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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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oder braunem Schnurbart - geh, laß nur, ich hab' schon einen!"

"Wen hast du?" fragte Frau von Ellissen beinahe neugierig.

"Meinen Auserwählten, meinen Erkorenen! Lassen wir's - denn du erbarmst mir, wenn ich dich so zitternd, so erregt sehe über das, was du von mir hören wirst. Schau mich doch nicht mit so verstörten Augen an, Mira, Mütterchen. Was würdest du sagen, wenn ich dir jemand vorstellte, der dir der idealste Schwiegersohn wäre, den du dir nur träumen könntest, ein ganz unfehlbares Wesen, das völlig meinen Ideen entspricht und alle Eigenschaft besitzt, die ein Ehemann haben soll, der mir paßt; einen Mann von Namen, von Zukunft und noch andern Eigenschaften, die ich dir erst später enthüllen werde. Würdest du mich für verrückt halten, wenn ich dir sage, daß ich ihn an der Angel halte?"

Frau von Ellissen hielt ihre Hände krampfhaft gefaltet, sie wollte nicht hören, nicht verstehen, ein kalter Schauer überlief sie. Sie schwieg.

"Warum antwortest du mir nicht - he?"

"Weil ich nachdenke, wer - wen - ich warte darauf, den Namen von dir zu hören."

oder braunem Schnurbart – geh, laß nur, ich hab’ schon einen!“

„Wen hast du?“ fragte Frau von Ellissen beinahe neugierig.

„Meinen Auserwählten, meinen Erkorenen! Lassen wir’s – denn du erbarmst mir, wenn ich dich so zitternd, so erregt sehe über das, was du von mir hören wirst. Schau mich doch nicht mit so verstörten Augen an, Mira, Mütterchen. Was würdest du sagen, wenn ich dir jemand vorstellte, der dir der idealste Schwiegersohn wäre, den du dir nur träumen könntest, ein ganz unfehlbares Wesen, das völlig meinen Ideen entspricht und alle Eigenschaft besitzt, die ein Ehemann haben soll, der mir paßt; einen Mann von Namen, von Zukunft und noch andern Eigenschaften, die ich dir erst später enthüllen werde. Würdest du mich für verrückt halten, wenn ich dir sage, daß ich ihn an der Angel halte?“

Frau von Ellissen hielt ihre Hände krampfhaft gefaltet, sie wollte nicht hören, nicht verstehen, ein kalter Schauer überlief sie. Sie schwieg.

„Warum antwortest du mir nicht – he?“

„Weil ich nachdenke, wer – wen – ich warte darauf, den Namen von dir zu hören.“

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[105/0106] oder braunem Schnurbart – geh, laß nur, ich hab’ schon einen!“ „Wen hast du?“ fragte Frau von Ellissen beinahe neugierig. „Meinen Auserwählten, meinen Erkorenen! Lassen wir’s – denn du erbarmst mir, wenn ich dich so zitternd, so erregt sehe über das, was du von mir hören wirst. Schau mich doch nicht mit so verstörten Augen an, Mira, Mütterchen. Was würdest du sagen, wenn ich dir jemand vorstellte, der dir der idealste Schwiegersohn wäre, den du dir nur träumen könntest, ein ganz unfehlbares Wesen, das völlig meinen Ideen entspricht und alle Eigenschaft besitzt, die ein Ehemann haben soll, der mir paßt; einen Mann von Namen, von Zukunft und noch andern Eigenschaften, die ich dir erst später enthüllen werde. Würdest du mich für verrückt halten, wenn ich dir sage, daß ich ihn an der Angel halte?“ Frau von Ellissen hielt ihre Hände krampfhaft gefaltet, sie wollte nicht hören, nicht verstehen, ein kalter Schauer überlief sie. Sie schwieg. „Warum antwortest du mir nicht – he?“ „Weil ich nachdenke, wer – wen – ich warte darauf, den Namen von dir zu hören.“

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/106>, abgerufen am 22.05.2024.