Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

störe wohl? Geh' auch schon. Fahrt nur in euerem kleinen Geplauder fort."

Und ihre beiden stechenden Augen in den ernsten Blick der Miß, die sie kritisch betrachtete, versenkend, fragte sie plötzlich:

"Ich wette, man hat von Fred und mir gesprochen?"

Diese platzte heraus:

"Ja, Mama wird ihn zurückrufen. Also, kleine Braut - bald die Hochzeit!"

"Ha! ja - endlich! - wann?"

"Bald - heute noch geht der Brief ab - nicht wahr?"

"Wenn du ihm schriebest?" warf Stella hin.

"Ganz richtig, ich werde ihm schreiben. Ich schreibe "Dringend" darauf und gebe ihm drei Tage Zeit nach Ankunft des Briefes," meinte naiv die junge Frau.

"Nein, das wäre ungeschickt. Richte es nur so ein, ihn verstehen zu machen, daß du ihm einen ernsten Wunsch mitzuteilen hast."

Frau von Ellissen ging in ihr Zimmer. Sie war allein. Sie setzte sich vor ihre Schreibmappe und verharrte davor, die Feder in der Hand. Diese

störe wohl? Geh’ auch schon. Fahrt nur in euerem kleinen Geplauder fort.“

Und ihre beiden stechenden Augen in den ernsten Blick der Miß, die sie kritisch betrachtete, versenkend, fragte sie plötzlich:

„Ich wette, man hat von Fred und mir gesprochen?“

Diese platzte heraus:

„Ja, Mama wird ihn zurückrufen. Also, kleine Braut – bald die Hochzeit!“

„Ha! ja – endlich! – wann?“

„Bald – heute noch geht der Brief ab – nicht wahr?“

„Wenn du ihm schriebest?“ warf Stella hin.

„Ganz richtig, ich werde ihm schreiben. Ich schreibe „Dringend“ darauf und gebe ihm drei Tage Zeit nach Ankunft des Briefes,“ meinte naiv die junge Frau.

„Nein, das wäre ungeschickt. Richte es nur so ein, ihn verstehen zu machen, daß du ihm einen ernsten Wunsch mitzuteilen hast.“

Frau von Ellissen ging in ihr Zimmer. Sie war allein. Sie setzte sich vor ihre Schreibmappe und verharrte davor, die Feder in der Hand. Diese

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0147" n="146"/>
störe wohl? Geh&#x2019; auch schon. Fahrt nur in euerem kleinen Geplauder fort.&#x201C;</p>
        <p>Und ihre beiden stechenden Augen in den ernsten Blick der Miß, die sie kritisch betrachtete, versenkend, fragte sie plötzlich:</p>
        <p>&#x201E;Ich wette, man hat von Fred und mir gesprochen?&#x201C;</p>
        <p>Diese platzte heraus:</p>
        <p>&#x201E;Ja, Mama wird ihn zurückrufen. Also, kleine Braut &#x2013; bald die Hochzeit!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ha! ja &#x2013; endlich! &#x2013; wann?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Bald &#x2013; heute noch geht der Brief ab &#x2013; nicht wahr?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Wenn du ihm schriebest?&#x201C; warf Stella hin.</p>
        <p>&#x201E;Ganz richtig, ich werde ihm schreiben. Ich schreibe &#x201E;Dringend&#x201C; darauf und gebe ihm drei Tage Zeit nach Ankunft des Briefes,&#x201C; meinte naiv die junge Frau.</p>
        <p>&#x201E;Nein, das wäre ungeschickt. Richte es nur so ein, ihn verstehen zu machen, daß du ihm einen ernsten Wunsch mitzuteilen hast.&#x201C;</p>
        <p>Frau von Ellissen ging in ihr Zimmer. Sie war allein. Sie setzte sich vor ihre Schreibmappe und verharrte davor, die Feder in der Hand. Diese
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0147] störe wohl? Geh’ auch schon. Fahrt nur in euerem kleinen Geplauder fort.“ Und ihre beiden stechenden Augen in den ernsten Blick der Miß, die sie kritisch betrachtete, versenkend, fragte sie plötzlich: „Ich wette, man hat von Fred und mir gesprochen?“ Diese platzte heraus: „Ja, Mama wird ihn zurückrufen. Also, kleine Braut – bald die Hochzeit!“ „Ha! ja – endlich! – wann?“ „Bald – heute noch geht der Brief ab – nicht wahr?“ „Wenn du ihm schriebest?“ warf Stella hin. „Ganz richtig, ich werde ihm schreiben. Ich schreibe „Dringend“ darauf und gebe ihm drei Tage Zeit nach Ankunft des Briefes,“ meinte naiv die junge Frau. „Nein, das wäre ungeschickt. Richte es nur so ein, ihn verstehen zu machen, daß du ihm einen ernsten Wunsch mitzuteilen hast.“ Frau von Ellissen ging in ihr Zimmer. Sie war allein. Sie setzte sich vor ihre Schreibmappe und verharrte davor, die Feder in der Hand. Diese

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/147
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/147>, abgerufen am 18.05.2024.