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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Ob Krieg und Pest nothwendig und wie
ben anjetzo so wie sie wären, und es sey gegenwär-
tig ein Stillstand in der Vermehrung. Er leugnet
zwar nicht, daß in einem gantzen Reiche etwas mehr
gebohren würden als stürben, allein der Uberschuß
werde durch die Pest oder Krieg wieder gehoben.
Er beweiset dieses mit Franckreich, wo nach hundert
Jahren so viel gewesen als vorher. Auch nimmt
er einige Städte zu Hülffe. Allein aus dem vor-
hergehenden erhellet, daß volckreiche Städte bey der
Vermehrung eine Ausnahme machen. Den Still-
stand in Franckreich läugne ich auch nicht, oder daß
Pest und Krieg dergleichen verursachen können,
aber daraus läßt sich für die gantze Erde nichts
schliessen, als müsse es überall so seyn. Hr. Struyck
schliesset seine Muthmassungen p. 392. mit diesen
Worten: "In gegenwärtiger Zeit scheinet die Zahl
"der Menschen auf dem Erdboden meist einerley
"zu bleiben. Und ob schon Graunt geschlossen, daß
"sich deren Anzahl auf dem platten Lande in En-
"gelland in 280. und in London in 70. Jahren ver-
"doppele, so ist doch meiner Meinung nach solches
"nicht sicher, und kan für keine gewisse Anmerckung
"ausgegeben werden, auch streitet solches wieder
"die Zählung von Franckreich." Ein Engelländer
möchte wünschen, daß die Verdoppelung weit schnel-
ler geschehe, weil America hinlänglich ist den Uber-
fluß abzunehmen und zu beherbergen. Doch ich
will meine Gründe anführen, warum ich die
Nothwendigkeit dieses Stillstandes oder dieser Pla-
gen nicht zugeben kan.

§. 18.

Man nimmt meinem Bedüncken nach ohne
gnugsamen Grund an, daß ein Land z. Ex. Europa

nur

Ob Krieg und Peſt nothwendig und wie
ben anjetzo ſo wie ſie waͤren, und es ſey gegenwaͤr-
tig ein Stillſtand in der Vermehrung. Er leugnet
zwar nicht, daß in einem gantzen Reiche etwas mehr
gebohren wuͤrden als ſtuͤrben, allein der Uberſchuß
werde durch die Peſt oder Krieg wieder gehoben.
Er beweiſet dieſes mit Franckreich, wo nach hundert
Jahren ſo viel geweſen als vorher. Auch nimmt
er einige Staͤdte zu Huͤlffe. Allein aus dem vor-
hergehenden erhellet, daß volckreiche Staͤdte bey der
Vermehrung eine Ausnahme machen. Den Still-
ſtand in Franckreich laͤugne ich auch nicht, oder daß
Peſt und Krieg dergleichen verurſachen koͤnnen,
aber daraus laͤßt ſich fuͤr die gantze Erde nichts
ſchlieſſen, als muͤſſe es uͤberall ſo ſeyn. Hr. Struyck
ſchlieſſet ſeine Muthmaſſungen p. 392. mit dieſen
Worten: „In gegenwaͤrtiger Zeit ſcheinet die Zahl
„der Menſchen auf dem Erdboden meiſt einerley
„zu bleiben. Und ob ſchon Graunt geſchloſſen, daß
„ſich deren Anzahl auf dem platten Lande in En-
„gelland in 280. und in London in 70. Jahren ver-
„doppele, ſo iſt doch meiner Meinung nach ſolches
„nicht ſicher, und kan fuͤr keine gewiſſe Anmerckung
„ausgegeben werden, auch ſtreitet ſolches wieder
„die Zaͤhlung von Franckreich.„ Ein Engellaͤnder
moͤchte wuͤnſchen, daß die Verdoppelung weit ſchnel-
ler geſchehe, weil America hinlaͤnglich iſt den Uber-
fluß abzunehmen und zu beherbergen. Doch ich
will meine Gruͤnde anfuͤhren, warum ich die
Nothwendigkeit dieſes Stillſtandes oder dieſer Pla-
gen nicht zugeben kan.

§. 18.

Man nimmt meinem Beduͤncken nach ohne
gnugſamen Grund an, daß ein Land z. Ex. Europa

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[68/0114] Ob Krieg und Peſt nothwendig und wie ben anjetzo ſo wie ſie waͤren, und es ſey gegenwaͤr- tig ein Stillſtand in der Vermehrung. Er leugnet zwar nicht, daß in einem gantzen Reiche etwas mehr gebohren wuͤrden als ſtuͤrben, allein der Uberſchuß werde durch die Peſt oder Krieg wieder gehoben. Er beweiſet dieſes mit Franckreich, wo nach hundert Jahren ſo viel geweſen als vorher. Auch nimmt er einige Staͤdte zu Huͤlffe. Allein aus dem vor- hergehenden erhellet, daß volckreiche Staͤdte bey der Vermehrung eine Ausnahme machen. Den Still- ſtand in Franckreich laͤugne ich auch nicht, oder daß Peſt und Krieg dergleichen verurſachen koͤnnen, aber daraus laͤßt ſich fuͤr die gantze Erde nichts ſchlieſſen, als muͤſſe es uͤberall ſo ſeyn. Hr. Struyck ſchlieſſet ſeine Muthmaſſungen p. 392. mit dieſen Worten: „In gegenwaͤrtiger Zeit ſcheinet die Zahl „der Menſchen auf dem Erdboden meiſt einerley „zu bleiben. Und ob ſchon Graunt geſchloſſen, daß „ſich deren Anzahl auf dem platten Lande in En- „gelland in 280. und in London in 70. Jahren ver- „doppele, ſo iſt doch meiner Meinung nach ſolches „nicht ſicher, und kan fuͤr keine gewiſſe Anmerckung „ausgegeben werden, auch ſtreitet ſolches wieder „die Zaͤhlung von Franckreich.„ Ein Engellaͤnder moͤchte wuͤnſchen, daß die Verdoppelung weit ſchnel- ler geſchehe, weil America hinlaͤnglich iſt den Uber- fluß abzunehmen und zu beherbergen. Doch ich will meine Gruͤnde anfuͤhren, warum ich die Nothwendigkeit dieſes Stillſtandes oder dieſer Pla- gen nicht zugeben kan. §. 18. Man nimmt meinem Beduͤncken nach ohne gnugſamen Grund an, daß ein Land z. Ex. Europa nur

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/114>, abgerufen am 09.11.2024.