Es hat der D. Arbuthnot [y] und nach ihm der Hr. s'Gravesand [z] sich angelegen seyn lassen, durch Rechnungen zu beweisen, daß die beständige Verhältniß der Knaben zu denen Mädgen von kei- nem Hazard herrühren könne. Es haben aber Ber- noulli [a] und Moivre [b] an der angenommenen Hypothesi des Arbuthnots etwas auszusetzen gefun- den, und gezeiget, daß seine Rechnung nicht das beweise was er sich vorgesetzet. Da man aber eben keine Rechnungen biezu benöthiget, indem man aus metaphysischen Gründen unwiedersprechlich darthun kan, daß so wenig diese als andere contingente Ord- nungen in der Welt von einem puren Hazard kön- nen herrühren, sondern daß sie uns von der Existentz GOttes und seinen weisen Absichten überzeugen: so lasse diese Algebraische Rechnungen hier weg, weil sie würden vielen Platz einnehmen, und weil de- nen wenigsten Lesern damit würde gedienet seyn, zu- mahl da die Entscheidung würde etwas schwehr fal- len, wer unter diesen grossen Männern Recht oder Unrecht hat. Ich will daher nur noch die Worte des berühmten Engelländers Cudworths [c] an- führen, der also schließt: "Sie werden, nemlich die "Atheisten und Deisten, niemahls erklären können, "wie es zugehe, daß allezeit eine solche Anzahl Män- "ner in der Welt sey, die zu der Anzahl Frauens-
"Leute
[y]Transact. philos. Num. 328. p. 168.
[z] beim Nieuvventyd. l. 1. c. 15.
[a]Monmort Essai d'Analyse sur les Jeux de Hazard. Ed. 2da an. 1713. pag. 388. sq.
[b]Miscell. analytica. pag. 96.
[c] in der von dem Hochw. Herrn Abt Mosheim besorgten lateinischen Ubersetzung seines Mundi intellectualis. Cap. V. Sect. 1. §. 71. p. 834.
Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß
Es hat der D. Arbuthnot [y] und nach ihm der Hr. s’Graveſand [z] ſich angelegen ſeyn laſſen, durch Rechnungen zu beweiſen, daß die beſtaͤndige Verhaͤltniß der Knaben zu denen Maͤdgen von kei- nem Hazard herruͤhren koͤnne. Es haben aber Ber- noulli [a] und Moivre [b] an der angenommenen Hypotheſi des Arbuthnots etwas auszuſetzen gefun- den, und gezeiget, daß ſeine Rechnung nicht das beweiſe was er ſich vorgeſetzet. Da man aber eben keine Rechnungen biezu benoͤthiget, indem man aus metaphyſiſchen Gruͤnden unwiederſprechlich darthun kan, daß ſo wenig dieſe als andere contingente Ord- nungen in der Welt von einem puren Hazard koͤn- nen herruͤhren, ſondern daß ſie uns von der Exiſtentz GOttes und ſeinen weiſen Abſichten uͤberzeugen: ſo laſſe dieſe Algebraiſche Rechnungen hier weg, weil ſie wuͤrden vielen Platz einnehmen, und weil de- nen wenigſten Leſern damit wuͤrde gedienet ſeyn, zu- mahl da die Entſcheidung wuͤrde etwas ſchwehr fal- len, wer unter dieſen groſſen Maͤnnern Recht oder Unrecht hat. Ich will daher nur noch die Worte des beruͤhmten Engellaͤnders Cudworths [c] an- fuͤhren, der alſo ſchließt: „Sie werden, nemlich die „Atheiſten und Deiſten, niemahls erklaͤren koͤnnen, „wie es zugehe, daß allezeit eine ſolche Anzahl Maͤn- „ner in der Welt ſey, die zu der Anzahl Frauens-
„Leute
[y]Transact. philoſ. Num. 328. p. 168.
[z] beim Nieuvventyd. l. 1. c. 15.
[a]Monmort Eſſai d’Analyſe ſur les Jeux de Hazard. Ed. 2da an. 1713. pag. 388. ſq.
[b]Miſcell. analytica. pag. 96.
[c] in der von dem Hochw. Herrn Abt Mosheim beſorgten lateiniſchen Uberſetzung ſeines Mundi intellectualis. Cap. V. Sect. 1. §. 71. p. 834.
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Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß
Es hat der D. Arbuthnot [y] und nach ihm
der Hr. s’Graveſand [z] ſich angelegen ſeyn laſſen,
durch Rechnungen zu beweiſen, daß die beſtaͤndige
Verhaͤltniß der Knaben zu denen Maͤdgen von kei-
nem Hazard herruͤhren koͤnne. Es haben aber Ber-
noulli [a] und Moivre [b] an der angenommenen
Hypotheſi des Arbuthnots etwas auszuſetzen gefun-
den, und gezeiget, daß ſeine Rechnung nicht das
beweiſe was er ſich vorgeſetzet. Da man aber eben
keine Rechnungen biezu benoͤthiget, indem man aus
metaphyſiſchen Gruͤnden unwiederſprechlich darthun
kan, daß ſo wenig dieſe als andere contingente Ord-
nungen in der Welt von einem puren Hazard koͤn-
nen herruͤhren, ſondern daß ſie uns von der Exiſtentz
GOttes und ſeinen weiſen Abſichten uͤberzeugen:
ſo laſſe dieſe Algebraiſche Rechnungen hier weg,
weil ſie wuͤrden vielen Platz einnehmen, und weil de-
nen wenigſten Leſern damit wuͤrde gedienet ſeyn, zu-
mahl da die Entſcheidung wuͤrde etwas ſchwehr fal-
len, wer unter dieſen groſſen Maͤnnern Recht oder
Unrecht hat. Ich will daher nur noch die Worte
des beruͤhmten Engellaͤnders Cudworths [c] an-
fuͤhren, der alſo ſchließt: „Sie werden, nemlich die
„Atheiſten und Deiſten, niemahls erklaͤren koͤnnen,
„wie es zugehe, daß allezeit eine ſolche Anzahl Maͤn-
„ner in der Welt ſey, die zu der Anzahl Frauens-
„Leute
[y] Transact. philoſ. Num. 328. p. 168.
[z] beim Nieuvventyd. l. 1. c. 15.
[a] Monmort Eſſai d’Analyſe ſur les Jeux de Hazard. Ed.
2da an. 1713. pag. 388. ſq.
[b] Miſcell. analytica. pag. 96.
[c] in der von dem Hochw. Herrn Abt Mosheim beſorgten
lateiniſchen Uberſetzung ſeines Mundi intellectualis. Cap. V.
Sect. 1. §. 71. p. 834.
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/224>, abgerufen am 16.02.2025.
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