"Fred ist angekommen ... aber frage nur nicht, wo er ist! ... Fred ... ja, wo ist Fred? Ich habe ihn eben zu Kannenbergs hinaufgehen gesehen ... ah das ist also sein erster Weg, ... und nicht zu uns?"
Die junge Frau wußte wohl, daß sie ihn geschrieben hatte, er solle in der Nacht kommen, daß Niemand davon wissen solle, damit er ohne Aufsehen kommen könne!
"Sie doch, Stella, überhäufe mich nicht gleich mit Vorwürfen. Er wird schon kommen. - Und übrigens ist es denn meine Schuld?"
"Doch, ja, es ist deine Schuld! Ach! das machst du gut! Hättest du nicht so lange gezögert! ... Hättest du mit ihm gesprochen, als ich es dir gesagt habe! Dann wäre er da! Ich wäre schon verlobt, und unser Leben wäre schon im ruhigen Geleise. Jetzt aber ist er vielleicht für mich schon verloren, und ich muß vielleicht einem Anderen nachlaufen. Denn ich will unbedingt jetzt heiraten. Wer weiß, ob nicht eine von den Kannenbergs jetzt auch in Italien war und für mich jetzt alles verloren ist. Du siehst, daß sein erster Weg zu ihnen war."
Stella sprudelte gleich los:
„Fred ist angekommen … aber frage nur nicht, wo er ist! … Fred … ja, wo ist Fred? Ich habe ihn eben zu Kannenbergs hinaufgehen gesehen … ah das ist also sein erster Weg, … und nicht zu uns?“
Die junge Frau wußte wohl, daß sie ihn geschrieben hatte, er solle in der Nacht kommen, daß Niemand davon wissen solle, damit er ohne Aufsehen kommen könne!
„Sie doch, Stella, überhäufe mich nicht gleich mit Vorwürfen. Er wird schon kommen. – Und übrigens ist es denn meine Schuld?“
„Doch, ja, es ist deine Schuld! Ach! das machst du gut! Hättest du nicht so lange gezögert! … Hättest du mit ihm gesprochen, als ich es dir gesagt habe! Dann wäre er da! Ich wäre schon verlobt, und unser Leben wäre schon im ruhigen Geleise. Jetzt aber ist er vielleicht für mich schon verloren, und ich muß vielleicht einem Anderen nachlaufen. Denn ich will unbedingt jetzt heiraten. Wer weiß, ob nicht eine von den Kannenbergs jetzt auch in Italien war und für mich jetzt alles verloren ist. Du siehst, daß sein erster Weg zu ihnen war.“
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0188"n="187"/><p>Stella sprudelte gleich los:</p><p>„Fred ist angekommen … aber frage nur nicht, wo er ist! … Fred … ja, wo ist Fred? Ich habe ihn eben zu Kannenbergs hinaufgehen gesehen … ah das ist also sein erster Weg, … und nicht zu uns?“</p><p>Die junge Frau wußte wohl, daß sie ihn geschrieben hatte, er solle in der Nacht kommen, daß Niemand davon wissen solle, damit er ohne Aufsehen kommen könne!</p><p>„Sie doch, Stella, überhäufe mich nicht gleich mit Vorwürfen. Er wird schon kommen. – Und übrigens ist es denn meine Schuld?“</p><p>„Doch, ja, es ist deine Schuld! Ach! das machst du gut! Hättest du nicht so lange gezögert! … Hättest du mit ihm gesprochen, als ich es dir gesagt habe! Dann wäre er da! Ich wäre schon verlobt, und unser Leben wäre schon im ruhigen Geleise. Jetzt aber ist er vielleicht für mich schon verloren, und ich muß vielleicht einem Anderen nachlaufen. Denn ich will unbedingt jetzt heiraten. Wer weiß, ob nicht eine von den Kannenbergs jetzt auch in Italien war und für mich jetzt alles verloren ist. Du siehst, daß sein erster Weg zu ihnen war.“</p></div></body></text></TEI>
[187/0188]
Stella sprudelte gleich los:
„Fred ist angekommen … aber frage nur nicht, wo er ist! … Fred … ja, wo ist Fred? Ich habe ihn eben zu Kannenbergs hinaufgehen gesehen … ah das ist also sein erster Weg, … und nicht zu uns?“
Die junge Frau wußte wohl, daß sie ihn geschrieben hatte, er solle in der Nacht kommen, daß Niemand davon wissen solle, damit er ohne Aufsehen kommen könne!
„Sie doch, Stella, überhäufe mich nicht gleich mit Vorwürfen. Er wird schon kommen. – Und übrigens ist es denn meine Schuld?“
„Doch, ja, es ist deine Schuld! Ach! das machst du gut! Hättest du nicht so lange gezögert! … Hättest du mit ihm gesprochen, als ich es dir gesagt habe! Dann wäre er da! Ich wäre schon verlobt, und unser Leben wäre schon im ruhigen Geleise. Jetzt aber ist er vielleicht für mich schon verloren, und ich muß vielleicht einem Anderen nachlaufen. Denn ich will unbedingt jetzt heiraten. Wer weiß, ob nicht eine von den Kannenbergs jetzt auch in Italien war und für mich jetzt alles verloren ist. Du siehst, daß sein erster Weg zu ihnen war.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/188>, abgerufen am 20.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.