Hieraus erhellet nun unwiedersprechlich, daß Krieg und Pest gar nicht nothwendig, und daß sehr wohl wenigstens etliche hundert Jahr ohne dieselbe Ubel hingehen können, ohne daß die Welt zu voll werde. Es ist bewiesen, daß 4000. Millionen zu- gleich leben können, (§. 22.) und daß gegenwärtig höchstens nur tausend Millionen würcklich zugleich leben. (§. 25.) Gesetzt nun, die Vermehrung solle überall so geschwinde geschehen, wie von denen Brandenburgischen Landen bewiesen ist, daß sich die Menschen in hundert Jahren verdoppelten, (§. 4.) so könten zum allerwenigsten 200. Jahre in bestän- diger Gesundheit und Friede hingebracht werden, welches wohl noch nie geschehen, und auch nicht ge- schehen wird, so lange der Erdboden von Menschen bewohnet wird, die ihren blinden und lasterhaften Trieben nachhängen. Geschähe die Verdoppelung in 270. Jahren, wie Graunt nach seinen Anmer- ckungen in Engelland vermeinet, (§. 4.) so könten über 500. Jahre gesund und friedlich hingehen, und der Menschen würden nicht zu viel seyn.
Wolte man aber einwenden, daß, wenn es auch gleich anjetzo nicht nöthig sey, so sey es doch nöthig gewesen, weil sonst seit der Sündfluth her die Welt schon längstens würde zu voll geworden seyn: so antworte ich hierauf dieses 1.) diese Nothwendig- keit beruhet auf einer andern Nothwendigkeit, nemlich daß die Vermehrung allezeit so habe geschehen müssen als anjetzo. Allein dieses ist noch nicht erwiesen. Aus denen Berechnungen der Preußischen und Brandenburgischen Lande erhellet (§. 3.) daß die Geschwindigkeit in der Vermehrung unterschieden
sey,
Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie
§. 30.
Hieraus erhellet nun unwiederſprechlich, daß Krieg und Peſt gar nicht nothwendig, und daß ſehr wohl wenigſtens etliche hundert Jahr ohne dieſelbe Ubel hingehen koͤnnen, ohne daß die Welt zu voll werde. Es iſt bewieſen, daß 4000. Millionen zu- gleich leben koͤnnen, (§. 22.) und daß gegenwaͤrtig hoͤchſtens nur tauſend Millionen wuͤrcklich zugleich leben. (§. 25.) Geſetzt nun, die Vermehrung ſolle uͤberall ſo geſchwinde geſchehen, wie von denen Brandenburgiſchen Landen bewieſen iſt, daß ſich die Menſchen in hundert Jahren verdoppelten, (§. 4.) ſo koͤnten zum allerwenigſten 200. Jahre in beſtaͤn- diger Geſundheit und Friede hingebracht werden, welches wohl noch nie geſchehen, und auch nicht ge- ſchehen wird, ſo lange der Erdboden von Menſchen bewohnet wird, die ihren blinden und laſterhaften Trieben nachhaͤngen. Geſchaͤhe die Verdoppelung in 270. Jahren, wie Graunt nach ſeinen Anmer- ckungen in Engelland vermeinet, (§. 4.) ſo koͤnten uͤber 500. Jahre geſund und friedlich hingehen, und der Menſchen wuͤrden nicht zu viel ſeyn.
Wolte man aber einwenden, daß, wenn es auch gleich anjetzo nicht noͤthig ſey, ſo ſey es doch noͤthig geweſen, weil ſonſt ſeit der Suͤndfluth her die Welt ſchon laͤngſtens wuͤrde zu voll geworden ſeyn: ſo antworte ich hierauf dieſes 1.) dieſe Nothwendig- keit beruhet auf einer andern Nothwendigkeit, nemlich daß die Vermehrung allezeit ſo habe geſchehen muͤſſen als anjetzo. Allein dieſes iſt noch nicht erwieſen. Aus denen Berechnungen der Preußiſchen und Brandenburgiſchen Lande erhellet (§. 3.) daß die Geſchwindigkeit in der Vermehrung unterſchieden
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Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie
§. 30.
Hieraus erhellet nun unwiederſprechlich, daß
Krieg und Peſt gar nicht nothwendig, und daß ſehr
wohl wenigſtens etliche hundert Jahr ohne dieſelbe
Ubel hingehen koͤnnen, ohne daß die Welt zu voll
werde. Es iſt bewieſen, daß 4000. Millionen zu-
gleich leben koͤnnen, (§. 22.) und daß gegenwaͤrtig
hoͤchſtens nur tauſend Millionen wuͤrcklich zugleich
leben. (§. 25.) Geſetzt nun, die Vermehrung ſolle
uͤberall ſo geſchwinde geſchehen, wie von denen
Brandenburgiſchen Landen bewieſen iſt, daß ſich
die Menſchen in hundert Jahren verdoppelten, (§. 4.)
ſo koͤnten zum allerwenigſten 200. Jahre in beſtaͤn-
diger Geſundheit und Friede hingebracht werden,
welches wohl noch nie geſchehen, und auch nicht ge-
ſchehen wird, ſo lange der Erdboden von Menſchen
bewohnet wird, die ihren blinden und laſterhaften
Trieben nachhaͤngen. Geſchaͤhe die Verdoppelung
in 270. Jahren, wie Graunt nach ſeinen Anmer-
ckungen in Engelland vermeinet, (§. 4.) ſo koͤnten
uͤber 500. Jahre geſund und friedlich hingehen, und
der Menſchen wuͤrden nicht zu viel ſeyn.
Wolte man aber einwenden, daß, wenn es
auch gleich anjetzo nicht noͤthig ſey, ſo ſey es doch
noͤthig geweſen, weil ſonſt ſeit der Suͤndfluth her die
Welt ſchon laͤngſtens wuͤrde zu voll geworden ſeyn:
ſo antworte ich hierauf dieſes 1.) dieſe Nothwendig-
keit beruhet auf einer andern Nothwendigkeit, nemlich
daß die Vermehrung allezeit ſo habe geſchehen muͤſſen
als anjetzo. Allein dieſes iſt noch nicht erwieſen.
Aus denen Berechnungen der Preußiſchen und
Brandenburgiſchen Lande erhellet (§. 3.) daß die
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ſey,
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/144>, abgerufen am 23.11.2024.
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