4. Ein Nachfolger Jesu kann sich in dieser Welt keine unun- terbrochene Glückseligkeit versprechen.
5. Die wahren Vorzüge der Kinder Gottes sind in der künftigen Welt zu finden. Das sicherste Mittel sie zu erhal- ten, ist dieses, daß man nach dem Exempel Jesu von Herzen demüthig ist.
6. Jesus bringt noch die letzten Stunden seines Lebens mit Lehren und Ermahnen zu. O möchte ich doch auch, wenn ich dem Tode nahe bin, so erbaulich sterben!
15. Warnung Petri vor seinem Fall.
Hierauf wandte sich Jesus besonders zu Petro: viel- leicht weil er diese Streitigkeit veranlaßt, oder doch vor al- len andern eine Erinnerung nöthig hatte. Simon, Si- mon! sprach er: Siehe dich wohl vor! der Satan hat den Vorsatz, euch, gleichwie Weizen zu sichten, und es sichtbar zu machen, daß euer Glaube blos scheinbar und nicht anhaltend sey. Allein ich habe für dich vorzüglich gebetet, daß es mit deinem Glau- ben nicht gänzlich gethan seyn möge. Denn es wird eine Zeit kommen, wo dein Glaube eine Zeit lang wird unterbrochen werden. Allein du wirst dich wie- der ermannen. Und wenn du nun von deinem Irr- wege zurückgekehrt seyn wirst, so stärke deine Brü- der. Petrus glaubte, eine ganz verschiedene Gesinnung bey sich zu bemerken, und weit von einem solchen Verfalle entfernt zu seyn. Daher sprach er zu Jesu: Herr, glau- be ja nicht, daß ich je fähig seyn sollte, treulos zu werden. Vielleicht versichere ich dich, daß ich jeder- zeit bereit seyn werde, mit dir ins Gefängniß, ja selbst in den Tod zu gehen. Jesus antwortete ihm: Wahr- lich, ich sage dir, Petrus: noch heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweymal krähet, wirst du mich schon
drey-
O 5
vor dem Leiden Jeſu.
4. Ein Nachfolger Jeſu kann ſich in dieſer Welt keine unun- terbrochene Glückſeligkeit verſprechen.
5. Die wahren Vorzüge der Kinder Gottes ſind in der künftigen Welt zu finden. Das ſicherſte Mittel ſie zu erhal- ten, iſt dieſes, daß man nach dem Exempel Jeſu von Herzen demüthig iſt.
6. Jeſus bringt noch die letzten Stunden ſeines Lebens mit Lehren und Ermahnen zu. O möchte ich doch auch, wenn ich dem Tode nahe bin, ſo erbaulich ſterben!
15. Warnung Petri vor ſeinem Fall.
Hierauf wandte ſich Jeſus beſonders zu Petro: viel- leicht weil er dieſe Streitigkeit veranlaßt, oder doch vor al- len andern eine Erinnerung nöthig hatte. Simon, Si- mon! ſprach er: Siehe dich wohl vor! der Satan hat den Vorſatz, euch, gleichwie Weizen zu ſichten, und es ſichtbar zu machen, daß euer Glaube blos ſcheinbar und nicht anhaltend ſey. Allein ich habe für dich vorzüglich gebetet, daß es mit deinem Glau- ben nicht gänzlich gethan ſeyn möge. Denn es wird eine Zeit kommen, wo dein Glaube eine Zeit lang wird unterbrochen werden. Allein du wirſt dich wie- der ermannen. Und wenn du nun von deinem Irr- wege zurückgekehrt ſeyn wirſt, ſo ſtärke deine Brü- der. Petrus glaubte, eine ganz verſchiedene Geſinnung bey ſich zu bemerken, und weit von einem ſolchen Verfalle entfernt zu ſeyn. Daher ſprach er zu Jeſu: Herr, glau- be ja nicht, daß ich je fähig ſeyn ſollte, treulos zu werden. Vielleicht verſichere ich dich, daß ich jeder- zeit bereit ſeyn werde, mit dir ins Gefängniß, ja ſelbſt in den Tod zu gehen. Jeſus antwortete ihm: Wahr- lich, ich ſage dir, Petrus: noch heute, in dieſer Nacht, ehe der Hahn zweymal krähet, wirſt du mich ſchon
drey-
O 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0239"n="217"/><fwplace="top"type="header">vor dem Leiden Jeſu.</fw><lb/><p>4. Ein Nachfolger Jeſu kann ſich in dieſer Welt keine unun-<lb/>
terbrochene Glückſeligkeit verſprechen.</p><lb/><p>5. Die wahren Vorzüge der Kinder Gottes ſind in der<lb/>
künftigen Welt zu finden. Das ſicherſte Mittel ſie zu erhal-<lb/>
ten, iſt dieſes, daß man nach dem Exempel Jeſu von Herzen<lb/>
demüthig iſt.</p><lb/><p>6. Jeſus bringt noch die letzten Stunden ſeines Lebens mit<lb/>
Lehren und Ermahnen zu. O möchte ich doch auch, wenn ich<lb/>
dem Tode nahe bin, ſo erbaulich ſterben!</p></div></div><lb/><divn="3"><head>15. Warnung Petri vor ſeinem Fall.</head><lb/><p>Hierauf wandte ſich Jeſus beſonders zu Petro: viel-<lb/>
leicht weil er dieſe Streitigkeit veranlaßt, oder doch vor al-<lb/>
len andern eine Erinnerung nöthig hatte. <hirendition="#fr">Simon, Si-<lb/>
mon!</hi>ſprach er: <hirendition="#fr">Siehe dich wohl vor! der Satan<lb/>
hat den Vorſatz, euch, gleichwie Weizen zu ſichten,<lb/>
und es ſichtbar zu machen, daß euer Glaube blos<lb/>ſcheinbar und nicht anhaltend ſey. Allein ich habe<lb/>
für dich vorzüglich gebetet, daß es mit deinem Glau-<lb/>
ben nicht gänzlich gethan ſeyn möge. Denn es wird<lb/>
eine Zeit kommen, wo dein Glaube eine Zeit lang<lb/>
wird unterbrochen werden. Allein du wirſt dich wie-<lb/>
der ermannen. Und wenn du nun von deinem Irr-<lb/>
wege zurückgekehrt ſeyn wirſt, ſo ſtärke deine Brü-<lb/>
der.</hi> Petrus glaubte, eine ganz verſchiedene Geſinnung<lb/>
bey ſich zu bemerken, und weit von einem ſolchen Verfalle<lb/>
entfernt zu ſeyn. Daher ſprach er zu Jeſu: <hirendition="#fr">Herr, glau-<lb/>
be ja nicht, daß ich je fähig ſeyn ſollte, treulos zu<lb/>
werden. Vielleicht verſichere ich dich, daß ich jeder-<lb/>
zeit bereit ſeyn werde, mit dir ins Gefängniß, ja ſelbſt<lb/>
in den Tod zu gehen.</hi> Jeſus antwortete ihm: <hirendition="#fr">Wahr-<lb/>
lich, ich ſage dir, Petrus: noch heute, in dieſer Nacht,<lb/>
ehe der Hahn zweymal krähet, wirſt du mich ſchon</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 5</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">drey-</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[217/0239]
vor dem Leiden Jeſu.
4. Ein Nachfolger Jeſu kann ſich in dieſer Welt keine unun-
terbrochene Glückſeligkeit verſprechen.
5. Die wahren Vorzüge der Kinder Gottes ſind in der
künftigen Welt zu finden. Das ſicherſte Mittel ſie zu erhal-
ten, iſt dieſes, daß man nach dem Exempel Jeſu von Herzen
demüthig iſt.
6. Jeſus bringt noch die letzten Stunden ſeines Lebens mit
Lehren und Ermahnen zu. O möchte ich doch auch, wenn ich
dem Tode nahe bin, ſo erbaulich ſterben!
15. Warnung Petri vor ſeinem Fall.
Hierauf wandte ſich Jeſus beſonders zu Petro: viel-
leicht weil er dieſe Streitigkeit veranlaßt, oder doch vor al-
len andern eine Erinnerung nöthig hatte. Simon, Si-
mon! ſprach er: Siehe dich wohl vor! der Satan
hat den Vorſatz, euch, gleichwie Weizen zu ſichten,
und es ſichtbar zu machen, daß euer Glaube blos
ſcheinbar und nicht anhaltend ſey. Allein ich habe
für dich vorzüglich gebetet, daß es mit deinem Glau-
ben nicht gänzlich gethan ſeyn möge. Denn es wird
eine Zeit kommen, wo dein Glaube eine Zeit lang
wird unterbrochen werden. Allein du wirſt dich wie-
der ermannen. Und wenn du nun von deinem Irr-
wege zurückgekehrt ſeyn wirſt, ſo ſtärke deine Brü-
der. Petrus glaubte, eine ganz verſchiedene Geſinnung
bey ſich zu bemerken, und weit von einem ſolchen Verfalle
entfernt zu ſeyn. Daher ſprach er zu Jeſu: Herr, glau-
be ja nicht, daß ich je fähig ſeyn ſollte, treulos zu
werden. Vielleicht verſichere ich dich, daß ich jeder-
zeit bereit ſeyn werde, mit dir ins Gefängniß, ja ſelbſt
in den Tod zu gehen. Jeſus antwortete ihm: Wahr-
lich, ich ſage dir, Petrus: noch heute, in dieſer Nacht,
ehe der Hahn zweymal krähet, wirſt du mich ſchon
drey-
O 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/239>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.