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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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des Männl. und Weibl. Geschlechtes.
die vor ein paar Jahren unter dem Vorsitz Seiner
Hochw. des Hrn. D. Baumgartens in Halle ist
vertheidiget worden.

Ich will nur noch mit wenigen dieses der Be-
urtheilung andrer unterwerfen, ob man nicht a pri-
ori
behaupten könne, daß die beiden Geschlechter
beständig haben müssen in einer ziemlichen Gleich-
heit zur Verhütung der Vielweiberei fortgepflantzet
werden? Meine Gründe sind diese. (1) Aus der
heil. Schrift wissen wir, daß GOtt im Anfang nur
ein Ehe-Paar erschaffen. Da durch dasselbe der
Erdboden solte bevölckert werden, so solte es uns
wohl besser scheinen, wenn GOtt dem Adam meh-
rere Weiber gegeben hätte, weil Adam in seiner
Blüthe und Stärcke, dadurch die Erde geschwinder
würde haben mit Einwohnern besetzen können.
Allein GOtt that es nicht, sondern er wuste durch
die verliehenen langen Lebens-Jahre ein ander Mit-
tel zur geschwinden Vermehrung des Menschen zu
finden. Da nun GOtt nichts als das beste ma-
chen kan, und auch gewehlet und gemacht hat, so
schliesset man daher, daß die Verbindung eines
Mannes und eines Weibes das beste und zuträg-
lichste sey. Doch man sucht gegen diesen Schluß
allerley Ausflüchte. Daher behaupte ich (2), daß
das, was im Anfange das beste gewesen, auch nach-
her allezeit das beste geblieben, daß GOtt allezeit das-
selbe beliebet, und daß er daher in der Fortpflantzung
allezeit das menschl. Geschl. so vertheilet, daß allezeit
gleichsam nur ein Mann und ein Weib geblieben.
Dieses aber ist geschehen, indem er die beiden Ge-
schlechter in einer fast gleichen Verhältniß fortge-
hen lassen, so daß jeder Mann nur eine Frau, und

jede
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des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes.
die vor ein paar Jahren unter dem Vorſitz Seiner
Hochw. des Hrn. D. Baumgartens in Halle iſt
vertheidiget worden.

Ich will nur noch mit wenigen dieſes der Be-
urtheilung andrer unterwerfen, ob man nicht a pri-
ori
behaupten koͤnne, daß die beiden Geſchlechter
beſtaͤndig haben muͤſſen in einer ziemlichen Gleich-
heit zur Verhuͤtung der Vielweiberei fortgepflantzet
werden? Meine Gruͤnde ſind dieſe. (1) Aus der
heil. Schrift wiſſen wir, daß GOtt im Anfang nur
ein Ehe-Paar erſchaffen. Da durch daſſelbe der
Erdboden ſolte bevoͤlckert werden, ſo ſolte es uns
wohl beſſer ſcheinen, wenn GOtt dem Adam meh-
rere Weiber gegeben haͤtte, weil Adam in ſeiner
Bluͤthe und Staͤrcke, dadurch die Erde geſchwinder
wuͤrde haben mit Einwohnern beſetzen koͤnnen.
Allein GOtt that es nicht, ſondern er wuſte durch
die verliehenen langen Lebens-Jahre ein ander Mit-
tel zur geſchwinden Vermehrung des Menſchen zu
finden. Da nun GOtt nichts als das beſte ma-
chen kan, und auch gewehlet und gemacht hat, ſo
ſchlieſſet man daher, daß die Verbindung eines
Mannes und eines Weibes das beſte und zutraͤg-
lichſte ſey. Doch man ſucht gegen dieſen Schluß
allerley Ausfluͤchte. Daher behaupte ich (2), daß
das, was im Anfange das beſte geweſen, auch nach-
her allezeit das beſte geblieben, daß GOtt allezeit daſ-
ſelbe beliebet, und daß er daher in der Fortpflantzung
allezeit das menſchl. Geſchl. ſo vertheilet, daß allezeit
gleichſam nur ein Mann und ein Weib geblieben.
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ſchlechter in einer faſt gleichen Verhaͤltniß fortge-
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jede
M 4
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[183/0229] des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes. die vor ein paar Jahren unter dem Vorſitz Seiner Hochw. des Hrn. D. Baumgartens in Halle iſt vertheidiget worden. Ich will nur noch mit wenigen dieſes der Be- urtheilung andrer unterwerfen, ob man nicht a pri- ori behaupten koͤnne, daß die beiden Geſchlechter beſtaͤndig haben muͤſſen in einer ziemlichen Gleich- heit zur Verhuͤtung der Vielweiberei fortgepflantzet werden? Meine Gruͤnde ſind dieſe. (1) Aus der heil. Schrift wiſſen wir, daß GOtt im Anfang nur ein Ehe-Paar erſchaffen. Da durch daſſelbe der Erdboden ſolte bevoͤlckert werden, ſo ſolte es uns wohl beſſer ſcheinen, wenn GOtt dem Adam meh- rere Weiber gegeben haͤtte, weil Adam in ſeiner Bluͤthe und Staͤrcke, dadurch die Erde geſchwinder wuͤrde haben mit Einwohnern beſetzen koͤnnen. Allein GOtt that es nicht, ſondern er wuſte durch die verliehenen langen Lebens-Jahre ein ander Mit- tel zur geſchwinden Vermehrung des Menſchen zu finden. Da nun GOtt nichts als das beſte ma- chen kan, und auch gewehlet und gemacht hat, ſo ſchlieſſet man daher, daß die Verbindung eines Mannes und eines Weibes das beſte und zutraͤg- lichſte ſey. Doch man ſucht gegen dieſen Schluß allerley Ausfluͤchte. Daher behaupte ich (2), daß das, was im Anfange das beſte geweſen, auch nach- her allezeit das beſte geblieben, daß GOtt allezeit daſ- ſelbe beliebet, und daß er daher in der Fortpflantzung allezeit das menſchl. Geſchl. ſo vertheilet, daß allezeit gleichſam nur ein Mann und ein Weib geblieben. Dieſes aber iſt geſchehen, indem er die beiden Ge- ſchlechter in einer faſt gleichen Verhaͤltniß fortge- hen laſſen, ſo daß jeder Mann nur eine Frau, und jede M 4

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/229>, abgerufen am 21.11.2024.