Sturm, Johann Christoph: Des Unvergleichlichen Archjmedjs Kunst-Bücher. Nürnberg, 1670.lichkeit bey nahem werden erlanget haben/ so hätten jedennoch die meisten Figuren und Aufrisse noch manchem dunkeln Ort sein ge- höriges Liecht geben können/ wann nit dieselbe meistenteihls/ eh uns dieses Werk unter die Hände kommen/ aus einem alten Latei- nischen Exemplar allbereit abgerissen und geschnitten gewesen wä- ren; da sie dann/ in Ansehung des ziemlichen Kostens/ welcher auf ihre Verfertigung gegangen/ nit wol haben können gar verworfen werden. Es ist aber dannoch deroselben Fehlern/ soviel möglich/ hier und dort in deroselb schrifftlichen Erklärung geholfen worden/ wie der fleissige Leser an seinem Ort finden wird. 4. Daß wir endlich ein und andersmal etlicher vornehmer und hochverständiger (NB. aber darbey dannoch nit unfehlbarer) Männer/ Meinungen/ und sonderlich Rivaltum de Flurance, wann er entweder Archimedis Gedanken und Zwekk nit recht bemerket/ oder auch nit vollkommen bewiesen hat/ etc. zu widerlegen uns un- terstanden; wird hoffentlich der verständige Leser (den wir deswe- gen nach Standesgebühr ersuchen) nit dahin deuten/ als ob man sich für klüger und tiefsinniger/ als besagte Sinnreiche Köpfe/ wol- te angesehen haben/ denen man das Wasser zureichen/ dem Sprich- wort nach/ sich billich unwürdig erkennet; sondern vielmehr glau- ben/ daß es einig und allein zu Beförderung der Waarheit/ und mit keinen andern als diesen Gedanken geschehen sey/ daß oftmals ein sonst blödes Aug/ wann es in Beschauung eines dinges allein be- schäfftiget ist/ das jenige sinde und betrachte/ was auch das aller- scharffsichtigste/ aber mit vielfacher Betrachtung unterschiedlicher Dinge bemühete/ übersihet und vernachlässiget. Solte im Gegen- teihl der verständige Leser dergleichen/ oder wol gröbere Fehler (welches nit unmöglich ist) in diesem Werk bemerken/ und mit gebührender Bescheidenheit weisen/ so ist man bereit/ dieselbe nit nur gern und ohne Scheu zu bekennen und zu verbessern/ sondern auch eine so wolgemeinte und nutzliche Befreyung eines Jrr- tuhms mit gebührendem Dank zu erkennen. GOtt befohlen! Archi-
lichkeit bey nahem werden erlanget haben/ ſo haͤtten jedennoch die meiſten Figuren und Aufriſſe noch manchem dunkeln Ort ſein ge- hoͤriges Liecht geben koͤnnen/ wann nit dieſelbe meiſtenteihls/ eh uns dieſes Werk unter die Haͤnde kommen/ aus einem alten Latei- niſchen Exemplar allbereit abgeriſſen und geſchnitten geweſen waͤ- ren; da ſie dann/ in Anſehung des ziemlichen Koſtens/ welcher auf ihre Verfertigung gegangen/ nit wol haben koͤnnen gar verworfen werden. Es iſt aber dannoch deroſelben Fehlern/ ſoviel moͤglich/ hier und dort in deroſelb ſchrifftlichen Erklaͤrung geholfen worden/ wie der fleiſſige Leſer an ſeinem Ort finden wird. 4. Daß wir endlich ein und andersmal etlicher vornehmer und hochverſtaͤndiger (NB. aber darbey dannoch nit unfehlbarer) Maͤnner/ Meinungen/ und ſonderlich Rivaltum de Flurance, wann er entweder Archimedis Gedanken und Zwekk nit recht bemerket/ oder auch nit vollkommen bewieſen hat/ ꝛc. zu widerlegen uns un- terſtanden; wird hoffentlich der verſtaͤndige Leſer (den wir deswe- gen nach Standesgebuͤhr erſuchen) nit dahin deuten/ als ob man ſich fuͤr kluͤger und tiefſinniger/ als beſagte Sinnreiche Koͤpfe/ wol- te angeſehen haben/ denen man das Waſſer zureichen/ dem Sprich- wort nach/ ſich billich unwuͤrdig erkennet; ſondern vielmehr glau- ben/ daß es einig und allein zu Befoͤrderung der Waarheit/ und mit keinen andern als dieſen Gedanken geſchehen ſey/ daß oftmals ein ſonſt bloͤdes Aug/ wann es in Beſchauung eines dinges allein be- ſchaͤfftiget iſt/ das jenige ſinde und betrachte/ was auch das aller- ſcharffſichtigſte/ aber mit vielfacher Betrachtung unterſchiedlicher Dinge bemuͤhete/ uͤberſihet und vernachlaͤſſiget. Solte im Gegen- teihl der verſtaͤndige Leſer dergleichen/ oder wol groͤbere Fehler (welches nit unmoͤglich iſt) in dieſem Werk bemerken/ und mit gebuͤhrender Beſcheidenheit weiſen/ ſo iſt man bereit/ dieſelbe nit nur gern und ohne Scheu zu bekennen und zu verbeſſern/ ſondern auch eine ſo wolgemeinte und nutzliche Befreyung eines Jrꝛ- tuhms mit gebuͤhrendem Dank zu erkennen. GOtt befohlen! Archi-
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meiſten Figuren und Aufriſſe noch manchem dunkeln Ort ſein ge-
hoͤriges Liecht geben koͤnnen/ wann nit dieſelbe meiſtenteihls/ eh
uns dieſes Werk unter die Haͤnde kommen/ aus einem alten Latei-
niſchen Exemplar allbereit abgeriſſen und geſchnitten geweſen waͤ-
ren; da ſie dann/ in Anſehung des ziemlichen Koſtens/ welcher auf
ihre Verfertigung gegangen/ nit wol haben koͤnnen gar verworfen
werden. Es iſt aber dannoch deroſelben Fehlern/ ſoviel moͤglich/
hier und dort in deroſelb ſchrifftlichen Erklaͤrung geholfen worden/
wie der fleiſſige Leſer an ſeinem Ort finden wird.
4. Daß wir endlich ein und andersmal etlicher vornehmer
und hochverſtaͤndiger (NB. aber darbey dannoch nit unfehlbarer)
Maͤnner/ Meinungen/ und ſonderlich Rivaltum de Flurance, wann
er entweder Archimedis Gedanken und Zwekk nit recht bemerket/
oder auch nit vollkommen bewieſen hat/ ꝛc. zu widerlegen uns un-
terſtanden; wird hoffentlich der verſtaͤndige Leſer (den wir deswe-
gen nach Standesgebuͤhr erſuchen) nit dahin deuten/ als ob man
ſich fuͤr kluͤger und tiefſinniger/ als beſagte Sinnreiche Koͤpfe/ wol-
te angeſehen haben/ denen man das Waſſer zureichen/ dem Sprich-
wort nach/ ſich billich unwuͤrdig erkennet; ſondern vielmehr glau-
ben/ daß es einig und allein zu Befoͤrderung der Waarheit/ und mit
keinen andern als dieſen Gedanken geſchehen ſey/ daß oftmals ein
ſonſt bloͤdes Aug/ wann es in Beſchauung eines dinges allein be-
ſchaͤfftiget iſt/ das jenige ſinde und betrachte/ was auch das aller-
ſcharffſichtigſte/ aber mit vielfacher Betrachtung unterſchiedlicher
Dinge bemuͤhete/ uͤberſihet und vernachlaͤſſiget. Solte im Gegen-
teihl der verſtaͤndige Leſer dergleichen/ oder wol groͤbere Fehler
(welches nit unmoͤglich iſt) in dieſem Werk bemerken/ und mit
gebuͤhrender Beſcheidenheit weiſen/ ſo iſt man bereit/ dieſelbe nit
nur gern und ohne Scheu zu bekennen und zu verbeſſern/ ſondern
auch eine ſo wolgemeinte und nutzliche Befreyung eines Jrꝛ-
tuhms mit gebuͤhrendem Dank zu erkennen.
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