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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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des Männl. und Weibl. Geschlechtes.
den Kriege, die nur hauptsächlich das männliche
Geschlecht betreffen und sehr verringern. Wenn
nun schon um die Jahre, da man in den Krieg
ziehen kann, wenigere Manns-Leute wären, so
würden sie durch den Krieg noch mehr verringert,
und es würden nicht nur die Frauens-Leute in Eu-
ropa, sonderlich in Catholischen Orten, wo schon
so viel mehr Männer in denen Clöstern stecken, son-
dern es würde auch das Land selbst, sonderlich der
Ackerbau, dabey grosse Noth leiden.

Es ist daher wohl ohnstreitig die göttliche Ab-
sicht hiebey diese, daß diesen Unordnungen und Ubeln
durch die grössere Anzahl der gebohrnen Knaben
vorgebeuget werde. Diesen Schluß haben alle ge-
macht, die hierüber gedacht haben. Nach dem
Graunt, Petty, Arbuthnot hat der Herr D. Nieu-
wentyd [t] und Herr Derham [u] sonderlich diese
göttliche Absichten gemuthmaasset. Allein der Herr
Struyck [x] hat diese Muthmaassung nicht wollen
gelten lassen, weil er als allgemein angenommen,
daß die mehr gebohrnen Knaben mehrentheils in
Zeit von einem Jahre schon wieder gestorben, und
weil um das 10te Jahr des Alters die Zahl der
Mädgen schon die Knaben zu übertreffen scheinet.
Jedoch ich habe aus der Liste der würcklich in 80
Dörffern lebenden Kinder und Jünglinge gezeiget,
daß das Land von den Städten hierinn unterschie-
den sey, und daß um das 12te ja um das 20te Jahr
und drüber, noch würcklich mehr vom männlichen
Geschlechte leben, (§. 59.) daß daher höchst wahr-

schein-
[t] regt gebruik der Wereld Beschouwingen, oder im
Frantz. Exist. de Dieu. l. 1. c. 15.
[u] Physico-theol. l. 4. c. 10. not. 8.
[x] Inleid. P. 2. p. 380.

des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes.
den Kriege, die nur hauptſaͤchlich das maͤnnliche
Geſchlecht betreffen und ſehr verringern. Wenn
nun ſchon um die Jahre, da man in den Krieg
ziehen kann, wenigere Manns-Leute waͤren, ſo
wuͤrden ſie durch den Krieg noch mehr verringert,
und es wuͤrden nicht nur die Frauens-Leute in Eu-
ropa, ſonderlich in Catholiſchen Orten, wo ſchon
ſo viel mehr Maͤnner in denen Cloͤſtern ſtecken, ſon-
dern es wuͤrde auch das Land ſelbſt, ſonderlich der
Ackerbau, dabey groſſe Noth leiden.

Es iſt daher wohl ohnſtreitig die goͤttliche Ab-
ſicht hiebey dieſe, daß dieſen Unordnungen und Ubeln
durch die groͤſſere Anzahl der gebohrnen Knaben
vorgebeuget werde. Dieſen Schluß haben alle ge-
macht, die hieruͤber gedacht haben. Nach dem
Graunt, Petty, Arbuthnot hat der Herr D. Nieu-
wentyd [t] und Herr Derham [u] ſonderlich dieſe
goͤttliche Abſichten gemuthmaaſſet. Allein der Herr
Struyck [x] hat dieſe Muthmaaſſung nicht wollen
gelten laſſen, weil er als allgemein angenommen,
daß die mehr gebohrnen Knaben mehrentheils in
Zeit von einem Jahre ſchon wieder geſtorben, und
weil um das 10te Jahr des Alters die Zahl der
Maͤdgen ſchon die Knaben zu uͤbertreffen ſcheinet.
Jedoch ich habe aus der Liſte der wuͤrcklich in 80
Doͤrffern lebenden Kinder und Juͤnglinge gezeiget,
daß das Land von den Staͤdten hierinn unterſchie-
den ſey, und daß um das 12te ja um das 20te Jahr
und druͤber, noch wuͤrcklich mehr vom maͤnnlichen
Geſchlechte leben, (§. 59.) daß daher hoͤchſt wahr-

ſchein-
[t] regt gebruik der Wereld Beſchouwingen, oder im
Frantz. Exiſt. de Dieu. l. 1. c. 15.
[u] Phyſico-theol. l. 4. c. 10. not. 8.
[x] Inleid. P. 2. p. 380.
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[173/0219] des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes. den Kriege, die nur hauptſaͤchlich das maͤnnliche Geſchlecht betreffen und ſehr verringern. Wenn nun ſchon um die Jahre, da man in den Krieg ziehen kann, wenigere Manns-Leute waͤren, ſo wuͤrden ſie durch den Krieg noch mehr verringert, und es wuͤrden nicht nur die Frauens-Leute in Eu- ropa, ſonderlich in Catholiſchen Orten, wo ſchon ſo viel mehr Maͤnner in denen Cloͤſtern ſtecken, ſon- dern es wuͤrde auch das Land ſelbſt, ſonderlich der Ackerbau, dabey groſſe Noth leiden. Es iſt daher wohl ohnſtreitig die goͤttliche Ab- ſicht hiebey dieſe, daß dieſen Unordnungen und Ubeln durch die groͤſſere Anzahl der gebohrnen Knaben vorgebeuget werde. Dieſen Schluß haben alle ge- macht, die hieruͤber gedacht haben. Nach dem Graunt, Petty, Arbuthnot hat der Herr D. Nieu- wentyd [t] und Herr Derham [u] ſonderlich dieſe goͤttliche Abſichten gemuthmaaſſet. Allein der Herr Struyck [x] hat dieſe Muthmaaſſung nicht wollen gelten laſſen, weil er als allgemein angenommen, daß die mehr gebohrnen Knaben mehrentheils in Zeit von einem Jahre ſchon wieder geſtorben, und weil um das 10te Jahr des Alters die Zahl der Maͤdgen ſchon die Knaben zu uͤbertreffen ſcheinet. Jedoch ich habe aus der Liſte der wuͤrcklich in 80 Doͤrffern lebenden Kinder und Juͤnglinge gezeiget, daß das Land von den Staͤdten hierinn unterſchie- den ſey, und daß um das 12te ja um das 20te Jahr und druͤber, noch wuͤrcklich mehr vom maͤnnlichen Geſchlechte leben, (§. 59.) daß daher hoͤchſt wahr- ſchein- [t] regt gebruik der Wereld Beſchouwingen, oder im Frantz. Exiſt. de Dieu. l. 1. c. 15. [u] Phyſico-theol. l. 4. c. 10. not. 8. [x] Inleid. P. 2. p. 380.

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/219>, abgerufen am 24.11.2024.