapitel. §. 126.
einer Höhe an einem Baume aufhängen wollen, da aber
der Strick riſs, oder der Baumast brach, sei er über schrof-
fe Klippen und spitze Gesträuche, die seinen Leib zer-
fleischten, bis in's Thal heruntergestürzt 7). Doch schon
der Verfasser einer Abhandlung über die lezten Schicksale
des Judas in Schmidt's Bibliothek 8) hat es auffallend ge-
funden, wie getreulich sich nach dieser Annahme die bei-
den Erzähler in die Nachricht getheilt haben müſsten, in-
dem nicht etwa der eine das Unbestimmte, der andere das
Bestimmtere berichte, sondern beide erzählen bestimmt,
nur der eine den ersten Theil der Begebenheit ohne den
zweiten, der andere den zweiten, ohne den ersten zu be-
rühren, und Hase behauptet mit Recht, beide Berichter-
statter haben jeder nur den von ihm aufgenommenen That-
bestand gekannt, da sie sonst die andere Hälfte nicht hät-
ten auslassen können 9).

Nachdem wir so an der ersten Differenz die Vereini-
gungsversuche haben scheitern sehen, fragt sich nun, ob
die andere, die Erwerbung des Grundstücks betreffende,
sich leichter beilegen läſst. Sie besteht darin, daſs bei Mat-
thäus erst nach des Judas Entleibung die Synedristen für
das von ihm zurückgelassene Geld einen Acker (und zwar
von einem Töpfer — eine Bestimmung, die in der A. G.
fehlt) erkaufen: wogegen nach der A. G. Judas selbst
noch das Grundstück für sich erwirbt, und auf demselben
vom jähen Tode ereilt wird; so daſs nach diesem Bericht

7) So, nach Casaubonus, Paulus, 3, b, S. 457; Kuinöl, in Matth.
747 f., und mit halber Beistimmung Olshausen, 2, S. 455 f.
Selbst Fritzsche ist durch den langen Weg bis zu diesen
lezten Kapiteln des Matthäus so matt gemacht, dass er sich
bei dieser Ausgleichung beruhigt, und unter Voraussetzung
derselben behauptet, dass die beiden Berichte amicissime
conspiriren.
8) 2. Band, 2. Stück, S. 248 f.
9) L. J. §. 132.
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[501/0520] Drittes Kapitel. §. 126. einer Höhe an einem Baume aufhängen wollen, da aber der Strick riſs, oder der Baumast brach, sei er über schrof- fe Klippen und spitze Gesträuche, die seinen Leib zer- fleischten, bis in's Thal heruntergestürzt 7). Doch schon der Verfasser einer Abhandlung über die lezten Schicksale des Judas in Schmidt's Bibliothek 8) hat es auffallend ge- funden, wie getreulich sich nach dieser Annahme die bei- den Erzähler in die Nachricht getheilt haben müſsten, in- dem nicht etwa der eine das Unbestimmte, der andere das Bestimmtere berichte, sondern beide erzählen bestimmt, nur der eine den ersten Theil der Begebenheit ohne den zweiten, der andere den zweiten, ohne den ersten zu be- rühren, und Hase behauptet mit Recht, beide Berichter- statter haben jeder nur den von ihm aufgenommenen That- bestand gekannt, da sie sonst die andere Hälfte nicht hät- ten auslassen können 9). Nachdem wir so an der ersten Differenz die Vereini- gungsversuche haben scheitern sehen, fragt sich nun, ob die andere, die Erwerbung des Grundstücks betreffende, sich leichter beilegen läſst. Sie besteht darin, daſs bei Mat- thäus erst nach des Judas Entleibung die Synedristen für das von ihm zurückgelassene Geld einen Acker (und zwar von einem Töpfer — eine Bestimmung, die in der A. G. fehlt) erkaufen: wogegen nach der A. G. Judas selbst noch das Grundstück für sich erwirbt, und auf demselben vom jähen Tode ereilt wird; so daſs nach diesem Bericht 7) So, nach Casaubonus, Paulus, 3, b, S. 457; Kuinöl, in Matth. 747 f., und mit halber Beistimmung Olshausen, 2, S. 455 f. Selbst Fritzsche ist durch den langen Weg bis zu diesen lezten Kapiteln des Matthäus so matt gemacht, dass er sich bei dieser Ausgleichung beruhigt, und unter Voraussetzung derselben behauptet, dass die beiden Berichte amicissime conspiriren. 8) 2. Band, 2. Stück, S. 248 f. 9) L. J. §. 132.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/520>, abgerufen am 22.11.2024.