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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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viel Menschen auf dem Erdboden leben etc.
nur diese und nicht eine grössere Anzahl Menschen
beherbergen und ernähren könne. Hierin aber kan
man sich leicht irren. Man weiß von vielen Orten
das Gegentheil. Nur muß die Vermehrung nicht gar
zu schnell geschehen, damit denen Leuten Zeit gelassen
werde, die gehörigen Anstalten zu mehrern zu machen.
Ich will nur Egypten zum Beweis anführen. An-
jetzo würde es vielleicht gäntzllch unmöglich seyn,
daß es die ehmahlige grosse Menge nähren könte.
Allein die alten Könige Egyptens wusten es möglich
zu machen, indem sie rechte Meisterstücke in der
Kunst bewiesen, sintemahl sie durch lange und kost-
bahre Graben den Nil-Fluß in die dürresten Sand-
Felder geleitet, und diese also zur Fruchtbarkeit und
Aufenthalt vieler Menschen bequehm gemacht, so
daß daher Egypten nicht allein für sich gnug Ge-
trayde gewonnen, sondern daß es auch sich nicht we-
nig einbildete, daß es Italiens Korn-Kammer war.
Es verdienet hievon die Nachricht gelesen zu werden,
die uns Maillet in seiner Beschreibung von Egypten
gegeben hat. Die Holländer haben nicht weniger
Geschicklichkeit darinn bewiesen, daß sie morastige
oder mit Wasser bedeckte Oerter zu denen schönsten
Auen gemachet, und also vielen tausenden Unterhalt
dadurch verschaffet. Wie viel Oerter sind nicht
noch in Europa, da kein Stillstand und also keine
Pest nöthig ist? Das eintzige Moscau kan sich noch
lange vermehren, ehe man einen Uberfluß befürchten
darf, nur muß es besser gebauet werden, welches
jetzt aus Mangel der Menschen nicht geschehen kan.
Der Herr D. Grew hat daher gantz andere Gedan-
cken gehabt als Rudyard, indem ihm Engelland
oder Süd-Brittanien noch lange nicht volckreich

gnug
E 3

viel Menſchen auf dem Erdboden leben ꝛc.
nur dieſe und nicht eine groͤſſere Anzahl Menſchen
beherbergen und ernaͤhren koͤnne. Hierin aber kan
man ſich leicht irren. Man weiß von vielen Orten
das Gegentheil. Nur muß die Vermehrung nicht gar
zu ſchnell geſchehen, damit denen Leuten Zeit gelaſſen
werde, die gehoͤrigen Anſtalten zu mehrern zu machen.
Ich will nur Egypten zum Beweis anfuͤhren. An-
jetzo wuͤrde es vielleicht gaͤntzllch unmoͤglich ſeyn,
daß es die ehmahlige groſſe Menge naͤhren koͤnte.
Allein die alten Koͤnige Egyptens wuſten es moͤglich
zu machen, indem ſie rechte Meiſterſtuͤcke in der
Kunſt bewieſen, ſintemahl ſie durch lange und koſt-
bahre Graben den Nil-Fluß in die duͤrreſten Sand-
Felder geleitet, und dieſe alſo zur Fruchtbarkeit und
Aufenthalt vieler Menſchen bequehm gemacht, ſo
daß daher Egypten nicht allein fuͤr ſich gnug Ge-
trayde gewonnen, ſondern daß es auch ſich nicht we-
nig einbildete, daß es Italiens Korn-Kammer war.
Es verdienet hievon die Nachricht geleſen zu werden,
die uns Maillet in ſeiner Beſchreibung von Egypten
gegeben hat. Die Hollaͤnder haben nicht weniger
Geſchicklichkeit darinn bewieſen, daß ſie moraſtige
oder mit Waſſer bedeckte Oerter zu denen ſchoͤnſten
Auen gemachet, und alſo vielen tauſenden Unterhalt
dadurch verſchaffet. Wie viel Oerter ſind nicht
noch in Europa, da kein Stillſtand und alſo keine
Peſt noͤthig iſt? Das eintzige Moscau kan ſich noch
lange vermehren, ehe man einen Uberfluß befuͤrchten
darf, nur muß es beſſer gebauet werden, welches
jetzt aus Mangel der Menſchen nicht geſchehen kan.
Der Herr D. Grew hat daher gantz andere Gedan-
cken gehabt als Rudyard, indem ihm Engelland
oder Suͤd-Brittanien noch lange nicht volckreich

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[69/0115] viel Menſchen auf dem Erdboden leben ꝛc. nur dieſe und nicht eine groͤſſere Anzahl Menſchen beherbergen und ernaͤhren koͤnne. Hierin aber kan man ſich leicht irren. Man weiß von vielen Orten das Gegentheil. Nur muß die Vermehrung nicht gar zu ſchnell geſchehen, damit denen Leuten Zeit gelaſſen werde, die gehoͤrigen Anſtalten zu mehrern zu machen. Ich will nur Egypten zum Beweis anfuͤhren. An- jetzo wuͤrde es vielleicht gaͤntzllch unmoͤglich ſeyn, daß es die ehmahlige groſſe Menge naͤhren koͤnte. Allein die alten Koͤnige Egyptens wuſten es moͤglich zu machen, indem ſie rechte Meiſterſtuͤcke in der Kunſt bewieſen, ſintemahl ſie durch lange und koſt- bahre Graben den Nil-Fluß in die duͤrreſten Sand- Felder geleitet, und dieſe alſo zur Fruchtbarkeit und Aufenthalt vieler Menſchen bequehm gemacht, ſo daß daher Egypten nicht allein fuͤr ſich gnug Ge- trayde gewonnen, ſondern daß es auch ſich nicht we- nig einbildete, daß es Italiens Korn-Kammer war. Es verdienet hievon die Nachricht geleſen zu werden, die uns Maillet in ſeiner Beſchreibung von Egypten gegeben hat. Die Hollaͤnder haben nicht weniger Geſchicklichkeit darinn bewieſen, daß ſie moraſtige oder mit Waſſer bedeckte Oerter zu denen ſchoͤnſten Auen gemachet, und alſo vielen tauſenden Unterhalt dadurch verſchaffet. Wie viel Oerter ſind nicht noch in Europa, da kein Stillſtand und alſo keine Peſt noͤthig iſt? Das eintzige Moscau kan ſich noch lange vermehren, ehe man einen Uberfluß befuͤrchten darf, nur muß es beſſer gebauet werden, welches jetzt aus Mangel der Menſchen nicht geſchehen kan. Der Herr D. Grew hat daher gantz andere Gedan- cken gehabt als Rudyard, indem ihm Engelland oder Suͤd-Brittanien noch lange nicht volckreich gnug E 3

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/115>, abgerufen am 23.11.2024.