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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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solltest doch dein Leben nicht ohne einen Mann verbringen. Siehst du denn nicht, wie schön, wie begehrenswert du bist?"

"O, Stella, laß das, sprich nicht von mir, ich bin ja dreißig Jahre alt und habe eine so große Tochter, wie dich!"

"Ja, die man dir auf den Hals geladen hat; danke für solche Mutterpflichten, und alles, was drum und dran hängt."

"Du denkst nicht so, wie du sollst, Stella."

"Das heißt, du fürchtest, daß ich eine schlechte Wahl treffen werde?"

"Die du bald bereuen könntest," erwiderte Mira.

"Und wozu gibt's die Scheidung?"

"Siehst du? Wie soll mir da nicht bange werden? Es ist nicht nur meine Pflicht, als Frau deines Vaters, dich so viel als möglich vor einem solchen Leben zu bewahren, ich bin auch zugleich deine beste Freundin, Stella, ich kann dich nicht ruhig anhören. Ich befehle dir, dich darüber zu beruhigen und nicht weiter nachzudenken."

"Aber du bist doch auch der Meinung, daß ich einmal heirate und zwar bald - einen mit blondem

solltest doch dein Leben nicht ohne einen Mann verbringen. Siehst du denn nicht, wie schön, wie begehrenswert du bist?“

„O, Stella, laß das, sprich nicht von mir, ich bin ja dreißig Jahre alt und habe eine so große Tochter, wie dich!“

„Ja, die man dir auf den Hals geladen hat; danke für solche Mutterpflichten, und alles, was drum und dran hängt.“

„Du denkst nicht so, wie du sollst, Stella.“

„Das heißt, du fürchtest, daß ich eine schlechte Wahl treffen werde?“

„Die du bald bereuen könntest,“ erwiderte Mira.

„Und wozu gibt’s die Scheidung?“

„Siehst du? Wie soll mir da nicht bange werden? Es ist nicht nur meine Pflicht, als Frau deines Vaters, dich so viel als möglich vor einem solchen Leben zu bewahren, ich bin auch zugleich deine beste Freundin, Stella, ich kann dich nicht ruhig anhören. Ich befehle dir, dich darüber zu beruhigen und nicht weiter nachzudenken.“

„Aber du bist doch auch der Meinung, daß ich einmal heirate und zwar bald – einen mit blondem

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[104/0105] solltest doch dein Leben nicht ohne einen Mann verbringen. Siehst du denn nicht, wie schön, wie begehrenswert du bist?“ „O, Stella, laß das, sprich nicht von mir, ich bin ja dreißig Jahre alt und habe eine so große Tochter, wie dich!“ „Ja, die man dir auf den Hals geladen hat; danke für solche Mutterpflichten, und alles, was drum und dran hängt.“ „Du denkst nicht so, wie du sollst, Stella.“ „Das heißt, du fürchtest, daß ich eine schlechte Wahl treffen werde?“ „Die du bald bereuen könntest,“ erwiderte Mira. „Und wozu gibt’s die Scheidung?“ „Siehst du? Wie soll mir da nicht bange werden? Es ist nicht nur meine Pflicht, als Frau deines Vaters, dich so viel als möglich vor einem solchen Leben zu bewahren, ich bin auch zugleich deine beste Freundin, Stella, ich kann dich nicht ruhig anhören. Ich befehle dir, dich darüber zu beruhigen und nicht weiter nachzudenken.“ „Aber du bist doch auch der Meinung, daß ich einmal heirate und zwar bald – einen mit blondem

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/105>, abgerufen am 18.05.2024.