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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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des Männl. und Weibl. Geschlechtes.
Leute eine so beständige Verhältniß hat. Wenn"
alles dem Glücke oder blinden Zufall unterworf-"
fen wäre, so ist kein Zweifel, daß es nicht mahl"
hätte geschehen sollen, daß entweder lauter Jun-"
gens oder lauter Mädgens wären gebohren wor-"
den, und daß es daher an einem von beyden Ge-"
schlechtern würde gefehlet haben." Hieraus
schließt er hernach, daß diese gleiche Austhei-
lung der beiden Geschlechter von GOtt und dessen
weisesten Regierung veranstaltet werde. Es hat
auch der geschickte Johann Ray [d] diese Gedan-
cken dem Cudworth abgeborget, um daraus die
göttliche Vorsehung zu beweisen. Dieser führet
auch die Worte Ciceronis hiebey an, als der gar
wohl erkant, daß eine höchste Kraft und Wesen
nöthig sey alles dieses zu bewerckstelligen. Quanta
sagt Cicero, ad eam rem vis, vt in suo quaeque ge-
nere permaneat?
welche grosse Kraft ist nicht dazu
nöthig, daß ein jedes Ding in seiner Art und Ge-
schlecht bleibe?

Wir müssen aber nicht nur die Weißheit
GOttes hiebey bewundern, die im verborgenen wie-
der des Menschen Vermuthen und ohne sein Zu-
thun, diese Ordnung gemacht und erhält, sondern es
muß uns auch solches an die göttliche Güte erinnern,
die hiedurch viele Unordnung und Ubel von dem
menschlichen Geschlecht abwendet, so nothwendig
entstehen müsten, wenn die Fortpflantzung nicht so
geschähe wie sie anjetzo geschicht, wie ich gleich beim
Anfang dieses Capitels (§. 42.) dargethan.

§. 64.
[d] in Gloria Dei l. 2. c. 12. §. 99. und §. 104.
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des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes.
Leute eine ſo beſtaͤndige Verhaͤltniß hat. Wenn„
alles dem Gluͤcke oder blinden Zufall unterworf-„
fen waͤre, ſo iſt kein Zweifel, daß es nicht mahl„
haͤtte geſchehen ſollen, daß entweder lauter Jun-„
gens oder lauter Maͤdgens waͤren gebohren wor-„
den, und daß es daher an einem von beyden Ge-„
ſchlechtern wuͤrde gefehlet haben.„ Hieraus
ſchließt er hernach, daß dieſe gleiche Austhei-
lung der beiden Geſchlechter von GOtt und deſſen
weiſeſten Regierung veranſtaltet werde. Es hat
auch der geſchickte Johann Ray [d] dieſe Gedan-
cken dem Cudworth abgeborget, um daraus die
goͤttliche Vorſehung zu beweiſen. Dieſer fuͤhret
auch die Worte Ciceronis hiebey an, als der gar
wohl erkant, daß eine hoͤchſte Kraft und Weſen
noͤthig ſey alles dieſes zu bewerckſtelligen. Quanta
ſagt Cicero, ad eam rem vis, vt in ſuo quæque ge-
nere permaneat?
welche groſſe Kraft iſt nicht dazu
noͤthig, daß ein jedes Ding in ſeiner Art und Ge-
ſchlecht bleibe?

Wir muͤſſen aber nicht nur die Weißheit
GOttes hiebey bewundern, die im verborgenen wie-
der des Menſchen Vermuthen und ohne ſein Zu-
thun, dieſe Ordnung gemacht und erhaͤlt, ſondern es
muß uns auch ſolches an die goͤttliche Guͤte erinnern,
die hiedurch viele Unordnung und Ubel von dem
menſchlichen Geſchlecht abwendet, ſo nothwendig
entſtehen muͤſten, wenn die Fortpflantzung nicht ſo
geſchaͤhe wie ſie anjetzo geſchicht, wie ich gleich beim
Anfang dieſes Capitels (§. 42.) dargethan.

§. 64.
[d] in Gloria Dei l. 2. c. 12. §. 99. und §. 104.
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[179/0225] des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes. Leute eine ſo beſtaͤndige Verhaͤltniß hat. Wenn„ alles dem Gluͤcke oder blinden Zufall unterworf-„ fen waͤre, ſo iſt kein Zweifel, daß es nicht mahl„ haͤtte geſchehen ſollen, daß entweder lauter Jun-„ gens oder lauter Maͤdgens waͤren gebohren wor-„ den, und daß es daher an einem von beyden Ge-„ ſchlechtern wuͤrde gefehlet haben.„ Hieraus ſchließt er hernach, daß dieſe gleiche Austhei- lung der beiden Geſchlechter von GOtt und deſſen weiſeſten Regierung veranſtaltet werde. Es hat auch der geſchickte Johann Ray [d] dieſe Gedan- cken dem Cudworth abgeborget, um daraus die goͤttliche Vorſehung zu beweiſen. Dieſer fuͤhret auch die Worte Ciceronis hiebey an, als der gar wohl erkant, daß eine hoͤchſte Kraft und Weſen noͤthig ſey alles dieſes zu bewerckſtelligen. Quanta ſagt Cicero, ad eam rem vis, vt in ſuo quæque ge- nere permaneat? welche groſſe Kraft iſt nicht dazu noͤthig, daß ein jedes Ding in ſeiner Art und Ge- ſchlecht bleibe? Wir muͤſſen aber nicht nur die Weißheit GOttes hiebey bewundern, die im verborgenen wie- der des Menſchen Vermuthen und ohne ſein Zu- thun, dieſe Ordnung gemacht und erhaͤlt, ſondern es muß uns auch ſolches an die goͤttliche Guͤte erinnern, die hiedurch viele Unordnung und Ubel von dem menſchlichen Geſchlecht abwendet, ſo nothwendig entſtehen muͤſten, wenn die Fortpflantzung nicht ſo geſchaͤhe wie ſie anjetzo geſchicht, wie ich gleich beim Anfang dieſes Capitels (§. 42.) dargethan. §. 64. [d] in Gloria Dei l. 2. c. 12. §. 99. und §. 104. M 2

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/225>, abgerufen am 21.11.2024.