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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von der Fortpflantzung und Verhältniß
§. 64.

Es folgt weiter aus der Gleichheit oder viel-
mehr aus dem bewiesenen kleinen Uberschuß des
männlichen Geschlechts, daß die Vielweiberei nicht
könne statt finden. Man stelle sich vor, wenn sie
frey gestellet würde, was daraus für Unbequemlich-
keiten entstehen würden. Wenn nur die eine Helfte
Menschen wolte 2 Frauen nehmen, würde die an-
dere Helfte leer ausgehen müssen. Da nun aber
die meisten Menschen die natürlichen Triebe zum
Ehestande, und alle auch von Natur ein gleiches
Recht dazu haben: so würde die natürliche Billig-
keit durch solche Zulassung aufs äusserste beleidiget
werden, und ein Vertheidiger der Polygamie ist
daher als ein Störer der allgemeinen Ruhe, und als
ein Feind des männlichen und menschlichen Ge-
schlechtes anzusehen. Und da weiter offenbahr, daß
GOtt die Fortpflantzung des menschlichen Geschlech-
tes nach seiner Weißheit und Güte in dieser Ord-
dnung regieret, (§. 42. 63.) und diese Einrichtung ein
unläugbahrer Beweiß seines Willens: so folget,
daß die Vielweiberei auch wieder den durch die Na-
tur offenbahreten Willen GOttes streite. Wer also
lehret, daß es erlaubet sey, mehr als ein Weib zu
nehmen, der lehret etwas, so an sich wegen der ge-
ringern Anzahl Frauens-Leute unmöglich, und wel-
ches wieder den Willen und Ordnung GOttes strei-
tet, welchen uns GOtt durch die Natur und der-
selben eingerichteten Lauf offenbahret hat.

Und da die geoffenbahrte Religion der natürli-
chen ohnmöglich wiedersprechen kan, so folgt weiter,
daß dieselbe die Vielweiberei nicht erlauben könne.

Und
Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß
§. 64.

Es folgt weiter aus der Gleichheit oder viel-
mehr aus dem bewieſenen kleinen Uberſchuß des
maͤnnlichen Geſchlechts, daß die Vielweiberei nicht
koͤnne ſtatt finden. Man ſtelle ſich vor, wenn ſie
frey geſtellet wuͤrde, was daraus fuͤr Unbequemlich-
keiten entſtehen wuͤrden. Wenn nur die eine Helfte
Menſchen wolte 2 Frauen nehmen, wuͤrde die an-
dere Helfte leer ausgehen muͤſſen. Da nun aber
die meiſten Menſchen die natuͤrlichen Triebe zum
Eheſtande, und alle auch von Natur ein gleiches
Recht dazu haben: ſo wuͤrde die natuͤrliche Billig-
keit durch ſolche Zulaſſung aufs aͤuſſerſte beleidiget
werden, und ein Vertheidiger der Polygamie iſt
daher als ein Stoͤrer der allgemeinen Ruhe, und als
ein Feind des maͤnnlichen und menſchlichen Ge-
ſchlechtes anzuſehen. Und da weiter offenbahr, daß
GOtt die Fortpflantzung des menſchlichen Geſchlech-
tes nach ſeiner Weißheit und Guͤte in dieſer Ord-
dnung regieret, (§. 42. 63.) und dieſe Einrichtung ein
unlaͤugbahrer Beweiß ſeines Willens: ſo folget,
daß die Vielweiberei auch wieder den durch die Na-
tur offenbahreten Willen GOttes ſtreite. Wer alſo
lehret, daß es erlaubet ſey, mehr als ein Weib zu
nehmen, der lehret etwas, ſo an ſich wegen der ge-
ringern Anzahl Frauens-Leute unmoͤglich, und wel-
ches wieder den Willen und Ordnung GOttes ſtrei-
tet, welchen uns GOtt durch die Natur und der-
ſelben eingerichteten Lauf offenbahret hat.

Und da die geoffenbahrte Religion der natuͤrli-
chen ohnmoͤglich wiederſprechen kan, ſo folgt weiter,
daß dieſelbe die Vielweiberei nicht erlauben koͤnne.

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[180/0226] Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß §. 64. Es folgt weiter aus der Gleichheit oder viel- mehr aus dem bewieſenen kleinen Uberſchuß des maͤnnlichen Geſchlechts, daß die Vielweiberei nicht koͤnne ſtatt finden. Man ſtelle ſich vor, wenn ſie frey geſtellet wuͤrde, was daraus fuͤr Unbequemlich- keiten entſtehen wuͤrden. Wenn nur die eine Helfte Menſchen wolte 2 Frauen nehmen, wuͤrde die an- dere Helfte leer ausgehen muͤſſen. Da nun aber die meiſten Menſchen die natuͤrlichen Triebe zum Eheſtande, und alle auch von Natur ein gleiches Recht dazu haben: ſo wuͤrde die natuͤrliche Billig- keit durch ſolche Zulaſſung aufs aͤuſſerſte beleidiget werden, und ein Vertheidiger der Polygamie iſt daher als ein Stoͤrer der allgemeinen Ruhe, und als ein Feind des maͤnnlichen und menſchlichen Ge- ſchlechtes anzuſehen. Und da weiter offenbahr, daß GOtt die Fortpflantzung des menſchlichen Geſchlech- tes nach ſeiner Weißheit und Guͤte in dieſer Ord- dnung regieret, (§. 42. 63.) und dieſe Einrichtung ein unlaͤugbahrer Beweiß ſeines Willens: ſo folget, daß die Vielweiberei auch wieder den durch die Na- tur offenbahreten Willen GOttes ſtreite. Wer alſo lehret, daß es erlaubet ſey, mehr als ein Weib zu nehmen, der lehret etwas, ſo an ſich wegen der ge- ringern Anzahl Frauens-Leute unmoͤglich, und wel- ches wieder den Willen und Ordnung GOttes ſtrei- tet, welchen uns GOtt durch die Natur und der- ſelben eingerichteten Lauf offenbahret hat. Und da die geoffenbahrte Religion der natuͤrli- chen ohnmoͤglich wiederſprechen kan, ſo folgt weiter, daß dieſelbe die Vielweiberei nicht erlauben koͤnne. Und

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/226>, abgerufen am 21.11.2024.