Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Die letzten Worte des sterbenden Jesu. sagen können, daß sie auf ewig vollbracht sind, und daßweder meinen Leib noch meine Seele eine Quaal anrühren wird. -- Endlich erscheinet dein Ende. Mit welcher zu- versichtlichen Gelassenheit übergiebst du deine Seele den Händen deines Vaters! Lehre mich, theurester Jesu, die Kunst, so selig zu sterben, wie du starbst: doch lehre mich vielmehr die Kunst, so rechtschaffen zu leben, wie du lebtest. Drey und dreyßigste Betrachtung. Fürbitte des gekreuzigten Jesu für seine Feinde. Luc. 28, 24. In welcher Grösse des Geistes und Herzens erscheinet der- K 2
Die letzten Worte des ſterbenden Jeſu. ſagen können, daß ſie auf ewig vollbracht ſind, und daßweder meinen Leib noch meine Seele eine Quaal anrühren wird. — Endlich erſcheinet dein Ende. Mit welcher zu- verſichtlichen Gelaſſenheit übergiebſt du deine Seele den Händen deines Vaters! Lehre mich, theureſter Jeſu, die Kunſt, ſo ſelig zu ſterben, wie du ſtarbſt: doch lehre mich vielmehr die Kunſt, ſo rechtſchaffen zu leben, wie du lebteſt. Drey und dreyßigſte Betrachtung. Fürbitte des gekreuzigten Jeſu für ſeine Feinde. Luc. 28, 24. In welcher Gröſſe des Geiſtes und Herzens erſcheinet der- K 2
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Die letzten Worte des ſterbenden Jeſu.
ſagen können, daß ſie auf ewig vollbracht ſind, und daß
weder meinen Leib noch meine Seele eine Quaal anrühren
wird. — Endlich erſcheinet dein Ende. Mit welcher zu-
verſichtlichen Gelaſſenheit übergiebſt du deine Seele den
Händen deines Vaters! Lehre mich, theureſter Jeſu, die
Kunſt, ſo ſelig zu ſterben, wie du ſtarbſt: doch lehre mich
vielmehr die Kunſt, ſo rechtſchaffen zu leben, wie du
lebteſt.
Drey und dreyßigſte Betrachtung.
Fürbitte des gekreuzigten Jeſu für
ſeine Feinde.
Luc. 28, 24.
Jeſus aber ſprach: Vater, vergib ihnen, denn ſie wiſſen nicht,
was ſie thun!
In welcher Gröſſe des Geiſtes und Herzens erſcheinet
hier der gekreuzigte Erlöſer! Wenn ich auch kei-
ne ſtärkern Beweiſe von der Gottheit ſeiner Perſon,
und der unendlichen Gültigkeit ſeiner Leiden hätte; ſo wür-
de mich doch dieſer Umſtand überzeugen können, daß die
leidende Perſon ein auſſerordentlicher und über alle Sterb-
lichen erhabner Menſch ſeyn müſſe. Zwar wenn er in den
Augenblicken, wo ſeine Feinde Anſtalt machten, ihn an das
Kreuz zu nageln, durch einen Donner ſie zerſchmettert, oder
ſie zu Boden geworfen, oder durch andre Mittel ſie un-
fähig gemacht hätte, ihre blutdürſtigen Abſichten an ihm
zu vollenden: ſo würde ich auch die Gröſſe des Leidenden er-
kannt haben. Allein, ich würde ihn zwar als den Wun-
der-
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