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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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Sie mißtrauen verächtlich allem und jedem, dessen Ruf und Glanz schon fertig aus der Hauptstadt, der viel beneideten und viel verlästerten, zu ihnen dringt.

Der rückständige Geist der Provinz entspringt diesem angeborenen Gefühl, das wohl nichts sein mag, als der instinktive Widerstand gegen die Zentralisation der Intelligenz, - die Abwehr gegen die Vermischung der individuellen Eigenheiten verschiedener Rassen, - endlich die stolze Wahrung des Rechtes, den Gefühlen nach der Überlieferung der eigenen Heimat Ausdruck zu geben.

So waren die Frauen anfänglich zurückhaltend, da sie ihre Inkompetenz nicht eingestehen wollten. Indes erwachte in ihnen der Wetteifer, den Prediger zu verstehen. Und endlich gewonnen durch einige von ihnen selbst, Großstädterinnen, litterarisch Gebildete, - auch durch die Begeisterung der Männer - stürzten sie sich in einem wahren Kampf auf die dem Prediger zunächststehenden Stühle, ganz aufgewirbelt durch die auserlesene Zerstreuung, die das tödliche Einerlei ihres Daseins unterbrach.

Das geistige Leben ist in der Provinz beinahe erstorben, obwohl man bei entsprechendem Bemühen

Sie mißtrauen verächtlich allem und jedem, dessen Ruf und Glanz schon fertig aus der Hauptstadt, der viel beneideten und viel verlästerten, zu ihnen dringt.

Der rückständige Geist der Provinz entspringt diesem angeborenen Gefühl, das wohl nichts sein mag, als der instinktive Widerstand gegen die Zentralisation der Intelligenz, – die Abwehr gegen die Vermischung der individuellen Eigenheiten verschiedener Rassen, – endlich die stolze Wahrung des Rechtes, den Gefühlen nach der Überlieferung der eigenen Heimat Ausdruck zu geben.

So waren die Frauen anfänglich zurückhaltend, da sie ihre Inkompetenz nicht eingestehen wollten. Indes erwachte in ihnen der Wetteifer, den Prediger zu verstehen. Und endlich gewonnen durch einige von ihnen selbst, Großstädterinnen, litterarisch Gebildete, – auch durch die Begeisterung der Männer – stürzten sie sich in einem wahren Kampf auf die dem Prediger zunächststehenden Stühle, ganz aufgewirbelt durch die auserlesene Zerstreuung, die das tödliche Einerlei ihres Daseins unterbrach.

Das geistige Leben ist in der Provinz beinahe erstorben, obwohl man bei entsprechendem Bemühen

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[117/0118] Sie mißtrauen verächtlich allem und jedem, dessen Ruf und Glanz schon fertig aus der Hauptstadt, der viel beneideten und viel verlästerten, zu ihnen dringt. Der rückständige Geist der Provinz entspringt diesem angeborenen Gefühl, das wohl nichts sein mag, als der instinktive Widerstand gegen die Zentralisation der Intelligenz, – die Abwehr gegen die Vermischung der individuellen Eigenheiten verschiedener Rassen, – endlich die stolze Wahrung des Rechtes, den Gefühlen nach der Überlieferung der eigenen Heimat Ausdruck zu geben. So waren die Frauen anfänglich zurückhaltend, da sie ihre Inkompetenz nicht eingestehen wollten. Indes erwachte in ihnen der Wetteifer, den Prediger zu verstehen. Und endlich gewonnen durch einige von ihnen selbst, Großstädterinnen, litterarisch Gebildete, – auch durch die Begeisterung der Männer – stürzten sie sich in einem wahren Kampf auf die dem Prediger zunächststehenden Stühle, ganz aufgewirbelt durch die auserlesene Zerstreuung, die das tödliche Einerlei ihres Daseins unterbrach. Das geistige Leben ist in der Provinz beinahe erstorben, obwohl man bei entsprechendem Bemühen

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/118>, abgerufen am 23.11.2024.