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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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und derselben Unterscheid und Ursachen.
man aus der Menge der Kinder. Er meinet wei-
ter, daß die Fruchtbarkeit in Schweden vorzeiten
müsse noch grösser gewesen seyn, da die Men-
schen noch stärcker und lebhafter gewesen. Ich
kan nicht wissen, aus was vor Gründen er diese
Abnahme beweisen will, weil er keine angeführet.
Ich brauche aber die ausnehmende Stärcke der
Schweden nicht in Betrachtung zu ziehen. Das
frühzeitige Heyrathen ist Ursach gnug, woraus sich
die Fruchtbarkeit begreiffen lässet. Der Herr Pro-
fessor Oehlreich, dem ich diese und die oben (§. 20.)
angeführte Nachrichten zu dancken, hat mich auch
belehret, daß man in Dalecarlien sich bisher so zei-
tig als nur möglich verheyrathet habe. Die Ursach
sey gewesen, weil die Kinder von Jugend an in der
grösten Vertraulichkeit und Gemeinschaft leben,
denn wenn sie etliche Meilen von ihren Eltern ab
das Vieh hüten, kriechen und schlaffen sie des Nachts
zusammen. Um nun Hurerei zu vermeiden, ge-
ben die Eltern die Kinder gleich zusammen, so bald
sich nur die Lüste anfangen zu regen, so daß die
Mägdgen im 12ten oder 13ten Jahr, die Jungens
im 15ten oder 16ten Jahr sich verheyrathet. Der
Schwedische Reichs-Rath habe es daher in der
letzten Versamlung für rathsam gehalten, dieses
gar zu frühzeitige Heyrathen der Dalecarlier durch
ein Gesetz zu verbiethen, und man hat das Alter der
Töchter auf 15, der Knaben auf 18. oder 20.
Jahre eingeschräncket. Seit diesem Verboth ha-
be man in Dalecarlien von Hur-Kindern was ge-
höret, weil der familiäre Umgang der Kinder durch
dieses Gesetz nicht aufgehoben worden und vielleicht
auch nicht kan aufgehoben werden, weil die bergichte

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und derſelben Unterſcheid und Urſachen.
man aus der Menge der Kinder. Er meinet wei-
ter, daß die Fruchtbarkeit in Schweden vorzeiten
muͤſſe noch groͤſſer geweſen ſeyn, da die Men-
ſchen noch ſtaͤrcker und lebhafter geweſen. Ich
kan nicht wiſſen, aus was vor Gruͤnden er dieſe
Abnahme beweiſen will, weil er keine angefuͤhret.
Ich brauche aber die ausnehmende Staͤrcke der
Schweden nicht in Betrachtung zu ziehen. Das
fruͤhzeitige Heyrathen iſt Urſach gnug, woraus ſich
die Fruchtbarkeit begreiffen laͤſſet. Der Herr Pro-
feſſor Oehlreich, dem ich dieſe und die oben (§. 20.)
angefuͤhrte Nachrichten zu dancken, hat mich auch
belehret, daß man in Dalecarlien ſich bisher ſo zei-
tig als nur moͤglich verheyrathet habe. Die Urſach
ſey geweſen, weil die Kinder von Jugend an in der
groͤſten Vertraulichkeit und Gemeinſchaft leben,
denn wenn ſie etliche Meilen von ihren Eltern ab
das Vieh huͤten, kriechen und ſchlaffen ſie des Nachts
zuſammen. Um nun Hurerei zu vermeiden, ge-
ben die Eltern die Kinder gleich zuſammen, ſo bald
ſich nur die Luͤſte anfangen zu regen, ſo daß die
Maͤgdgen im 12ten oder 13ten Jahr, die Jungens
im 15ten oder 16ten Jahr ſich verheyrathet. Der
Schwediſche Reichs-Rath habe es daher in der
letzten Verſamlung fuͤr rathſam gehalten, dieſes
gar zu fruͤhzeitige Heyrathen der Dalecarlier durch
ein Geſetz zu verbiethen, und man hat das Alter der
Toͤchter auf 15, der Knaben auf 18. oder 20.
Jahre eingeſchraͤncket. Seit dieſem Verboth ha-
be man in Dalecarlien von Hur-Kindern was ge-
hoͤret, weil der familiaͤre Umgang der Kinder durch
dieſes Geſetz nicht aufgehoben worden und vielleicht
auch nicht kan aufgehoben werden, weil die bergichte

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[121/0167] und derſelben Unterſcheid und Urſachen. man aus der Menge der Kinder. Er meinet wei- ter, daß die Fruchtbarkeit in Schweden vorzeiten muͤſſe noch groͤſſer geweſen ſeyn, da die Men- ſchen noch ſtaͤrcker und lebhafter geweſen. Ich kan nicht wiſſen, aus was vor Gruͤnden er dieſe Abnahme beweiſen will, weil er keine angefuͤhret. Ich brauche aber die ausnehmende Staͤrcke der Schweden nicht in Betrachtung zu ziehen. Das fruͤhzeitige Heyrathen iſt Urſach gnug, woraus ſich die Fruchtbarkeit begreiffen laͤſſet. Der Herr Pro- feſſor Oehlreich, dem ich dieſe und die oben (§. 20.) angefuͤhrte Nachrichten zu dancken, hat mich auch belehret, daß man in Dalecarlien ſich bisher ſo zei- tig als nur moͤglich verheyrathet habe. Die Urſach ſey geweſen, weil die Kinder von Jugend an in der groͤſten Vertraulichkeit und Gemeinſchaft leben, denn wenn ſie etliche Meilen von ihren Eltern ab das Vieh huͤten, kriechen und ſchlaffen ſie des Nachts zuſammen. Um nun Hurerei zu vermeiden, ge- ben die Eltern die Kinder gleich zuſammen, ſo bald ſich nur die Luͤſte anfangen zu regen, ſo daß die Maͤgdgen im 12ten oder 13ten Jahr, die Jungens im 15ten oder 16ten Jahr ſich verheyrathet. Der Schwediſche Reichs-Rath habe es daher in der letzten Verſamlung fuͤr rathſam gehalten, dieſes gar zu fruͤhzeitige Heyrathen der Dalecarlier durch ein Geſetz zu verbiethen, und man hat das Alter der Toͤchter auf 15, der Knaben auf 18. oder 20. Jahre eingeſchraͤncket. Seit dieſem Verboth ha- be man in Dalecarlien von Hur-Kindern was ge- hoͤret, weil der familiaͤre Umgang der Kinder durch dieſes Geſetz nicht aufgehoben worden und vielleicht auch nicht kan aufgehoben werden, weil die bergichte Ge- H 5

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/167>, abgerufen am 25.11.2024.