Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

"Und Sie sind sehr waghalsig, daß Sie mich behandeln, wie ein alter Haudegen eine eroberte Festung. Nein!.. Ich verbiete ihnen, sich mir zu nähern ..."

"Ach ... ich sterbe vor Liebe!"

"Nun mein Herr trachten Sie sich zu sammeln. Guten Abend ... nun so gehen Sie doch."

Als der Offizier endlich fortgegangen war, setzte sich Stella wieder nieder. Ihre Knie zitterten.

"Da haben wir die Geschichte!" sagte sie sich, ebenso überrascht über ihren Zorn, als über den Angriff des Leutnants. "Wie dumm ich bin, so zu poltern! was geht mir denn dabei so nahe? Ist es etwa die saubere Geschichte da? Nein, ich glaubte mich ganz einfach nicht genug Lucretia in diesem Punkt!"

Sie dachte ein wenig nach; dann lächelte sie. "Ich wette, daß ich weniger Skandal gemacht hätte, wenn es Fernand gewesen wäre. - Aber er kommt nicht, die Zeit ist vorüber. Er wird nicht kommen. Welche Katastrophe ihm wohl zurückgehalten hat? Er scheint mir im Grunde genommen Angst zu haben, seine Frau zu sehr zu kränken, der Ehrgeizige!!!"

„Und Sie sind sehr waghalsig, daß Sie mich behandeln, wie ein alter Haudegen eine eroberte Festung. Nein!.. Ich verbiete ihnen, sich mir zu nähern …“

„Ach … ich sterbe vor Liebe!“

„Nun mein Herr trachten Sie sich zu sammeln. Guten Abend … nun so gehen Sie doch.“

Als der Offizier endlich fortgegangen war, setzte sich Stella wieder nieder. Ihre Knie zitterten.

„Da haben wir die Geschichte!“ sagte sie sich, ebenso überrascht über ihren Zorn, als über den Angriff des Leutnants. „Wie dumm ich bin, so zu poltern! was geht mir denn dabei so nahe? Ist es etwa die saubere Geschichte da? Nein, ich glaubte mich ganz einfach nicht genug Lucretia in diesem Punkt!“

Sie dachte ein wenig nach; dann lächelte sie. „Ich wette, daß ich weniger Skandal gemacht hätte, wenn es Fernand gewesen wäre. – Aber er kommt nicht, die Zeit ist vorüber. Er wird nicht kommen. Welche Katastrophe ihm wohl zurückgehalten hat? Er scheint mir im Grunde genommen Angst zu haben, seine Frau zu sehr zu kränken, der Ehrgeizige!!!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0248" n="247"/>
        <p>&#x201E;Und Sie sind sehr waghalsig, daß Sie mich behandeln, wie ein alter Haudegen eine eroberte Festung. Nein!.. Ich verbiete ihnen, sich mir zu nähern &#x2026;&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ach &#x2026; ich sterbe vor Liebe!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Nun mein Herr trachten Sie sich zu sammeln. Guten Abend &#x2026; nun so gehen Sie doch.&#x201C;</p>
        <p>Als der Offizier endlich fortgegangen war, setzte sich Stella wieder nieder. Ihre Knie zitterten.</p>
        <p>&#x201E;Da haben wir die Geschichte!&#x201C; sagte sie sich, ebenso überrascht über ihren Zorn, als über den Angriff des Leutnants. &#x201E;Wie dumm ich bin, so zu poltern! was geht mir denn dabei so nahe? Ist es etwa die saubere Geschichte da? Nein, ich glaubte mich ganz einfach nicht genug Lucretia in diesem Punkt!&#x201C;</p>
        <p>Sie dachte ein wenig nach; dann lächelte sie. &#x201E;Ich wette, daß ich weniger Skandal gemacht hätte, wenn es Fernand gewesen wäre. &#x2013; Aber er kommt nicht, die Zeit ist vorüber. Er wird nicht kommen. Welche Katastrophe ihm wohl zurückgehalten hat? Er scheint mir im Grunde genommen Angst zu haben, seine Frau zu sehr zu kränken, der Ehrgeizige!!!&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0248] „Und Sie sind sehr waghalsig, daß Sie mich behandeln, wie ein alter Haudegen eine eroberte Festung. Nein!.. Ich verbiete ihnen, sich mir zu nähern …“ „Ach … ich sterbe vor Liebe!“ „Nun mein Herr trachten Sie sich zu sammeln. Guten Abend … nun so gehen Sie doch.“ Als der Offizier endlich fortgegangen war, setzte sich Stella wieder nieder. Ihre Knie zitterten. „Da haben wir die Geschichte!“ sagte sie sich, ebenso überrascht über ihren Zorn, als über den Angriff des Leutnants. „Wie dumm ich bin, so zu poltern! was geht mir denn dabei so nahe? Ist es etwa die saubere Geschichte da? Nein, ich glaubte mich ganz einfach nicht genug Lucretia in diesem Punkt!“ Sie dachte ein wenig nach; dann lächelte sie. „Ich wette, daß ich weniger Skandal gemacht hätte, wenn es Fernand gewesen wäre. – Aber er kommt nicht, die Zeit ist vorüber. Er wird nicht kommen. Welche Katastrophe ihm wohl zurückgehalten hat? Er scheint mir im Grunde genommen Angst zu haben, seine Frau zu sehr zu kränken, der Ehrgeizige!!!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/248
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/248>, abgerufen am 18.05.2024.