Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Zweyter Abschnitt. 6. Eine Handlung ist destov erabscheuungswürdiger, je ruch- 7. Gott trifft bey der Zulassung des Bösen in der Welt solche 8. Es ist meine Pflicht, so viel in meinem Vermögen steht, 30. Austauschung Jesu gegen den Barrabas. Die Hohenpriester und Aeltesten gaben sich inzwischen hen
Zweyter Abſchnitt. 6. Eine Handlung iſt deſtov erabſcheuungswürdiger, je ruch- 7. Gott trifft bey der Zulaſſung des Böſen in der Welt ſolche 8. Es iſt meine Pflicht, ſo viel in meinem Vermögen ſteht, 30. Austauſchung Jeſu gegen den Barrabas. Die Hohenprieſter und Aelteſten gaben ſich inzwiſchen hen
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Zweyter Abſchnitt.
6. Eine Handlung iſt deſtov erabſcheuungswürdiger, je ruch-
loſer die Bewegungsgründe ſind, aus welchen man handelt.
7. Gott trifft bey der Zulaſſung des Böſen in der Welt ſolche
Veranſtaltungen, daß man unläugbar einſehen kann, daß er
keinen Antheil an den Verſündigungen der Menſchen nehme.
8. Es iſt meine Pflicht, ſo viel in meinem Vermögen ſteht,
etwas zur Rettung der Unſchuld beyzurragen.
30. Austauſchung Jeſu gegen den Barrabas.
Die Hohenprieſter und Aelteſten gaben ſich inzwiſchen
alle Mühe, den Pöbel durch allerhand Vorſtellungen da-
hin zu reizen, daß ſie ſich den Barrabas losbitten, und auf
die Hinrichtung Jeſu dringen möchten. Sie waren noch
mit dieſem gottloſen Vorhaben beſchäftiget, als der Land-
pfleger aufs neue eine Erklärung von Seiten des Volks auf
ſeinen Vorſchlag forderte. Er ſprach zu ihnen: Seyd
ihr nunmehr ſchlüßig worden? Welchen ſoll ich
euch von dieſen beiden losgeben? Soll ich nicht dem
Könige der Juden die Freyheit ſchenken? Die ganze
Menge rief einhellig: Hinweg mit Jeſu! Barra-
bam gieb uns los. Pilatus ſuchte den Pöbel zu beſänf-
tigen, und rief ihnen abermal zu: Aber was ſoll ich
denn mit Jeſu machen, von dem ich höre, daß er
der Meßias, der König der Juden ſey? Ans Kreuz,
ans Kreuz mit ihm! ſchrien ſie alle. Pilatus verſuch-
te es noch zum drittenmale, ſie auf andre Gedanken zu
bringen. Was hat dieſer Menſch denn Böſes gethan?
ſagte er. Ich finde, wie ich auch ſchon erklärt ha-
be, daß er auf keine Art des Todes ſchuldig iſt. So
werde ich ihn denn geiſſeln laſſen und alsdann in
Freyheit ſetzen. Der Pöbel ſchrie noch heftiger: Ans
Kreuz ſoll er. Durch dieſes Geſchrey übertäubten ſie
Pilatum. Und da er ſahe, daß ſogar die Glieder des ho-
hen
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