Schlussabhandlung. Die dogmatische Bedeutung des Lebens Jesu.
§. 140. Nothwendiger Übergang der Kritik in das Dogma.
Durch die Ergebnisse der bisherigen Untersuchung ist nun, wie es scheint, Alles, was der Christ von seinem Je- sus glaubt, vernichtet, alle Ermunterungen, die er aus die- sem Glauben schöpft, sind ihm entzogen, alle Tröstungen geraubt. Der unendliche Schaz von Wahrheit und Leben, an welchem seit achtzehn Jahrhunderten die Menschheit sich grossgenährt, scheint hiemit verwüstet, das Erhaben- ste in den Staub gestürzt, Gott seine Gnade, dem Men- schen seine Würde genommen, das Band zwischen Him- mel und Erde zerrissen zu sein 1). Mit Abscheu wendet sich von so ungeheurem Frevel die Frömmigkeit ab, und aus der unendlichen Selbstgewissheit ihres Glaubens heraus thut sie den Machtspruch: eine freche Kritik möge versu- chen, was sie wolle, dennoch bleibe Alles, was von Chri- sto die Schrift aussage und die Kirche glaube, ewig wahr, und dürfe kein Jota davon fallen gelassen werden. So er- giebt sich am Schlusse der Kritik von Jesu Lebensgeschichte die Aufgabe, das kritisch Vernichtete dogmatisch wieder- herzustellen.
1) Theologen, welche etwa ähnliche Wendungen gegen mich in Bereitschaft haben, sehen hier, dass ich das selber weiss, und nicht erst durch sie daran erinnert zu werden brauche.
Schlussabhandlung. Die dogmatische Bedeutung des Lebens Jesu.
§. 140. Nothwendiger Übergang der Kritik in das Dogma.
Durch die Ergebnisse der bisherigen Untersuchung ist nun, wie es scheint, Alles, was der Christ von seinem Je- sus glaubt, vernichtet, alle Ermunterungen, die er aus die- sem Glauben schöpft, sind ihm entzogen, alle Tröstungen geraubt. Der unendliche Schaz von Wahrheit und Leben, an welchem seit achtzehn Jahrhunderten die Menschheit sich groſsgenährt, scheint hiemit verwüstet, das Erhaben- ste in den Staub gestürzt, Gott seine Gnade, dem Men- schen seine Würde genommen, das Band zwischen Him- mel und Erde zerrissen zu sein 1). Mit Abscheu wendet sich von so ungeheurem Frevel die Frömmigkeit ab, und aus der unendlichen Selbstgewiſsheit ihres Glaubens heraus thut sie den Machtspruch: eine freche Kritik möge versu- chen, was sie wolle, dennoch bleibe Alles, was von Chri- sto die Schrift aussage und die Kirche glaube, ewig wahr, und dürfe kein Jota davon fallen gelassen werden. So er- giebt sich am Schlusse der Kritik von Jesu Lebensgeschichte die Aufgabe, das kritisch Vernichtete dogmatisch wieder- herzustellen.
1) Theologen, welche etwa ähnliche Wendungen gegen mich in Bereitschaft haben, sehen hier, dass ich das selber weiss, und nicht erst durch sie daran erinnert zu werden brauche.
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Schlussabhandlung.
Die dogmatische Bedeutung des
Lebens Jesu.
§. 140.
Nothwendiger Übergang der Kritik in das Dogma.
Durch die Ergebnisse der bisherigen Untersuchung ist
nun, wie es scheint, Alles, was der Christ von seinem Je-
sus glaubt, vernichtet, alle Ermunterungen, die er aus die-
sem Glauben schöpft, sind ihm entzogen, alle Tröstungen
geraubt. Der unendliche Schaz von Wahrheit und Leben,
an welchem seit achtzehn Jahrhunderten die Menschheit
sich groſsgenährt, scheint hiemit verwüstet, das Erhaben-
ste in den Staub gestürzt, Gott seine Gnade, dem Men-
schen seine Würde genommen, das Band zwischen Him-
mel und Erde zerrissen zu sein 1). Mit Abscheu wendet
sich von so ungeheurem Frevel die Frömmigkeit ab, und
aus der unendlichen Selbstgewiſsheit ihres Glaubens heraus
thut sie den Machtspruch: eine freche Kritik möge versu-
chen, was sie wolle, dennoch bleibe Alles, was von Chri-
sto die Schrift aussage und die Kirche glaube, ewig wahr,
und dürfe kein Jota davon fallen gelassen werden. So er-
giebt sich am Schlusse der Kritik von Jesu Lebensgeschichte
die Aufgabe, das kritisch Vernichtete dogmatisch wieder-
herzustellen.
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Bereitschaft haben, sehen hier, dass ich das selber weiss,
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 686. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/705>, abgerufen am 22.11.2024.
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