Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.Von der Fruchtbarkeit Ehen sind, so habe ich davon in Preussen 4500. Kinderzu erwarten, in Westphalen aber nur 3500, also tau- send weniger. Der Unterscheid beträgt auf jeder Ehe ein Kind weniger, also bey 10 tausend Ehen 10 tausend Kinder weniger, u. s. w. Ich weiß, der Leser wird gleich die Ursach dieses Unterscheides wissen wollen, allein ich kan sie nicht geben, weil ich die innere Beschaffenheit der Länder nicht kenne. Wer sie genau kennet, der wird vielleicht den Grund in denen allgemeinen Ursachen finden können, die ich hernach von der verschiedenen Fruchtbarkeit geben werde. Als was besonders kan hiebey bemercket werden, daß die Fruchtbarkeit in einer Provinz mehrentheils einmahl so ist wie ein andermahl, zu- weilen scheinet sie sich zu verändern, allein sie beu- get bald wieder ein. Dieses wird man am besten erkennen können, wenn man die Verhältnisse von 5. Jahren in denen Tabellen durchsiehet. Man solte sich aber hierinn eine grössere Abweichung vorstellen, wenn man auf die Abweichungen siehet, die bey denen verheyratheten oder gebohrnen in manchen Jahren vorzufallen pflegen. In manchem Jahre sind vielmehr verheyrathete als in einem an- dern, allein es scheinet, daß die andern Jahre sol- ches bald wieder gleich machen müssen, um auch hierinn eine beständige Ordnung unter dem menschlichem Geschlecht zu erhalten. In keinem einzigen Falle, (deren doch allein von unserm Lande über 70. berechnet, und die ich leicht auf etliche hun- dert setzen könte, wenn ich nur allezeit 2 oder 3. Jah- re in Vergleichung setzen wolte) sind nur 3 oder unter 3, oder 5 Kinder voll und drüber gekommen, sondern sie sind meistens alle zwischen 31/2 und 41/2, daß al- so
Von der Fruchtbarkeit Ehen ſind, ſo habe ich davon in Preuſſen 4500. Kinderzu erwarten, in Weſtphalen aber nur 3500, alſo tau- ſend weniger. Der Unterſcheid betraͤgt auf jeder Ehe ein Kind weniger, alſo bey 10 tauſend Ehen 10 tauſend Kinder weniger, u. ſ. w. Ich weiß, der Leſer wird gleich die Urſach dieſes Unterſcheides wiſſen wollen, allein ich kan ſie nicht geben, weil ich die innere Beſchaffenheit der Laͤnder nicht kenne. Wer ſie genau kennet, der wird vielleicht den Grund in denen allgemeinen Urſachen finden koͤnnen, die ich hernach von der verſchiedenen Fruchtbarkeit geben werde. Als was beſonders kan hiebey bemercket werden, daß die Fruchtbarkeit in einer Provinz mehrentheils einmahl ſo iſt wie ein andermahl, zu- weilen ſcheinet ſie ſich zu veraͤndern, allein ſie beu- get bald wieder ein. Dieſes wird man am beſten erkennen koͤnnen, wenn man die Verhaͤltniſſe von 5. Jahren in denen Tabellen durchſiehet. Man ſolte ſich aber hierinn eine groͤſſere Abweichung vorſtellen, wenn man auf die Abweichungen ſiehet, die bey denen verheyratheten oder gebohrnen in manchen Jahren vorzufallen pflegen. In manchem Jahre ſind vielmehr verheyrathete als in einem an- dern, allein es ſcheinet, daß die andern Jahre ſol- ches bald wieder gleich machen muͤſſen, um auch hierinn eine beſtaͤndige Ordnung unter dem menſchlichem Geſchlecht zu erhalten. In keinem einzigen Falle, (deren doch allein von unſerm Lande uͤber 70. berechnet, und die ich leicht auf etliche hun- dert ſetzen koͤnte, wenn ich nur allezeit 2 oder 3. Jah- re in Vergleichung ſetzen wolte) ſind nur 3 oder unter 3, oder 5 Kinder voll und druͤber gekommen, ſondern ſie ſind meiſtens alle zwiſchen 3½ und 4½, daß al- ſo
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0154" n="108"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Fruchtbarkeit</hi></fw><lb/> Ehen ſind, ſo habe ich davon in Preuſſen 4500. Kinder<lb/> zu erwarten, in Weſtphalen aber nur 3500, alſo tau-<lb/> ſend weniger. Der Unterſcheid betraͤgt auf jeder Ehe<lb/> ein Kind weniger, alſo bey 10 tauſend Ehen 10<lb/> tauſend Kinder weniger, u. ſ. w. Ich weiß, der<lb/> Leſer wird gleich die Urſach dieſes Unterſcheides<lb/> wiſſen wollen, allein ich kan ſie nicht geben, weil ich<lb/> die innere Beſchaffenheit der Laͤnder nicht kenne.<lb/> Wer ſie genau kennet, der wird vielleicht den Grund<lb/> in denen allgemeinen Urſachen finden koͤnnen, die<lb/> ich hernach von der verſchiedenen Fruchtbarkeit geben<lb/> werde. Als was beſonders kan hiebey bemercket<lb/> werden, daß die Fruchtbarkeit in einer Provinz<lb/> mehrentheils einmahl ſo iſt wie ein andermahl, zu-<lb/> weilen ſcheinet ſie ſich zu veraͤndern, allein ſie beu-<lb/> get bald wieder ein. Dieſes wird man am beſten<lb/> erkennen koͤnnen, wenn man die Verhaͤltniſſe von<lb/> 5. Jahren in denen Tabellen durchſiehet. Man<lb/> ſolte ſich aber hierinn eine groͤſſere Abweichung<lb/> vorſtellen, wenn man auf die Abweichungen ſiehet,<lb/> die bey denen verheyratheten oder gebohrnen in<lb/> manchen Jahren vorzufallen pflegen. In manchem<lb/> Jahre ſind vielmehr verheyrathete als in einem an-<lb/> dern, allein es ſcheinet, daß die andern Jahre ſol-<lb/> ches bald wieder gleich machen muͤſſen, um auch<lb/> hierinn eine beſtaͤndige <hi rendition="#g">Ordnung</hi> unter dem<lb/> menſchlichem Geſchlecht zu erhalten. In keinem<lb/> einzigen Falle, (deren doch allein von unſerm Lande<lb/> uͤber 70. berechnet, und die ich leicht auf etliche hun-<lb/> dert ſetzen koͤnte, wenn ich nur allezeit 2 oder 3. Jah-<lb/> re in Vergleichung ſetzen wolte) ſind nur 3 oder unter<lb/> 3, oder 5 Kinder voll und druͤber gekommen, ſondern<lb/> ſie ſind meiſtens alle zwiſchen 3½ und 4½, daß al-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſo</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0154]
Von der Fruchtbarkeit
Ehen ſind, ſo habe ich davon in Preuſſen 4500. Kinder
zu erwarten, in Weſtphalen aber nur 3500, alſo tau-
ſend weniger. Der Unterſcheid betraͤgt auf jeder Ehe
ein Kind weniger, alſo bey 10 tauſend Ehen 10
tauſend Kinder weniger, u. ſ. w. Ich weiß, der
Leſer wird gleich die Urſach dieſes Unterſcheides
wiſſen wollen, allein ich kan ſie nicht geben, weil ich
die innere Beſchaffenheit der Laͤnder nicht kenne.
Wer ſie genau kennet, der wird vielleicht den Grund
in denen allgemeinen Urſachen finden koͤnnen, die
ich hernach von der verſchiedenen Fruchtbarkeit geben
werde. Als was beſonders kan hiebey bemercket
werden, daß die Fruchtbarkeit in einer Provinz
mehrentheils einmahl ſo iſt wie ein andermahl, zu-
weilen ſcheinet ſie ſich zu veraͤndern, allein ſie beu-
get bald wieder ein. Dieſes wird man am beſten
erkennen koͤnnen, wenn man die Verhaͤltniſſe von
5. Jahren in denen Tabellen durchſiehet. Man
ſolte ſich aber hierinn eine groͤſſere Abweichung
vorſtellen, wenn man auf die Abweichungen ſiehet,
die bey denen verheyratheten oder gebohrnen in
manchen Jahren vorzufallen pflegen. In manchem
Jahre ſind vielmehr verheyrathete als in einem an-
dern, allein es ſcheinet, daß die andern Jahre ſol-
ches bald wieder gleich machen muͤſſen, um auch
hierinn eine beſtaͤndige Ordnung unter dem
menſchlichem Geſchlecht zu erhalten. In keinem
einzigen Falle, (deren doch allein von unſerm Lande
uͤber 70. berechnet, und die ich leicht auf etliche hun-
dert ſetzen koͤnte, wenn ich nur allezeit 2 oder 3. Jah-
re in Vergleichung ſetzen wolte) ſind nur 3 oder unter
3, oder 5 Kinder voll und druͤber gekommen, ſondern
ſie ſind meiſtens alle zwiſchen 3½ und 4½, daß al-
ſo
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |