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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von der Fortpflantzung und Verhältniß
zu geholet, wie Chardin, [g] Olearius [h] und an-
dere bezeugen, und solches überall bekandt ist? Ge-
wiß die Türckischen Frauens-Leute würden gar
scheel darzu aussehen, wenn frembde ihnen solten
vorgezogen werden, und wenn ihrer so viel vorhan-
den wären als die wollüstige Begierden dieser Völ-
cker erfordern. Man kan den Chardin und andere
glaubwürdige Scribenten nicht ohne Erstaunen le-
sen, wenn man erweget, welche Greuel, Ungerech-
tigkeiten und Unmenschlichkeiten hiedurch veranlas-
set werden, und wie scheußlich die Sitten derer, die
nach aller Zeugniß die schönsten unter denen Men-
schen-Kindern. Diese Abscheulichkeiten würden
sehr verringert werden, wenn nicht die Vielweiberei
der Türcken, und der Menschen-sonderlich der
Weiber-Handel und das angebothene Geld, solche
bei diesen Völckern unterhielten. Und wenn diese
armselige und lasterhafte Asiaten mehr Mittleiden
mit dem schönen Geschlechte hätten, und nicht ihre
Weiber und Töchter so willig denen Türcken auf-
opferten, so würde sich bei diesen die Vielheit der
Weiber von selbsten geben, und Mahomet hätte
nicht gebraucht deren Anzahl auf viere einzuschrän-
cken, wie Sagredo [i] in seiner Ottomannischen
Pforte behauptet. Wer Lust hat eine gründliche
und weitläuftige Ausführung des Arguments, so
aus dem Uberschuß der gebohrnen Knaben gegen die
Vielweiberei hergeleitet ist, nachzulesen, der findet
selbige in der Dissertation de Polygamia simultanea,

die
[g] Voyages Vol. 1.
[h] Voyages en Moscovie & en Tartarie traduit par Wi-
quefort.
[i] Tom. 1. P. 1. c. 21. p. 111. sq.

Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß
zu geholet, wie Chardin, [g] Olearius [h] und an-
dere bezeugen, und ſolches uͤberall bekandt iſt? Ge-
wiß die Tuͤrckiſchen Frauens-Leute wuͤrden gar
ſcheel darzu ausſehen, wenn frembde ihnen ſolten
vorgezogen werden, und wenn ihrer ſo viel vorhan-
den waͤren als die wolluͤſtige Begierden dieſer Voͤl-
cker erfordern. Man kan den Chardin und andere
glaubwuͤrdige Scribenten nicht ohne Erſtaunen le-
ſen, wenn man erweget, welche Greuel, Ungerech-
tigkeiten und Unmenſchlichkeiten hiedurch veranlaſ-
ſet werden, und wie ſcheußlich die Sitten derer, die
nach aller Zeugniß die ſchoͤnſten unter denen Men-
ſchen-Kindern. Dieſe Abſcheulichkeiten wuͤrden
ſehr verringert werden, wenn nicht die Vielweiberei
der Tuͤrcken, und der Menſchen-ſonderlich der
Weiber-Handel und das angebothene Geld, ſolche
bei dieſen Voͤlckern unterhielten. Und wenn dieſe
armſelige und laſterhafte Aſiaten mehr Mittleiden
mit dem ſchoͤnen Geſchlechte haͤtten, und nicht ihre
Weiber und Toͤchter ſo willig denen Tuͤrcken auf-
opferten, ſo wuͤrde ſich bei dieſen die Vielheit der
Weiber von ſelbſten geben, und Mahomet haͤtte
nicht gebraucht deren Anzahl auf viere einzuſchraͤn-
cken, wie Sagredo [i] in ſeiner Ottomanniſchen
Pforte behauptet. Wer Luſt hat eine gruͤndliche
und weitlaͤuftige Ausfuͤhrung des Arguments, ſo
aus dem Uberſchuß der gebohrnen Knaben gegen die
Vielweiberei hergeleitet iſt, nachzuleſen, der findet
ſelbige in der Diſſertation de Polygamia ſimultanea,

die
[g] Voyages Vol. 1.
[h] Voyages en Moſcovie & en Tartarie traduit par Wi-
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[182/0228] Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß zu geholet, wie Chardin, [g] Olearius [h] und an- dere bezeugen, und ſolches uͤberall bekandt iſt? Ge- wiß die Tuͤrckiſchen Frauens-Leute wuͤrden gar ſcheel darzu ausſehen, wenn frembde ihnen ſolten vorgezogen werden, und wenn ihrer ſo viel vorhan- den waͤren als die wolluͤſtige Begierden dieſer Voͤl- cker erfordern. Man kan den Chardin und andere glaubwuͤrdige Scribenten nicht ohne Erſtaunen le- ſen, wenn man erweget, welche Greuel, Ungerech- tigkeiten und Unmenſchlichkeiten hiedurch veranlaſ- ſet werden, und wie ſcheußlich die Sitten derer, die nach aller Zeugniß die ſchoͤnſten unter denen Men- ſchen-Kindern. Dieſe Abſcheulichkeiten wuͤrden ſehr verringert werden, wenn nicht die Vielweiberei der Tuͤrcken, und der Menſchen-ſonderlich der Weiber-Handel und das angebothene Geld, ſolche bei dieſen Voͤlckern unterhielten. Und wenn dieſe armſelige und laſterhafte Aſiaten mehr Mittleiden mit dem ſchoͤnen Geſchlechte haͤtten, und nicht ihre Weiber und Toͤchter ſo willig denen Tuͤrcken auf- opferten, ſo wuͤrde ſich bei dieſen die Vielheit der Weiber von ſelbſten geben, und Mahomet haͤtte nicht gebraucht deren Anzahl auf viere einzuſchraͤn- cken, wie Sagredo [i] in ſeiner Ottomanniſchen Pforte behauptet. Wer Luſt hat eine gruͤndliche und weitlaͤuftige Ausfuͤhrung des Arguments, ſo aus dem Uberſchuß der gebohrnen Knaben gegen die Vielweiberei hergeleitet iſt, nachzuleſen, der findet ſelbige in der Diſſertation de Polygamia ſimultanea, die [g] Voyages Vol. 1. [h] Voyages en Moſcovie & en Tartarie traduit par Wi- quefort. [i] Tom. 1. P. 1. c. 21. p. 111. ſq.

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/228>, abgerufen am 24.11.2024.