Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Von dem Leiden Jesu selbst. in Verwunderung und Bestürzung, als sie das grosmü-thige Verhalten Jesu in seinem Tode, noch mehr aber, als sie die Erschütterung der Erde bemerkten. Sie scheu- eten sich nicht, Gott zu preisen und öffentlich zu bekennen: Fürwahr, dieser ist ein rechtschaffner Mensch und Gottes Sohn gewesen. Selbst der grosse Haufe des Volks, der bisher ohne Rührung geblieben, wurde über diese Begebenheit so bestürzt, daß sie vor Traurigkeit an ihre Brust schlugen, und sich in der heftigsten Gemüths- bewegung nach Hause begaben. Viele von den Frau- enspersonen, die Jesu aus Galiläa nachgefolgt waren, und ihm in seinem Leben die mildesten Dienstleistungen gethan hatten, hatten seinen Tod und die dabey geschehe- nen Wunder von der Ferne angesehen. Unter dieser An- zahl befanden sich auch Maria von Magdala, Maria, des Jaeobi Mutter, und Salome, die Mutter der Kinder Zebedäi. Diese und noch mehrere redliche Personen wur- den durch den Anblick des Todes Jesu und der Wunder Gottes in ihrem Glauben und in ihrer Liebe bevestiget. Praktische Anmerkungen. 1. Die Menschen können zwar ohne Scheu Sünden begehen, 2. Das ist der beste Lobspruch nach meinem Tode, wenn man 3. Alles vereinigt sich, die Unschuld Jesu zu offenbaren. Jü- 4. Wie viele Mittel hat Gott nöthig, um die Sünder zum 5. Der Liebeseifer der Freundinnen Jesu beschämt die furcht- 6. Je treuer man gegen Jesum ist, desto mehr erfährt man 52. Oef-
Von dem Leiden Jeſu ſelbſt. in Verwunderung und Beſtürzung, als ſie das grosmü-thige Verhalten Jeſu in ſeinem Tode, noch mehr aber, als ſie die Erſchütterung der Erde bemerkten. Sie ſcheu- eten ſich nicht, Gott zu preiſen und öffentlich zu bekennen: Fürwahr, dieſer iſt ein rechtſchaffner Menſch und Gottes Sohn geweſen. Selbſt der groſſe Haufe des Volks, der bisher ohne Rührung geblieben, wurde über dieſe Begebenheit ſo beſtürzt, daß ſie vor Traurigkeit an ihre Bruſt ſchlugen, und ſich in der heftigſten Gemüths- bewegung nach Hauſe begaben. Viele von den Frau- ensperſonen, die Jeſu aus Galiläa nachgefolgt waren, und ihm in ſeinem Leben die mildeſten Dienſtleiſtungen gethan hatten, hatten ſeinen Tod und die dabey geſchehe- nen Wunder von der Ferne angeſehen. Unter dieſer An- zahl befanden ſich auch Maria von Magdala, Maria, des Jaeobi Mutter, und Salome, die Mutter der Kinder Zebedäi. Dieſe und noch mehrere redliche Perſonen wur- den durch den Anblick des Todes Jeſu und der Wunder Gottes in ihrem Glauben und in ihrer Liebe beveſtiget. Praktiſche Anmerkungen. 1. Die Menſchen können zwar ohne Scheu Sünden begehen, 2. Das iſt der beſte Lobſpruch nach meinem Tode, wenn man 3. Alles vereinigt ſich, die Unſchuld Jeſu zu offenbaren. Jü- 4. Wie viele Mittel hat Gott nöthig, um die Sünder zum 5. Der Liebeseifer der Freundinnen Jeſu beſchämt die furcht- 6. Je treuer man gegen Jeſum iſt, deſto mehr erfährt man 52. Oef-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0307" n="285"/><fw place="top" type="header">Von dem Leiden Jeſu ſelbſt.</fw><lb/> in Verwunderung und Beſtürzung, als ſie das grosmü-<lb/> thige Verhalten Jeſu in ſeinem Tode, noch mehr aber,<lb/> als ſie die Erſchütterung der Erde bemerkten. Sie ſcheu-<lb/> eten ſich nicht, Gott zu preiſen und öffentlich zu bekennen:<lb/><hi rendition="#fr">Fürwahr, dieſer iſt ein rechtſchaffner Menſch und<lb/> Gottes Sohn geweſen.</hi> Selbſt der groſſe Haufe des<lb/> Volks, der bisher ohne Rührung geblieben, wurde über<lb/> dieſe Begebenheit ſo beſtürzt, daß ſie vor Traurigkeit an<lb/> ihre Bruſt ſchlugen, und ſich in der heftigſten Gemüths-<lb/> bewegung nach Hauſe begaben. Viele von den Frau-<lb/> ensperſonen, die Jeſu aus Galiläa nachgefolgt waren,<lb/> und ihm in ſeinem Leben die mildeſten Dienſtleiſtungen<lb/> gethan hatten, hatten ſeinen Tod und die dabey geſchehe-<lb/> nen Wunder von der Ferne angeſehen. Unter dieſer An-<lb/> zahl befanden ſich auch Maria von Magdala, Maria, des<lb/> Jaeobi Mutter, und Salome, die Mutter der Kinder<lb/> Zebedäi. Dieſe und noch mehrere redliche Perſonen wur-<lb/> den durch den Anblick des Todes Jeſu und der Wunder<lb/> Gottes in ihrem Glauben und in ihrer Liebe beveſtiget.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#fr">Praktiſche Anmerkungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Die Menſchen können zwar ohne Scheu Sünden begehen,<lb/> aber ſie können es nicht verhindern, daß nicht nach der Aus-<lb/> übung der Sünde ſie ihr eignes Herz beſtrafe.</p><lb/> <p>2. Das iſt der beſte Lobſpruch nach meinem Tode, wenn man<lb/> von mir ſagt: er hat als ein frommer Mann und als ein Kind<lb/> Gottes gelebt.</p><lb/> <p>3. Alles vereinigt ſich, die Unſchuld Jeſu zu offenbaren. Jü-<lb/> den und Heiden müſſen ihm die Ehre geben.</p><lb/> <p>4. Wie viele Mittel hat Gott nöthig, um die Sünder zum<lb/> Nachdenken zu bringen!</p><lb/> <p>5. Der Liebeseifer der Freundinnen Jeſu beſchämt die furcht-<lb/> ſame Liebe ſeiner Jünger.</p><lb/> <p>6. Je treuer man gegen Jeſum iſt, deſto mehr erfährt man<lb/> die Kraft des Chriſtenthums an ſeiner Seele.</p> </div> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">52. Oef-</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [285/0307]
Von dem Leiden Jeſu ſelbſt.
in Verwunderung und Beſtürzung, als ſie das grosmü-
thige Verhalten Jeſu in ſeinem Tode, noch mehr aber,
als ſie die Erſchütterung der Erde bemerkten. Sie ſcheu-
eten ſich nicht, Gott zu preiſen und öffentlich zu bekennen:
Fürwahr, dieſer iſt ein rechtſchaffner Menſch und
Gottes Sohn geweſen. Selbſt der groſſe Haufe des
Volks, der bisher ohne Rührung geblieben, wurde über
dieſe Begebenheit ſo beſtürzt, daß ſie vor Traurigkeit an
ihre Bruſt ſchlugen, und ſich in der heftigſten Gemüths-
bewegung nach Hauſe begaben. Viele von den Frau-
ensperſonen, die Jeſu aus Galiläa nachgefolgt waren,
und ihm in ſeinem Leben die mildeſten Dienſtleiſtungen
gethan hatten, hatten ſeinen Tod und die dabey geſchehe-
nen Wunder von der Ferne angeſehen. Unter dieſer An-
zahl befanden ſich auch Maria von Magdala, Maria, des
Jaeobi Mutter, und Salome, die Mutter der Kinder
Zebedäi. Dieſe und noch mehrere redliche Perſonen wur-
den durch den Anblick des Todes Jeſu und der Wunder
Gottes in ihrem Glauben und in ihrer Liebe beveſtiget.
Praktiſche Anmerkungen.
1. Die Menſchen können zwar ohne Scheu Sünden begehen,
aber ſie können es nicht verhindern, daß nicht nach der Aus-
übung der Sünde ſie ihr eignes Herz beſtrafe.
2. Das iſt der beſte Lobſpruch nach meinem Tode, wenn man
von mir ſagt: er hat als ein frommer Mann und als ein Kind
Gottes gelebt.
3. Alles vereinigt ſich, die Unſchuld Jeſu zu offenbaren. Jü-
den und Heiden müſſen ihm die Ehre geben.
4. Wie viele Mittel hat Gott nöthig, um die Sünder zum
Nachdenken zu bringen!
5. Der Liebeseifer der Freundinnen Jeſu beſchämt die furcht-
ſame Liebe ſeiner Jünger.
6. Je treuer man gegen Jeſum iſt, deſto mehr erfährt man
die Kraft des Chriſtenthums an ſeiner Seele.
52. Oef-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |