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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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viel Menschen auf dem Erdboden leben etc.
sey, indem in einer Provinz mehr Jahre zur Ver-
doppelung erfordert werden als in einer andern.
Die Vermehrung ist also was veränderliches, die
GOtt gar leicht nach denen Umständen der Welt
aufhalten oder beschleunigen kan. Es kommen in
unserm gantzen Lande 60 tausend todte gegen 80
tausend gebohrne, wenn nun aber 70 tausend todte
kämen, würde die Vermehrung schon sehr gehem-
met werden, oder wenn statt der jetzigen Verhält-
niß der 10 todte zu 13 gebohrne (§. 6.) die Ver-
hältniß überall so wäre wie in einigen Orten En-
gellands, da die todte zu denen gebohrnen sind wie
10 zu 11, oder wenn sie sich gar verhielten wie
1000 zu 1001, so würde die Vermehrung doch
zwar noch geschehen, aber so langsam, daß sie fast
unmercklich würde. Dieses aber wäre nun der
göttlichen Vorsehung ein leichtes. Sie dürffte nur
einige Menschen mehr sterben lassen. Dieses aber
könte auch gantz unmercklich gemacht werden. Un-
ten wird gezeiget werden, daß die Hälfte von allen
Kindern, die gebohren werden, schon vor dem 10ten
Jahre wieder gestorben sey. So dürften ja nur
statt der Hälfte 2/3 oder 3/5 oder etc. Kinder sterben,
so würde dieses die Vermehrung sehr hindern. Wer
wolte nun zweifeln, daß die göttliche Vorsehung
nicht eher dieses so leichte Mittel als eine so scheußli-
che Plage, als die Pest ist, wehlen solte, wenn sie
der überhäuften Menge der Menschen vorbeugen
wolte? Wie GOtt die Vermehrung leicht beschleu-
nigen könte, wenn er denen Kindern mehrere Le-
bens-Kräfte gäbe, daß ihrer nicht so viel frühzeitig
stürben, so könte er sie auch leicht aufhalten, wenn
er ihrer mehrere sterben liesse.

2.) Zwey-
G 2

viel Menſchen auf dem Erdboden leben ꝛc.
ſey, indem in einer Provinz mehr Jahre zur Ver-
doppelung erfordert werden als in einer andern.
Die Vermehrung iſt alſo was veraͤnderliches, die
GOtt gar leicht nach denen Umſtaͤnden der Welt
aufhalten oder beſchleunigen kan. Es kommen in
unſerm gantzen Lande 60 tauſend todte gegen 80
tauſend gebohrne, wenn nun aber 70 tauſend todte
kaͤmen, wuͤrde die Vermehrung ſchon ſehr gehem-
met werden, oder wenn ſtatt der jetzigen Verhaͤlt-
niß der 10 todte zu 13 gebohrne (§. 6.) die Ver-
haͤltniß uͤberall ſo waͤre wie in einigen Orten En-
gellands, da die todte zu denen gebohrnen ſind wie
10 zu 11, oder wenn ſie ſich gar verhielten wie
1000 zu 1001, ſo wuͤrde die Vermehrung doch
zwar noch geſchehen, aber ſo langſam, daß ſie faſt
unmercklich wuͤrde. Dieſes aber waͤre nun der
goͤttlichen Vorſehung ein leichtes. Sie duͤrffte nur
einige Menſchen mehr ſterben laſſen. Dieſes aber
koͤnte auch gantz unmercklich gemacht werden. Un-
ten wird gezeiget werden, daß die Haͤlfte von allen
Kindern, die gebohren werden, ſchon vor dem 10ten
Jahre wieder geſtorben ſey. So duͤrften ja nur
ſtatt der Haͤlfte ⅔ oder ⅗ oder ꝛc. Kinder ſterben,
ſo wuͤrde dieſes die Vermehrung ſehr hindern. Wer
wolte nun zweifeln, daß die goͤttliche Vorſehung
nicht eher dieſes ſo leichte Mittel als eine ſo ſcheußli-
che Plage, als die Peſt iſt, wehlen ſolte, wenn ſie
der uͤberhaͤuften Menge der Menſchen vorbeugen
wolte? Wie GOtt die Vermehrung leicht beſchleu-
nigen koͤnte, wenn er denen Kindern mehrere Le-
bens-Kraͤfte gaͤbe, daß ihrer nicht ſo viel fruͤhzeitig
ſtuͤrben, ſo koͤnte er ſie auch leicht aufhalten, wenn
er ihrer mehrere ſterben lieſſe.

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G 2
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[99/0145] viel Menſchen auf dem Erdboden leben ꝛc. ſey, indem in einer Provinz mehr Jahre zur Ver- doppelung erfordert werden als in einer andern. Die Vermehrung iſt alſo was veraͤnderliches, die GOtt gar leicht nach denen Umſtaͤnden der Welt aufhalten oder beſchleunigen kan. Es kommen in unſerm gantzen Lande 60 tauſend todte gegen 80 tauſend gebohrne, wenn nun aber 70 tauſend todte kaͤmen, wuͤrde die Vermehrung ſchon ſehr gehem- met werden, oder wenn ſtatt der jetzigen Verhaͤlt- niß der 10 todte zu 13 gebohrne (§. 6.) die Ver- haͤltniß uͤberall ſo waͤre wie in einigen Orten En- gellands, da die todte zu denen gebohrnen ſind wie 10 zu 11, oder wenn ſie ſich gar verhielten wie 1000 zu 1001, ſo wuͤrde die Vermehrung doch zwar noch geſchehen, aber ſo langſam, daß ſie faſt unmercklich wuͤrde. Dieſes aber waͤre nun der goͤttlichen Vorſehung ein leichtes. Sie duͤrffte nur einige Menſchen mehr ſterben laſſen. Dieſes aber koͤnte auch gantz unmercklich gemacht werden. Un- ten wird gezeiget werden, daß die Haͤlfte von allen Kindern, die gebohren werden, ſchon vor dem 10ten Jahre wieder geſtorben ſey. So duͤrften ja nur ſtatt der Haͤlfte ⅔ oder ⅗ oder [FORMEL] ꝛc. Kinder ſterben, ſo wuͤrde dieſes die Vermehrung ſehr hindern. Wer wolte nun zweifeln, daß die goͤttliche Vorſehung nicht eher dieſes ſo leichte Mittel als eine ſo ſcheußli- che Plage, als die Peſt iſt, wehlen ſolte, wenn ſie der uͤberhaͤuften Menge der Menſchen vorbeugen wolte? Wie GOtt die Vermehrung leicht beſchleu- nigen koͤnte, wenn er denen Kindern mehrere Le- bens-Kraͤfte gaͤbe, daß ihrer nicht ſo viel fruͤhzeitig ſtuͤrben, ſo koͤnte er ſie auch leicht aufhalten, wenn er ihrer mehrere ſterben lieſſe. 2.) Zwey- G 2

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/145>, abgerufen am 23.11.2024.