Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.Dritter Abschnitt. daten seine Kleider vertheilt haben; hierauf, wie sie sichniedersezten, um ihn zu bewachen; nach diesem die dem Kreuz gegebene Überschrift, und nun erst wird, und zwar nicht als Nachholung, sondern durch eine Partikel der Zeit- folge (tote) die Notiz angeknüpft, dass man mit ihm zwei Räuber gekreuzigt habe. Während Markus dem Matthäus folgt, nur dass er statt der Angabe der Bewachung des Kreuzes eine Zeitbestimmung hat, berichtet Lukas richti- ger zuerst die Kreuzigung der beiden Verbrecher mit Jesu, dann erst die Kleiderverloosung, und in ähnlicher Abfolge auch Johannes. Desswegen aber die Verse bei Matthäus umzustellen (34. 37. 38. 35. 36.), wie schon vorgeschlagen wurde7), ist unerlaubt, und man muss vielmehr auf dem Verfasser des ersten Evangeliums hier die Beschuldigung liegen lassen, dass er über dem Bestreben, von den Haupt- vorgängen bei der Kreuzigung Jesu nur keinen zu überge- hen, die natürliche Zeitfolge vernachlässigt habe 8). Was die Art der Kreuzigung betrifft, ist jezt kaum 7) von Wassenbergh, in der Diss. de trajectionibus N. T. zu Valckenaer's scholae in II. quosd. N. T. 2, p. 31. 8) Vgl. Schleiermacher, über den Lukas, S. 295. und Fritzsche, in Matth. p. 814. 9) Apol. I, 35. Dial. c. Tryph. 97. 10) Christologie des A. T. 1, a, S. 182 ff.
Dritter Abschnitt. daten seine Kleider vertheilt haben; hierauf, wie sie sichniedersezten, um ihn zu bewachen; nach diesem die dem Kreuz gegebene Überschrift, und nun erst wird, und zwar nicht als Nachholung, sondern durch eine Partikel der Zeit- folge (τότε) die Notiz angeknüpft, daſs man mit ihm zwei Räuber gekreuzigt habe. Während Markus dem Matthäus folgt, nur daſs er statt der Angabe der Bewachung des Kreuzes eine Zeitbestimmung hat, berichtet Lukas richti- ger zuerst die Kreuzigung der beiden Verbrecher mit Jesu, dann erst die Kleiderverloosung, und in ähnlicher Abfolge auch Johannes. Deſswegen aber die Verse bei Matthäus umzustellen (34. 37. 38. 35. 36.), wie schon vorgeschlagen wurde7), ist unerlaubt, und man muſs vielmehr auf dem Verfasser des ersten Evangeliums hier die Beschuldigung liegen lassen, daſs er über dem Bestreben, von den Haupt- vorgängen bei der Kreuzigung Jesu nur keinen zu überge- hen, die natürliche Zeitfolge vernachlässigt habe 8). Was die Art der Kreuzigung betrifft, ist jezt kaum 7) von Wassenbergh, in der Diss. de trajectionibus N. T. zu Valckenaer's scholae in II. quosd. N. T. 2, p. 31. 8) Vgl. Schleiermacher, über den Lukas, S. 295. und Fritzsche, in Matth. p. 814. 9) Apol. I, 35. Dial. c. Tryph. 97. 10) Christologie des A. T. 1, a, S. 182 ff.
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Dritter Abschnitt.
daten seine Kleider vertheilt haben; hierauf, wie sie sich
niedersezten, um ihn zu bewachen; nach diesem die dem
Kreuz gegebene Überschrift, und nun erst wird, und zwar
nicht als Nachholung, sondern durch eine Partikel der Zeit-
folge (τότε) die Notiz angeknüpft, daſs man mit ihm zwei
Räuber gekreuzigt habe. Während Markus dem Matthäus
folgt, nur daſs er statt der Angabe der Bewachung des
Kreuzes eine Zeitbestimmung hat, berichtet Lukas richti-
ger zuerst die Kreuzigung der beiden Verbrecher mit Jesu,
dann erst die Kleiderverloosung, und in ähnlicher Abfolge
auch Johannes. Deſswegen aber die Verse bei Matthäus
umzustellen (34. 37. 38. 35. 36.), wie schon vorgeschlagen
wurde 7), ist unerlaubt, und man muſs vielmehr auf dem
Verfasser des ersten Evangeliums hier die Beschuldigung
liegen lassen, daſs er über dem Bestreben, von den Haupt-
vorgängen bei der Kreuzigung Jesu nur keinen zu überge-
hen, die natürliche Zeitfolge vernachlässigt habe 8).
Was die Art der Kreuzigung betrifft, ist jezt kaum
mehr etwas streitig, als nur die Frage, ob dem Gekreu-
zigten ausser den Händen auch die Füſse angenagelt wor-
den seien? Die Bejahung dieser Frage liegt ebenso im
Interesse der orthodoxen, wie die Verneinung in dem der
rationalistischen Ansicht. Von Justin dem Märtyrer an 9)
bis auf Hengstenberg 10) und Olshausen finden die Ortho-
doxen in den angenagelten Füſsen Jesu eine Erfüllung der
Weissagung Ps. 22, 17, wo die LXX. ὤρυξαν χεῖράς μου
καὶ πόδας übersezt: allein im Grundtext ist schwerlich von
Durchbohren, in keinem Fall von einer Kreuzigung die
Rede; auch wird die Stelle im N. T. nirgends auf Chri-
7) von Wassenbergh, in der Diss. de trajectionibus N. T. zu
Valckenaer's scholae in II. quosd. N. T. 2, p. 31.
8) Vgl. Schleiermacher, über den Lukas, S. 295. und Fritzsche,
in Matth. p. 814.
9) Apol. I, 35. Dial. c. Tryph. 97.
10) Christologie des A. T. 1, a, S. 182 ff.
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