Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.Drittes Kapitel. §. 126. zerborst und alle Eingeweide ausschüttete 18). Die lezteAngabe ist ohne Zweifel ein Missverstand der alten Sage; denn der durchfahrende Wagen war ursprünglich in keine unmittelbare Berührung mit dem Leib des Judas gebracht, sondern nur als Maass für dessen Dicke gebraucht, und diess wurde später irrig so aufgefasst, als ob ein vorüber- fahrender Wagen den aufgeschwollenen Judas zerquetscht hätte. Wirklich finden wir daher nicht allein bei Theo- phylakt und in einem alten Scholion 19) ohne bestimmte Zurückführung auf den Papias, sondern auch in einer Ca- tene mit genauer Anführung seiner exegeseis, die Sache ohne jenen Zusaz erzählt 20). Das ungeheure Anschwel- len des Judas, von welchem in diesen Stellen die Rede ist, sollte wohl ursprünglich nur eine Erklärung für das Zerplatzen und Ausschütten der Eingeweide sein, und ebenso könnte man die Wassersucht, in welche Theophy- lakt ihn verfallen lässt, wiederum nur als eine Erklärung 18) Oecumn. ad Act. 1.: touto de sapheseron isorei, Papias, o Ioatnou 19) s. oben Anm. 6. 20) In Münter's Fragm. Patr. 1, p. 17 ff. Die Stelle lautet übri-
gens sehr ähnlich der des Oekumenius, und überbietet sie zum Theil noch: touto de sapheseron isorei Papias, o Ioannou mathetes, legon outosen to tetarto tes exegeseos ton kuriakon logon; mega de asebeias upodeigma en touto to kosmo periepa- tesen o Ioudas; prestheis epi tosouton ten sarka, ose mede opothen amaxa Radios dierkhetai, ekeinon dunasthai dielthein, alla mede auton monon ton ogkon tes kephales autou ta men gar blephara ton ophthalmon autou(Cod. Venet.: phasi tosouton exoidesai, os auton men katholou to phos me blepein) mede upo iatrou dioptras ophthenai dunasthai k. t. l. Meta pollas de basanous kai timorias en idio, phasi, khorio teleutesantos k. t. l. Drittes Kapitel. §. 126. zerborst und alle Eingeweide ausschüttete 18). Die lezteAngabe ist ohne Zweifel ein Miſsverstand der alten Sage; denn der durchfahrende Wagen war ursprünglich in keine unmittelbare Berührung mit dem Leib des Judas gebracht, sondern nur als Maaſs für dessen Dicke gebraucht, und dieſs wurde später irrig so aufgefaſst, als ob ein vorüber- fahrender Wagen den aufgeschwollenen Judas zerquetscht hätte. Wirklich finden wir daher nicht allein bei Theo- phylakt und in einem alten Scholion 19) ohne bestimmte Zurückführung auf den Papias, sondern auch in einer Ca- tene mit genauer Anführung seiner ἐξηγήσεις, die Sache ohne jenen Zusaz erzählt 20). Das ungeheure Anschwel- len des Judas, von welchem in diesen Stellen die Rede ist, sollte wohl ursprünglich nur eine Erklärung für das Zerplatzen und Ausschütten der Eingeweide sein, und ebenso könnte man die Wassersucht, in welche Theophy- lakt ihn verfallen läſst, wiederum nur als eine Erklärung 18) Oecumn. ad Act. 1.: τοῦτο δὲ σαφέςερον ἱςορεῖ, Παπίας, ὁ Ἰωάτνου 19) s. oben Anm. 6. 20) In Münter's Fragm. Patr. 1, p. 17 ff. Die Stelle lautet übri-
gens sehr ähnlich der des Oekumenius, und überbietet sie zum Theil noch: τοῦτο δὲ σαφέςερον ἱςορεῖ Παπίας, ὁ Ἰωάννου μαϑητὴς, λέγων οὑ̍τωςἐν τῷ τετάρτῳ τῆς ἐξηγήσεως τῶν κυριακῶν λόγων· μέγα δὲ ἀσεβείας ὑπόδειγμα ἐν τουτῳ τῷ κόσμῳ περιεπά- τησεν ὁ Ἰουδας· πρησϑεὶς ἐπὶ τοσοῦτον τῆν σάρκα, ὥςε μηδὲ ὁπόϑεν ἅμαξα ῥᾳδίως διέρχεται, ἐκεῖνον δύνασϑαι διελϑεῖν, ἀλλὰ μηδε αὐτὸν μὸνον τὸν ὄγκον τῆς κεφαλῆς αὐτοῦ τὰ μὲν γὰρ βλέφαρα τῶν ὀφϑαλμῶν αὐτοῦ(Cod. Venet.: φασὶ τοσοῦτον ἐξοιδῆσαι, ὡς αὐτὸν μὲν καϑόλου τὸ φῶς μὴ βλέπειν) μηδὲ ὑπὸ ἰατροῦ διόπτρας ὀφϑῆναι δύνασϑαι κ. τ. λ. Μετὰ πολλὰς δὲ βασάνους καὶ τιμωρίας ἐν ἰδίῳ, φασὶ, χωρίῳ τελευτήσαντος κ. τ. λ. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0528" n="509"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Drittes Kapitel</hi>. §. 126.</fw><lb/> zerborst und alle Eingeweide ausschüttete <note place="foot" n="18)">Oecumn. ad Act. 1.: <quote xml:lang="ell">τοῦτο δὲ σαφέςερον ἱςορεῖ, Παπίας, ὁ Ἰωάτνου<lb/> τοῦ ἀποςόλου μαϑητής· μέγα ἀσεβείας ὑπόδειγμα ἐν τουτῳ τῷ κόσμῳ<lb/> περιεπάτησεν Ἰουδας. Πρησϑεὶς γὰρ ἐπὶ τοοοῦτον τὴν σάρκα, ὥςε<lb/> μὴ δύνασϑαι διελϑεῖν, ἁμάξης ῥᾳδίως διερχομένης, ὑπὸ τῆς ἁμάξης<lb/> ἐπιέσϑη, ὥςε τὰ ἔγκατα αὐτοῦ ἐκκενωϑῆναι.</quote></note>. Die lezte<lb/> Angabe ist ohne Zweifel ein Miſsverstand der alten Sage;<lb/> denn der durchfahrende Wagen war ursprünglich in keine<lb/> unmittelbare Berührung mit dem Leib des Judas gebracht,<lb/> sondern nur als Maaſs für dessen Dicke gebraucht, und<lb/> dieſs wurde später irrig so aufgefaſst, als ob ein vorüber-<lb/> fahrender Wagen den aufgeschwollenen Judas zerquetscht<lb/> hätte. Wirklich finden wir daher nicht allein bei Theo-<lb/> phylakt und in einem alten Scholion <note place="foot" n="19)">s. oben Anm. 6.</note> ohne bestimmte<lb/> Zurückführung auf den Papias, sondern auch in einer Ca-<lb/> tene mit genauer Anführung seiner <foreign xml:lang="ell">ἐξηγήσεις</foreign>, die Sache<lb/> ohne jenen Zusaz erzählt <note place="foot" n="20)">In <hi rendition="#k">Münter's</hi> Fragm. Patr. 1, p. 17 ff. Die Stelle lautet übri-<lb/> gens sehr ähnlich der des Oekumenius, und überbietet sie<lb/> zum Theil noch: <foreign xml:lang="ell">τοῦτο δὲ σαφέςερον ἱςορεῖ Παπίας, ὁ Ἰωάννου<lb/> μαϑητὴς, λέγων οὑ̍τωςἐν τῷ τετάρτῳ τῆς ἐξηγήσεως τῶν κυριακῶν<lb/> λόγων· μέγα δὲ ἀσεβείας ὑπόδειγμα ἐν τουτῳ τῷ κόσμῳ περιεπά-<lb/> τησεν ὁ Ἰουδας· πρησϑεὶς ἐπὶ τοσοῦτον τῆν σάρκα, ὥςε μηδὲ ὁπόϑεν<lb/> ἅμαξα ῥᾳδίως διέρχεται, ἐκεῖνον δύνασϑαι διελϑεῖν, ἀλλὰ μηδε<lb/> αὐτὸν μὸνον τὸν ὄγκον τῆς κεφαλῆς αὐτοῦ τὰ μὲν γὰρ βλέφαρα<lb/> τῶν ὀφϑαλμῶν αὐτοῦ(Cod. Venet.: φασὶ τοσοῦτον ἐξοιδῆσαι, ὡς<lb/> αὐτὸν μὲν καϑόλου τὸ φῶς μὴ βλέπειν) μηδὲ ὑπὸ ἰατροῦ διόπτρας<lb/> ὀφϑῆναι δύνασϑαι κ. τ. λ. Μετὰ πολλὰς δὲ βασάνους καὶ τιμωρίας<lb/> ἐν ἰδίῳ, φασὶ, χωρίῳ τελευτήσαντος κ. τ. λ.</foreign></note>. Das ungeheure Anschwel-<lb/> len des Judas, von welchem in diesen Stellen die Rede<lb/> ist, sollte wohl ursprünglich nur eine Erklärung für<lb/> das Zerplatzen und Ausschütten der Eingeweide sein, und<lb/> ebenso könnte man die Wassersucht, in welche Theophy-<lb/> lakt ihn verfallen läſst, wiederum nur als eine Erklärung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [509/0528]
Drittes Kapitel. §. 126.
zerborst und alle Eingeweide ausschüttete 18). Die lezte
Angabe ist ohne Zweifel ein Miſsverstand der alten Sage;
denn der durchfahrende Wagen war ursprünglich in keine
unmittelbare Berührung mit dem Leib des Judas gebracht,
sondern nur als Maaſs für dessen Dicke gebraucht, und
dieſs wurde später irrig so aufgefaſst, als ob ein vorüber-
fahrender Wagen den aufgeschwollenen Judas zerquetscht
hätte. Wirklich finden wir daher nicht allein bei Theo-
phylakt und in einem alten Scholion 19) ohne bestimmte
Zurückführung auf den Papias, sondern auch in einer Ca-
tene mit genauer Anführung seiner ἐξηγήσεις, die Sache
ohne jenen Zusaz erzählt 20). Das ungeheure Anschwel-
len des Judas, von welchem in diesen Stellen die Rede
ist, sollte wohl ursprünglich nur eine Erklärung für
das Zerplatzen und Ausschütten der Eingeweide sein, und
ebenso könnte man die Wassersucht, in welche Theophy-
lakt ihn verfallen läſst, wiederum nur als eine Erklärung
18) Oecumn. ad Act. 1.: τοῦτο δὲ σαφέςερον ἱςορεῖ, Παπίας, ὁ Ἰωάτνου
τοῦ ἀποςόλου μαϑητής· μέγα ἀσεβείας ὑπόδειγμα ἐν τουτῳ τῷ κόσμῳ
περιεπάτησεν Ἰουδας. Πρησϑεὶς γὰρ ἐπὶ τοοοῦτον τὴν σάρκα, ὥςε
μὴ δύνασϑαι διελϑεῖν, ἁμάξης ῥᾳδίως διερχομένης, ὑπὸ τῆς ἁμάξης
ἐπιέσϑη, ὥςε τὰ ἔγκατα αὐτοῦ ἐκκενωϑῆναι.
19) s. oben Anm. 6.
20) In Münter's Fragm. Patr. 1, p. 17 ff. Die Stelle lautet übri-
gens sehr ähnlich der des Oekumenius, und überbietet sie
zum Theil noch: τοῦτο δὲ σαφέςερον ἱςορεῖ Παπίας, ὁ Ἰωάννου
μαϑητὴς, λέγων οὑ̍τωςἐν τῷ τετάρτῳ τῆς ἐξηγήσεως τῶν κυριακῶν
λόγων· μέγα δὲ ἀσεβείας ὑπόδειγμα ἐν τουτῳ τῷ κόσμῳ περιεπά-
τησεν ὁ Ἰουδας· πρησϑεὶς ἐπὶ τοσοῦτον τῆν σάρκα, ὥςε μηδὲ ὁπόϑεν
ἅμαξα ῥᾳδίως διέρχεται, ἐκεῖνον δύνασϑαι διελϑεῖν, ἀλλὰ μηδε
αὐτὸν μὸνον τὸν ὄγκον τῆς κεφαλῆς αὐτοῦ τὰ μὲν γὰρ βλέφαρα
τῶν ὀφϑαλμῶν αὐτοῦ(Cod. Venet.: φασὶ τοσοῦτον ἐξοιδῆσαι, ὡς
αὐτὸν μὲν καϑόλου τὸ φῶς μὴ βλέπειν) μηδὲ ὑπὸ ἰατροῦ διόπτρας
ὀφϑῆναι δύνασϑαι κ. τ. λ. Μετὰ πολλὰς δὲ βασάνους καὶ τιμωρίας
ἐν ἰδίῳ, φασὶ, χωρίῳ τελευτήσαντος κ. τ. λ.
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