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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.

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Sammlung
[Spaltenumbruch]

9. Seht, welch ein Mensch!
Mein Herz im Leibe will mir bre-
chen. Ob diese Leiden schon mir
ewgen Trost versprechen; Herr, ich
kann ihrer nie mich ohne Wehmuth
freun. Herr, laß mich ja für dich
nie Spott und Schande scheun!

56. Mel. Ein Lämmlein geht etc.

So gehst du, Jesu, williglieb
dein Leiden anzutreten, mit
heissen Thränen auch für mich zu
kämpfen und zu beten. Du, der
du nichts verbrochen hast, gehst
hin, um aller Sünden Last auf
dich allein zu laden. Da schon
das Schwerdt gezücket war, stellst
du dich seinen Streichen dar, da-
mit sie uns nicht schaden.

2. Du Held, der andern Stär-
ke giebt, was kann dich so erschüt-
tern? Ach seine Seele wird be-
trübt. Des Helden Glieder zit-
tern. Ach, hingesunken auf die
Knie, arbeitet er in schwerer Müh,
und kämpfet im Gebete. Er wünscht
den bangen Kampf verkürzt. Wer
sieht dieß, und wird nicht bestürzt?
O schauervolle Stäte!

3. Gott, wie bist du so wunder-
bar in allen deinen Werken! Ein
Knecht, ein Engel, muß so gar den
Herrn vom Himmel siärken.
Schweiß träuft von seinem Ange-
sicht. Für Schweiß (ach wer entsetzt
sich nicht?) für Schweiß träuft Blut
zur Erden. Der du in reinster
Unschuld prangst wie konntest du
von solcher Angst, o Herr, bestür-
met werden?

4. Ach Herr, der Sündenknecht
war ich. Ich sollte Blutschweiß
schwitzen. Es sollten billig nur auf
mich der Rache Wetter blitzen. Ich
Armer, wie entränn' ich da! Vor
Gottes Zorne müßt ich ja ohn' al-
[Spaltenumbruch] len Trost versinken. Und da
kömmst du, daß du ihn stillst.
Sohn Gottes, du, du selber willst
den ganzen Zornkelch trinken.

5. Heil mir! der Sohn des
Höchsten hat für mich sich richten
lassen. Gott, welch ein vollerwun-
der Rath! Wer kann dein Thun
doch fassen? Ach! da uns Fluch
und Rache drohn; da richtet Gott
für uns den Sohn, den er uns
selbst gegeben. Nun jauchze Seele!
du kömmst nicht in Gottes schreck-
liches Gericht; du dringst hindurch
ins Leben.

8. Doch denk, um welchen
theuren Preis dein Heiland dich
erkaufet! Für dich rang er im
Todesschweiß, für dich mit Blut
getaufet! Ach Seele, sorge, daß
dich nie die Sünd in ihre Netze
zieh, nichts deine Treu erschüttre!
Reitzt dich das Fleisch; ach höre
nicht! Schau hin ins furchtbare
Gericht, das Jesum traf; und
zittre!

57. Mel. O Traurigkeit etc.

So schlummerst du in stiller Ruh;
der du für uns gestorben, uns
am Kreuz in schwerer Müh ewigs
Heil erworben!

2. Du bist erblaßt, o Herr und
hast doch in dir selbst das Leben.
Gleich als Sterbliche hält dich nun
ein Grab umgeben.

3. Doch Heil sey mir! Herr du
willst hier nicht die Verwesung se-
hen. Sondern bald aus eigner
Kraft aus dem Grabe gehen.

4. Ich weiß, du wirst mein Le-
bensfürst, wie dich, auch mich er-
wecken. Sollte denn mein gläubig
Herz vor der Gruft erschrecken?

5. Hier werd ich einst, bis du
erscheinst, in sanften Friede liegen.

Denn
Sammlung
[Spaltenumbruch]

9. Seht, welch ein Menſch!
Mein Herz im Leibe will mir bre-
chen. Ob dieſe Leiden ſchon mir
ewgen Troſt verſprechen; Herr, ich
kann ihrer nie mich ohne Wehmuth
freun. Herr, laß mich ja für dich
nie Spott und Schande ſcheun!

56. Mel. Ein Lämmlein geht ꝛc.

So gehſt du, Jeſu, williglieb
dein Leiden anzutreten, mit
heiſſen Thränen auch für mich zu
kämpfen und zu beten. Du, der
du nichts verbrochen haſt, gehſt
hin, um aller Sünden Laſt auf
dich allein zu laden. Da ſchon
das Schwerdt gezücket war, ſtellſt
du dich ſeinen Streichen dar, da-
mit ſie uns nicht ſchaden.

2. Du Held, der andern Stär-
ke giebt, was kann dich ſo erſchüt-
tern? Ach ſeine Seele wird be-
trübt. Des Helden Glieder zit-
tern. Ach, hingeſunken auf die
Knie, arbeitet er in ſchwerer Müh,
und kämpfet im Gebete. Er wünſcht
den bangen Kampf verkürzt. Wer
ſieht dieß, und wird nicht beſtürzt?
O ſchauervolle Stäte!

3. Gott, wie biſt du ſo wunder-
bar in allen deinen Werken! Ein
Knecht, ein Engel, muß ſo gar den
Herrn vom Himmel ſiärken.
Schweiß träuft von ſeinem Ange-
ſicht. Für Schweiß (ach wer entſetzt
ſich nicht?) für Schweiß träuft Blut
zur Erden. Der du in reinſter
Unſchuld prangſt wie konnteſt du
von ſolcher Angſt, o Herr, beſtür-
met werden?

4. Ach Herr, der Sündenknecht
war ich. Ich ſollte Blutſchweiß
ſchwitzen. Es ſollten billig nur auf
mich der Rache Wetter blitzen. Ich
Armer, wie entränn’ ich da! Vor
Gottes Zorne müßt ich ja ohn’ al-
[Spaltenumbruch] len Troſt verſinken. Und da
kömmſt du, daß du ihn ſtillſt.
Sohn Gottes, du, du ſelber willſt
den ganzen Zornkelch trinken.

5. Heil mir! der Sohn des
Höchſten hat für mich ſich richten
laſſen. Gott, welch ein vollerwun-
der Rath! Wer kann dein Thun
doch faſſen? Ach! da uns Fluch
und Rache drohn; da richtet Gott
für uns den Sohn, den er uns
ſelbſt gegeben. Nun jauchze Seele!
du kömmſt nicht in Gottes ſchreck-
liches Gericht; du dringſt hindurch
ins Leben.

8. Doch denk, um welchen
theuren Preis dein Heiland dich
erkaufet! Für dich rang er im
Todesſchweiß, für dich mit Blut
getaufet! Ach Seele, ſorge, daß
dich nie die Sünd in ihre Netze
zieh, nichts deine Treu erſchüttre!
Reitzt dich das Fleiſch; ach höre
nicht! Schau hin ins furchtbare
Gericht, das Jeſum traf; und
zittre!

57. Mel. O Traurigkeit ꝛc.

So ſchlummerſt du in ſtiller Ruh;
der du für uns geſtorben, uns
am Kreuz in ſchwerer Müh ewigs
Heil erworben!

2. Du biſt erblaßt, o Herr und
haſt doch in dir ſelbſt das Leben.
Gleich als Sterbliche hält dich nun
ein Grab umgeben.

3. Doch Heil ſey mir! Herr du
willſt hier nicht die Verweſung ſe-
hen. Sondern bald aus eigner
Kraft aus dem Grabe gehen.

4. Ich weiß, du wirſt mein Le-
bensfürſt, wie dich, auch mich er-
wecken. Sollte denn mein gläubig
Herz vor der Gruft erſchrecken?

5. Hier werd ich einſt, bis du
erſcheinſt, in ſanften Friede liegen.

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[328/0350] Sammlung 9. Seht, welch ein Menſch! Mein Herz im Leibe will mir bre- chen. Ob dieſe Leiden ſchon mir ewgen Troſt verſprechen; Herr, ich kann ihrer nie mich ohne Wehmuth freun. Herr, laß mich ja für dich nie Spott und Schande ſcheun! 56. Mel. Ein Lämmlein geht ꝛc. So gehſt du, Jeſu, williglieb dein Leiden anzutreten, mit heiſſen Thränen auch für mich zu kämpfen und zu beten. Du, der du nichts verbrochen haſt, gehſt hin, um aller Sünden Laſt auf dich allein zu laden. Da ſchon das Schwerdt gezücket war, ſtellſt du dich ſeinen Streichen dar, da- mit ſie uns nicht ſchaden. 2. Du Held, der andern Stär- ke giebt, was kann dich ſo erſchüt- tern? Ach ſeine Seele wird be- trübt. Des Helden Glieder zit- tern. Ach, hingeſunken auf die Knie, arbeitet er in ſchwerer Müh, und kämpfet im Gebete. Er wünſcht den bangen Kampf verkürzt. Wer ſieht dieß, und wird nicht beſtürzt? O ſchauervolle Stäte! 3. Gott, wie biſt du ſo wunder- bar in allen deinen Werken! Ein Knecht, ein Engel, muß ſo gar den Herrn vom Himmel ſiärken. Schweiß träuft von ſeinem Ange- ſicht. Für Schweiß (ach wer entſetzt ſich nicht?) für Schweiß träuft Blut zur Erden. Der du in reinſter Unſchuld prangſt wie konnteſt du von ſolcher Angſt, o Herr, beſtür- met werden? 4. Ach Herr, der Sündenknecht war ich. Ich ſollte Blutſchweiß ſchwitzen. Es ſollten billig nur auf mich der Rache Wetter blitzen. Ich Armer, wie entränn’ ich da! Vor Gottes Zorne müßt ich ja ohn’ al- len Troſt verſinken. Und da kömmſt du, daß du ihn ſtillſt. Sohn Gottes, du, du ſelber willſt den ganzen Zornkelch trinken. 5. Heil mir! der Sohn des Höchſten hat für mich ſich richten laſſen. Gott, welch ein vollerwun- der Rath! Wer kann dein Thun doch faſſen? Ach! da uns Fluch und Rache drohn; da richtet Gott für uns den Sohn, den er uns ſelbſt gegeben. Nun jauchze Seele! du kömmſt nicht in Gottes ſchreck- liches Gericht; du dringſt hindurch ins Leben. 8. Doch denk, um welchen theuren Preis dein Heiland dich erkaufet! Für dich rang er im Todesſchweiß, für dich mit Blut getaufet! Ach Seele, ſorge, daß dich nie die Sünd in ihre Netze zieh, nichts deine Treu erſchüttre! Reitzt dich das Fleiſch; ach höre nicht! Schau hin ins furchtbare Gericht, das Jeſum traf; und zittre! 57. Mel. O Traurigkeit ꝛc. So ſchlummerſt du in ſtiller Ruh; der du für uns geſtorben, uns am Kreuz in ſchwerer Müh ewigs Heil erworben! 2. Du biſt erblaßt, o Herr und haſt doch in dir ſelbſt das Leben. Gleich als Sterbliche hält dich nun ein Grab umgeben. 3. Doch Heil ſey mir! Herr du willſt hier nicht die Verweſung ſe- hen. Sondern bald aus eigner Kraft aus dem Grabe gehen. 4. Ich weiß, du wirſt mein Le- bensfürſt, wie dich, auch mich er- wecken. Sollte denn mein gläubig Herz vor der Gruft erſchrecken? 5. Hier werd ich einſt, bis du erſcheinſt, in ſanften Friede liegen. Denn

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Zitationshilfe: Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/350>, abgerufen am 27.11.2024.