Hieraus siehet man, daß obige Rechnung der einen Million nur allein von der Provinz Holland in de- nen vereinigten Niederlanden zu verstehen sey. Sol- ten die andern Provinzien zusammen nicht auch ein paar Millionen haben? und solte man also nicht für gantz Holland 3 bis 4. Millionen Seelen rech- nen können? Ich hätte mich anfänglich das Wort Holland fast irren lassen, daß ich es von allen Pro- vinzien verstanden hätte, weil es der Gebrauch im reden allhier so mit sich bringt. Doch Hr. Struyck rechnet [g] die gantze Anzahl nur 2 1/3 Million, und glaube ich, daß er dieses von allen vereinigten Pro- vinzien verstehe.
6.) Italien ist ehedem wohl ohnstreitig eines der volckreichesten Länder gewesen, weil es das Glück hatte, den Sitz der Beherrscher eines der grösten Reiche, so jemahls gewesen, zu enthalten. Anjetzo aber ist es gar sehr herunter gekommen, wie aus dem Addison (§. 13. p. 45.) bereits bewiesen. Die Italiäner selbst können es auch nicht läugnen. Ricciolus [h] gibt dem alten Italien 20. Millionen, Boterus und Nicolosius gaben Italien zu ihrer Zeit 9. Millionen, Sabellicus aber [i] nur 7. Millionen. Und das ist meinem Bedüncken nach gnug für Italien, Sicilien, Corsica und die andern Inseln. Denn nach dem Chamberlayne, No. 3. ist es nochmahl so groß als Engelland, wenn es nun halb so gut mit Menschen besetzet als dieses, so
wird
[g]Inleid. P. 1. p. 52. not. a.
[h]Geogr. ref. l. c.
[i]lib. 2. Enn. 7.
Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie
Hieraus ſiehet man, daß obige Rechnung der einen Million nur allein von der Provinz Holland in de- nen vereinigten Niederlanden zu verſtehen ſey. Sol- ten die andern Provinzien zuſammen nicht auch ein paar Millionen haben? und ſolte man alſo nicht fuͤr gantz Holland 3 bis 4. Millionen Seelen rech- nen koͤnnen? Ich haͤtte mich anfaͤnglich das Wort Holland faſt irren laſſen, daß ich es von allen Pro- vinzien verſtanden haͤtte, weil es der Gebrauch im reden allhier ſo mit ſich bringt. Doch Hr. Struyck rechnet [g] die gantze Anzahl nur 2⅓ Million, und glaube ich, daß er dieſes von allen vereinigten Pro- vinzien verſtehe.
6.) Italien iſt ehedem wohl ohnſtreitig eines der volckreicheſten Laͤnder geweſen, weil es das Gluͤck hatte, den Sitz der Beherrſcher eines der groͤſten Reiche, ſo jemahls geweſen, zu enthalten. Anjetzo aber iſt es gar ſehr herunter gekommen, wie aus dem Addiſon (§. 13. p. 45.) bereits bewieſen. Die Italiaͤner ſelbſt koͤnnen es auch nicht laͤugnen. Ricciolus [h] gibt dem alten Italien 20. Millionen, Boterus und Nicoloſius gaben Italien zu ihrer Zeit 9. Millionen, Sabellicus aber [i] nur 7. Millionen. Und das iſt meinem Beduͤncken nach gnug fuͤr Italien, Sicilien, Corſica und die andern Inſeln. Denn nach dem Chamberlayne, No. 3. iſt es nochmahl ſo groß als Engelland, wenn es nun halb ſo gut mit Menſchen beſetzet als dieſes, ſo
wird
[g]Inleid. P. 1. p. 52. not. a.
[h]Geogr. ref. l. c.
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Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie
Hieraus ſiehet man, daß obige Rechnung der einen
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nen vereinigten Niederlanden zu verſtehen ſey. Sol-
ten die andern Provinzien zuſammen nicht auch ein
paar Millionen haben? und ſolte man alſo nicht
fuͤr gantz Holland 3 bis 4. Millionen Seelen rech-
nen koͤnnen? Ich haͤtte mich anfaͤnglich das Wort
Holland faſt irren laſſen, daß ich es von allen Pro-
vinzien verſtanden haͤtte, weil es der Gebrauch im
reden allhier ſo mit ſich bringt. Doch Hr. Struyck
rechnet [g] die gantze Anzahl nur 2⅓ Million, und
glaube ich, daß er dieſes von allen vereinigten Pro-
vinzien verſtehe.
6.) Italien iſt ehedem wohl ohnſtreitig eines
der volckreicheſten Laͤnder geweſen, weil es das
Gluͤck hatte, den Sitz der Beherrſcher eines der
groͤſten Reiche, ſo jemahls geweſen, zu enthalten.
Anjetzo aber iſt es gar ſehr herunter gekommen, wie
aus dem Addiſon (§. 13. p. 45.) bereits bewieſen.
Die Italiaͤner ſelbſt koͤnnen es auch nicht laͤugnen.
Ricciolus [h] gibt dem alten Italien 20. Millionen,
Boterus und Nicoloſius gaben Italien zu ihrer
Zeit 9. Millionen, Sabellicus aber [i] nur 7.
Millionen. Und das iſt meinem Beduͤncken nach
gnug fuͤr Italien, Sicilien, Corſica und die andern
Inſeln. Denn nach dem Chamberlayne, No. 3.
iſt es nochmahl ſo groß als Engelland, wenn es
nun halb ſo gut mit Menſchen beſetzet als dieſes, ſo
wird
[g] Inleid. P. 1. p. 52. not. a.
[h] Geogr. ref. l. c.
[i] lib. 2. Enn. 7.
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/130>, abgerufen am 09.11.2024.
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