Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Zwey und vierzigste Betrachtung. in dem Erlöser, von dem freyen Zutritt zu dem Allerheilig-sten und dem Anschauen der Herrlichkeit Gottes abzuhal- ten. Da er nun bey dem Tode Jesu entzwey riß, so wur- de dadurch zu erkennen gegeben, daß nun der ganze levitische Gottesdienst aufgehoben und die Haushaltung des neuen Bundes errichtet worden sey. Nun sollten nicht mehr blos die Priester mit Gebet und Räuchwerk vor Gott erscheinen, und das Volk nur in der Ferne ihn anbeten: sondern nun sollte der Gottesdienst ohne Furcht, ohne Verdeckung der Heiligthümer, ohne thierische Opfer, im Geist und in der Wahrheit von einem jeden Anbeter ver- richtet werden. -- Mit welcher Freudigkeit kann auch ich an dieser neuen Haushaltung Gottes Theil nehmen. Nun habe ich durch den Glauben an Jesum einen freyen Zu- tritt zum Gnadenthrone. Ich habe die Freudigkeit zum Eingang ins Heilige durch das Blut Jesu. Ich darf nicht besorgen, von seinem Angesichte verstossen zu werden, wenn ich mich mit wahrhaftigem Herzen in volligem Glau- ben, und los vom bösem Gewissen zu seinem Throne na- he. Und wenn ich hier alle Tage meiner irdischen Wall- fahrt dem Herrn in Heiligkeit und Gerechtigkeit gedient habe, so habe ich die entzückende Hofnung, dereinst sein An- gesicht in Vollkommenheit zu schauen, seine Gegenwart zu geniessen und an seiner Herrlichkeit Antheil zu nehmen. Alle dunklen Vorhänge, die mich hier von der nähern Gemeinschaft Gottes zurückhielten, werden in meinem To- de zerrissen, und ich werde alsdann dem Gottesdienste der Engel und Verklärten beywohnen, wo das Lamm mein Tem- pel und mein Alles seyn wird. Als Jesus verschied, erbebte die Erde. Der Herr nen
Zwey und vierzigſte Betrachtung. in dem Erlöſer, von dem freyen Zutritt zu dem Allerheilig-ſten und dem Anſchauen der Herrlichkeit Gottes abzuhal- ten. Da er nun bey dem Tode Jeſu entzwey riß, ſo wur- de dadurch zu erkennen gegeben, daß nun der ganze levitiſche Gottesdienſt aufgehoben und die Haushaltung des neuen Bundes errichtet worden ſey. Nun ſollten nicht mehr blos die Prieſter mit Gebet und Räuchwerk vor Gott erſcheinen, und das Volk nur in der Ferne ihn anbeten: ſondern nun ſollte der Gottesdienſt ohne Furcht, ohne Verdeckung der Heiligthümer, ohne thieriſche Opfer, im Geiſt und in der Wahrheit von einem jeden Anbeter ver- richtet werden. — Mit welcher Freudigkeit kann auch ich an dieſer neuen Haushaltung Gottes Theil nehmen. Nun habe ich durch den Glauben an Jeſum einen freyen Zu- tritt zum Gnadenthrone. Ich habe die Freudigkeit zum Eingang ins Heilige durch das Blut Jeſu. Ich darf nicht beſorgen, von ſeinem Angeſichte verſtoſſen zu werden, wenn ich mich mit wahrhaftigem Herzen in volligem Glau- ben, und los vom böſem Gewiſſen zu ſeinem Throne na- he. Und wenn ich hier alle Tage meiner irdiſchen Wall- fahrt dem Herrn in Heiligkeit und Gerechtigkeit gedient habe, ſo habe ich die entzückende Hofnung, dereinſt ſein An- geſicht in Vollkommenheit zu ſchauen, ſeine Gegenwart zu genieſſen und an ſeiner Herrlichkeit Antheil zu nehmen. Alle dunklen Vorhänge, die mich hier von der nähern Gemeinſchaft Gottes zurückhielten, werden in meinem To- de zerriſſen, und ich werde alsdann dem Gottesdienſte der Engel und Verklärten beywohnen, wo das Lamm mein Tem- pel und mein Alles ſeyn wird. Als Jeſus verſchied, erbebte die Erde. Der Herr nen
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Zwey und vierzigſte Betrachtung.
in dem Erlöſer, von dem freyen Zutritt zu dem Allerheilig-
ſten und dem Anſchauen der Herrlichkeit Gottes abzuhal-
ten. Da er nun bey dem Tode Jeſu entzwey riß, ſo wur-
de dadurch zu erkennen gegeben, daß nun der ganze levitiſche
Gottesdienſt aufgehoben und die Haushaltung des neuen
Bundes errichtet worden ſey. Nun ſollten nicht mehr
blos die Prieſter mit Gebet und Räuchwerk vor Gott
erſcheinen, und das Volk nur in der Ferne ihn anbeten:
ſondern nun ſollte der Gottesdienſt ohne Furcht, ohne
Verdeckung der Heiligthümer, ohne thieriſche Opfer, im
Geiſt und in der Wahrheit von einem jeden Anbeter ver-
richtet werden. — Mit welcher Freudigkeit kann auch ich
an dieſer neuen Haushaltung Gottes Theil nehmen. Nun
habe ich durch den Glauben an Jeſum einen freyen Zu-
tritt zum Gnadenthrone. Ich habe die Freudigkeit zum
Eingang ins Heilige durch das Blut Jeſu. Ich darf
nicht beſorgen, von ſeinem Angeſichte verſtoſſen zu werden,
wenn ich mich mit wahrhaftigem Herzen in volligem Glau-
ben, und los vom böſem Gewiſſen zu ſeinem Throne na-
he. Und wenn ich hier alle Tage meiner irdiſchen Wall-
fahrt dem Herrn in Heiligkeit und Gerechtigkeit gedient
habe, ſo habe ich die entzückende Hofnung, dereinſt ſein An-
geſicht in Vollkommenheit zu ſchauen, ſeine Gegenwart zu
genieſſen und an ſeiner Herrlichkeit Antheil zu nehmen.
Alle dunklen Vorhänge, die mich hier von der nähern
Gemeinſchaft Gottes zurückhielten, werden in meinem To-
de zerriſſen, und ich werde alsdann dem Gottesdienſte der
Engel und Verklärten beywohnen, wo das Lamm mein Tem-
pel und mein Alles ſeyn wird.
Als Jeſus verſchied, erbebte die Erde. Der Herr
offenbahrte durch dieſe Erſchütterung, wie groß der Menſch
ſey, der am Kreuze verſchieden war, und was ſeine Mörder
verdient hätten, wenn er nach ſeiner Gerechtigkeit mit ih-
nen
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