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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.

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Neun und dreyßigste Betrachtung.
so wird schon der Augenblick in der Nähe seyn, welcher dei-
ne Klage in einen Triumph verwandelt. Und das wird
alsdann am gewissesten geschehen, wenn dein müdes Haupt
zum Todesschlummer hinsinket. Selbst diese Veränderung
wird dein Herz mit Ruhe und Trost erfüllen. Der An-
blick des im Tode verlaßnen Jesu wird dich bey dem An-
denken an deine Sünden, und bey der Erwartung des Rich-
ters, aufrichten, und das vollkommene Opfer, das er für
deine Sünden dargebracht hat, wird dich gegen die Furcht
des Todes und des Grabes und der Ewigkeit schützen.
Von der Höhe seines Kreuzes zeigt er dir dann die Gerech-
tigkeit des versöhnten Gottes, den in Sieg verschlungenen
Tod, deine durch sein Blut ausgelöschte Sünden, die un-
ter deinen Füssen geschlossene Hölle, und den deiner Hof-
nung offen stehenden Himmel.



Neun und dreyßigste Betrachtung.
Durst Jesu am Kreuze.
Joh. 19, 29. 30.
Darnach, als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war,
daß die Schrift erfüllet würde, spricht er: mich dürstet.
Da stund ein Gefäß voll Eßig. Sie aber füllten einen
Schwamm mit Eßig und legten ihn um einen Ysoppen, und
hielten es ihm zum Munde.

Bald hatte Jesus alle Martern überstanden, die er
schon sechs Stunden lang am Kreuze mit der be-
wundernswürdigsten Gelassenheit ertragen hatte.
Doch noch eine Art von Schmerzen war ihm nach dem
Rathschluße Gottes vorbehalten, ehe er durch den Tod

vol-

Neun und dreyßigſte Betrachtung.
ſo wird ſchon der Augenblick in der Nähe ſeyn, welcher dei-
ne Klage in einen Triumph verwandelt. Und das wird
alsdann am gewiſſeſten geſchehen, wenn dein müdes Haupt
zum Todesſchlummer hinſinket. Selbſt dieſe Veränderung
wird dein Herz mit Ruhe und Troſt erfüllen. Der An-
blick des im Tode verlaßnen Jeſu wird dich bey dem An-
denken an deine Sünden, und bey der Erwartung des Rich-
ters, aufrichten, und das vollkommene Opfer, das er für
deine Sünden dargebracht hat, wird dich gegen die Furcht
des Todes und des Grabes und der Ewigkeit ſchützen.
Von der Höhe ſeines Kreuzes zeigt er dir dann die Gerech-
tigkeit des verſöhnten Gottes, den in Sieg verſchlungenen
Tod, deine durch ſein Blut ausgelöſchte Sünden, die un-
ter deinen Füſſen geſchloſſene Hölle, und den deiner Hof-
nung offen ſtehenden Himmel.



Neun und dreyßigſte Betrachtung.
Durſt Jeſu am Kreuze.
Joh. 19, 29. 30.
Darnach, als Jeſus wußte, daß ſchon alles vollbracht war,
daß die Schrift erfüllet würde, ſpricht er: mich dürſtet.
Da ſtund ein Gefäß voll Eßig. Sie aber füllten einen
Schwamm mit Eßig und legten ihn um einen Yſoppen, und
hielten es ihm zum Munde.

Bald hatte Jeſus alle Martern überſtanden, die er
ſchon ſechs Stunden lang am Kreuze mit der be-
wundernswürdigſten Gelaſſenheit ertragen hatte.
Doch noch eine Art von Schmerzen war ihm nach dem
Rathſchluße Gottes vorbehalten, ehe er durch den Tod

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[176/0198] Neun und dreyßigſte Betrachtung. ſo wird ſchon der Augenblick in der Nähe ſeyn, welcher dei- ne Klage in einen Triumph verwandelt. Und das wird alsdann am gewiſſeſten geſchehen, wenn dein müdes Haupt zum Todesſchlummer hinſinket. Selbſt dieſe Veränderung wird dein Herz mit Ruhe und Troſt erfüllen. Der An- blick des im Tode verlaßnen Jeſu wird dich bey dem An- denken an deine Sünden, und bey der Erwartung des Rich- ters, aufrichten, und das vollkommene Opfer, das er für deine Sünden dargebracht hat, wird dich gegen die Furcht des Todes und des Grabes und der Ewigkeit ſchützen. Von der Höhe ſeines Kreuzes zeigt er dir dann die Gerech- tigkeit des verſöhnten Gottes, den in Sieg verſchlungenen Tod, deine durch ſein Blut ausgelöſchte Sünden, die un- ter deinen Füſſen geſchloſſene Hölle, und den deiner Hof- nung offen ſtehenden Himmel. Neun und dreyßigſte Betrachtung. Durſt Jeſu am Kreuze. Joh. 19, 29. 30. Darnach, als Jeſus wußte, daß ſchon alles vollbracht war, daß die Schrift erfüllet würde, ſpricht er: mich dürſtet. Da ſtund ein Gefäß voll Eßig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Eßig und legten ihn um einen Yſoppen, und hielten es ihm zum Munde. Bald hatte Jeſus alle Martern überſtanden, die er ſchon ſechs Stunden lang am Kreuze mit der be- wundernswürdigſten Gelaſſenheit ertragen hatte. Doch noch eine Art von Schmerzen war ihm nach dem Rathſchluße Gottes vorbehalten, ehe er durch den Tod vol-

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Zitationshilfe: Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/198>, abgerufen am 18.06.2024.