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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Ob Krieg und Pest nothwendig, und wie

2.) Zweytens aber bleibt noch das übrig, was
(§. 19.) gesagt worden, daß, wenn der Menschen
mehr wären, die zur Arbeit könten gebraucht wer-
den, alsdann auch die Fruchtbarkeit des Getraydes
könte weiter getrieben, und das Erdreich für weit
mehr Menschen zubereitet werden. Eine etwas
langsamere Vermehrung und grössere Fruchtbar-
keit, würden also allem besorgtem Uberfluß der Men-
schen gnugsam vorgebeuget haben.

Da nun aber Krieg und Pest dem ohngeach-
tet beständig gewesen sind, so überzeuget uns dieses
klärlich, daß sie nicht Mittel zur Unterhaltung des
Gleichgewichts seyn können. Es bleibt also nichts
anders übrig, als daß wir zugestehen müssen, daß
die Pest von GOtt zur Strafe der unartigen Ge-
schöpfe gebraucht werde. Am Kriege ist ohnedem
nicht GOtt, sondern die Menschen selbst sind Ur-
sach daran. GOtt aber läßt ihn aus gerechtem
Gerichte, zu dem Menschen zur Strafe.

§. 31.

Man kan auch aus der Anzahl der Menschen,
die zugleich leben, die beständige Veränderung er-
kennen, der das menschliche Geschlecht unterworf-
fen ist. Hierauf hat Ricciolus [q] und der Herr
Struyck [r] Acht gehabt. Ich will bey der alten
Meinung anjetzo bleiben, da man eine Generation
auf 33. Jahre rechnet. In 33. Jahren werden also
tausend Millionen Menschen gebohren und sterben
auch wieder, folglich sterben in einem Jahre 30.
Millionen. Ein Jahr hat 365. Tage, folglich ster-

ben
[q] Geogr. ref. l. c. p. 634.
[r] Inleid. P. I. p. 51.
Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie

2.) Zweytens aber bleibt noch das uͤbrig, was
(§. 19.) geſagt worden, daß, wenn der Menſchen
mehr waͤren, die zur Arbeit koͤnten gebraucht wer-
den, alsdann auch die Fruchtbarkeit des Getraydes
koͤnte weiter getrieben, und das Erdreich fuͤr weit
mehr Menſchen zubereitet werden. Eine etwas
langſamere Vermehrung und groͤſſere Fruchtbar-
keit, wuͤrden alſo allem beſorgtem Uberfluß der Men-
ſchen gnugſam vorgebeuget haben.

Da nun aber Krieg und Peſt dem ohngeach-
tet beſtaͤndig geweſen ſind, ſo uͤberzeuget uns dieſes
klaͤrlich, daß ſie nicht Mittel zur Unterhaltung des
Gleichgewichts ſeyn koͤnnen. Es bleibt alſo nichts
anders uͤbrig, als daß wir zugeſtehen muͤſſen, daß
die Peſt von GOtt zur Strafe der unartigen Ge-
ſchoͤpfe gebraucht werde. Am Kriege iſt ohnedem
nicht GOtt, ſondern die Menſchen ſelbſt ſind Ur-
ſach daran. GOtt aber laͤßt ihn aus gerechtem
Gerichte, zu dem Menſchen zur Strafe.

§. 31.

Man kan auch aus der Anzahl der Menſchen,
die zugleich leben, die beſtaͤndige Veraͤnderung er-
kennen, der das menſchliche Geſchlecht unterworf-
fen iſt. Hierauf hat Ricciolus [q] und der Herr
Struyck [r] Acht gehabt. Ich will bey der alten
Meinung anjetzo bleiben, da man eine Generation
auf 33. Jahre rechnet. In 33. Jahren werden alſo
tauſend Millionen Menſchen gebohren und ſterben
auch wieder, folglich ſterben in einem Jahre 30.
Millionen. Ein Jahr hat 365. Tage, folglich ſter-

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[q] Geogr. ref. l. c. p. 634.
[r] Inleid. P. I. p. 51.
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[100/0146] Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie 2.) Zweytens aber bleibt noch das uͤbrig, was (§. 19.) geſagt worden, daß, wenn der Menſchen mehr waͤren, die zur Arbeit koͤnten gebraucht wer- den, alsdann auch die Fruchtbarkeit des Getraydes koͤnte weiter getrieben, und das Erdreich fuͤr weit mehr Menſchen zubereitet werden. Eine etwas langſamere Vermehrung und groͤſſere Fruchtbar- keit, wuͤrden alſo allem beſorgtem Uberfluß der Men- ſchen gnugſam vorgebeuget haben. Da nun aber Krieg und Peſt dem ohngeach- tet beſtaͤndig geweſen ſind, ſo uͤberzeuget uns dieſes klaͤrlich, daß ſie nicht Mittel zur Unterhaltung des Gleichgewichts ſeyn koͤnnen. Es bleibt alſo nichts anders uͤbrig, als daß wir zugeſtehen muͤſſen, daß die Peſt von GOtt zur Strafe der unartigen Ge- ſchoͤpfe gebraucht werde. Am Kriege iſt ohnedem nicht GOtt, ſondern die Menſchen ſelbſt ſind Ur- ſach daran. GOtt aber laͤßt ihn aus gerechtem Gerichte, zu dem Menſchen zur Strafe. §. 31. Man kan auch aus der Anzahl der Menſchen, die zugleich leben, die beſtaͤndige Veraͤnderung er- kennen, der das menſchliche Geſchlecht unterworf- fen iſt. Hierauf hat Ricciolus [q] und der Herr Struyck [r] Acht gehabt. Ich will bey der alten Meinung anjetzo bleiben, da man eine Generation auf 33. Jahre rechnet. In 33. Jahren werden alſo tauſend Millionen Menſchen gebohren und ſterben auch wieder, folglich ſterben in einem Jahre 30. Millionen. Ein Jahr hat 365. Tage, folglich ſter- ben [q] Geogr. ref. l. c. p. 634. [r] Inleid. P. I. p. 51.

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/146>, abgerufen am 27.11.2024.