Jerusalem! Zittern deine Mauren nicht, da sie von demjenigen verlassen werden, der Heil und Segen in dieselben brachte? Elende Stadt, was werden deine Palläste, deine Heiligthümer, deine Wohnungen werden, da derjenige aus dir vertrieben wird, dem du es zu danken hattest, daß sie noch nicht Aschenhaufen wor- den sind? Arme, Kranke und Verlassene, zu wem wer- det ihr jetzt fliehen können, da euer Arzt und euer Bey- stand von euch genommen wird? Wer wird euch jetzt, o Sünder, Heil und Gnade predigen, da derjenige von euch weicht, der sein ganzes Leben in dieser wohlthätigen Beschäftigung verzehrte? Jerusalem! Wehe dir! We- he deinen Kindern! Wehe deinen Pallästen! -- Ach, be- denkest du nicht, was zu deinem Frieden dienet? Dein Wohlthäter geht jetzt aus deinen Mauren. Ach, er wird nicht so blutig, so verachtet, zu dir wiederkommen, als er hinausgieng. Er wird nicht mit so viel Segen und Gna- de zu dir zurückkehren, als es das erste mal geschah, da er zu deinen Thoren eingieng. Wenn er wiederkommen wird -- ach! da zittere für deine Palläste, für deine Heilig- thümer, für deine Kinder, -- wird der Fluch zu seiner Linken, und Verderben zu seiner Rechten seyn. Du wirst nicht mehr in deiner frechen Wuth frohlocken; weinen wirst du, dich verfluchen und im Fluche sterben.
Jerusalem sey mir ein warnendes Beyspiel, daß ich mich nie durch Sünden und Bosheiten deiner Ge- genwart und Gnade, o Jesu, verlustig mache. Was wird aus mir werden, wenn du von mir weichest, und mir den Geist der Gnaden entziehest? Ach, alle Schätze der Welt, alle Freuden, alle Herrlichkeiten können mir diesen Verlust nicht ersetzen. Wenn ich dich nicht zum Freunde habe, was kann mir der Himmel, was die Erde nützen? Was kann mich erquicken, wenn mir Leib und
See-
Letzter Todesgang Jeſu.
Jeruſalem! Zittern deine Mauren nicht, da ſie von demjenigen verlaſſen werden, der Heil und Segen in dieſelben brachte? Elende Stadt, was werden deine Palläſte, deine Heiligthümer, deine Wohnungen werden, da derjenige aus dir vertrieben wird, dem du es zu danken hatteſt, daß ſie noch nicht Aſchenhaufen wor- den ſind? Arme, Kranke und Verlaſſene, zu wem wer- det ihr jetzt fliehen können, da euer Arzt und euer Bey- ſtand von euch genommen wird? Wer wird euch jetzt, o Sünder, Heil und Gnade predigen, da derjenige von euch weicht, der ſein ganzes Leben in dieſer wohlthätigen Beſchäftigung verzehrte? Jeruſalem! Wehe dir! We- he deinen Kindern! Wehe deinen Palläſten! — Ach, be- denkeſt du nicht, was zu deinem Frieden dienet? Dein Wohlthäter geht jetzt aus deinen Mauren. Ach, er wird nicht ſo blutig, ſo verachtet, zu dir wiederkommen, als er hinausgieng. Er wird nicht mit ſo viel Segen und Gna- de zu dir zurückkehren, als es das erſte mal geſchah, da er zu deinen Thoren eingieng. Wenn er wiederkommen wird — ach! da zittere für deine Palläſte, für deine Heilig- thümer, für deine Kinder, — wird der Fluch zu ſeiner Linken, und Verderben zu ſeiner Rechten ſeyn. Du wirſt nicht mehr in deiner frechen Wuth frohlocken; weinen wirſt du, dich verfluchen und im Fluche ſterben.
Jeruſalem ſey mir ein warnendes Beyſpiel, daß ich mich nie durch Sünden und Bosheiten deiner Ge- genwart und Gnade, o Jeſu, verluſtig mache. Was wird aus mir werden, wenn du von mir weicheſt, und mir den Geiſt der Gnaden entzieheſt? Ach, alle Schätze der Welt, alle Freuden, alle Herrlichkeiten können mir dieſen Verluſt nicht erſetzen. Wenn ich dich nicht zum Freunde habe, was kann mir der Himmel, was die Erde nützen? Was kann mich erquicken, wenn mir Leib und
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Letzter Todesgang Jeſu.
Jeruſalem! Zittern deine Mauren nicht, da ſie von
demjenigen verlaſſen werden, der Heil und Segen
in dieſelben brachte? Elende Stadt, was werden
deine Palläſte, deine Heiligthümer, deine Wohnungen
werden, da derjenige aus dir vertrieben wird, dem du es
zu danken hatteſt, daß ſie noch nicht Aſchenhaufen wor-
den ſind? Arme, Kranke und Verlaſſene, zu wem wer-
det ihr jetzt fliehen können, da euer Arzt und euer Bey-
ſtand von euch genommen wird? Wer wird euch jetzt, o
Sünder, Heil und Gnade predigen, da derjenige von
euch weicht, der ſein ganzes Leben in dieſer wohlthätigen
Beſchäftigung verzehrte? Jeruſalem! Wehe dir! We-
he deinen Kindern! Wehe deinen Palläſten! — Ach, be-
denkeſt du nicht, was zu deinem Frieden dienet? Dein
Wohlthäter geht jetzt aus deinen Mauren. Ach, er wird
nicht ſo blutig, ſo verachtet, zu dir wiederkommen, als er
hinausgieng. Er wird nicht mit ſo viel Segen und Gna-
de zu dir zurückkehren, als es das erſte mal geſchah, da er
zu deinen Thoren eingieng. Wenn er wiederkommen wird
— ach! da zittere für deine Palläſte, für deine Heilig-
thümer, für deine Kinder, — wird der Fluch zu ſeiner
Linken, und Verderben zu ſeiner Rechten ſeyn. Du wirſt
nicht mehr in deiner frechen Wuth frohlocken; weinen
wirſt du, dich verfluchen und im Fluche ſterben.
Jeruſalem ſey mir ein warnendes Beyſpiel, daß
ich mich nie durch Sünden und Bosheiten deiner Ge-
genwart und Gnade, o Jeſu, verluſtig mache. Was
wird aus mir werden, wenn du von mir weicheſt, und
mir den Geiſt der Gnaden entzieheſt? Ach, alle Schätze
der Welt, alle Freuden, alle Herrlichkeiten können mir
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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/149>, abgerufen am 26.06.2024.
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