Hieraus liesse sich erkennen, daferne man nur von mehrern Jahren Listen hätte 1.) daß in Berlin lange nicht so viel Kinder sterben als in Wien. 2.) vom 14ten bis 25ten ist die Zahl der sterbenden an beyden Orten fast gleich. 3.) Hingegen ist sie in Berlin vom 25ten bis 65ten einen ziemlichen Theil grösser, welches ich von der starcken Garni- son, die sich in denen Jahren wenigstens auf 7000 Mann erstreckte, herleite. 4.) Auch solte man fast urtheilen, daß in Berlin mehr alte Leute, die 65 Jahr zurück gelegt, da man doch in Wien wegen der vie- len geistlichen und Mönche das Gegentheil muth- maassen solte. Aus der Zahl der sterbenden von beiden Geschlechtern kan man 5.) ersehen, daß bis zum 65ten Jahr hin mehr Mannsen in Berlin ster- ben, und also auch mehr leben müssen als Frauens- Leute. Dis ist wegen der grossen Anzahl Solda- ten wohl ausser Streit. Vom 45 bis 65ten Jahre kommen die sterbenden sich schon näher, und nach dem 65ten sind sie einander gleich, nach dem 85ten aber sterben mehr Frauens, und also leben auch alsdann mehr von ihnen als von alten Männern, welches mit dem überein kommt, was oben von der Verhältniß der beiden Geschlechter ist bewiesen worden. (§. 60.)
§. 78.
Von Verhaͤltniß der ſterbenden
[Tabelle]
Hieraus lieſſe ſich erkennen, daferne man nur von mehrern Jahren Liſten haͤtte 1.) daß in Berlin lange nicht ſo viel Kinder ſterben als in Wien. 2.) vom 14ten bis 25ten iſt die Zahl der ſterbenden an beyden Orten faſt gleich. 3.) Hingegen iſt ſie in Berlin vom 25ten bis 65ten einen ziemlichen Theil groͤſſer, welches ich von der ſtarcken Garni- ſon, die ſich in denen Jahren wenigſtens auf 7000 Mann erſtreckte, herleite. 4.) Auch ſolte man faſt urtheilen, daß in Berlin mehr alte Leute, die 65 Jahr zuruͤck gelegt, da man doch in Wien wegen der vie- len geiſtlichen und Moͤnche das Gegentheil muth- maaſſen ſolte. Aus der Zahl der ſterbenden von beiden Geſchlechtern kan man 5.) erſehen, daß bis zum 65ten Jahr hin mehr Mannſen in Berlin ſter- ben, und alſo auch mehr leben muͤſſen als Frauens- Leute. Dis iſt wegen der groſſen Anzahl Solda- ten wohl auſſer Streit. Vom 45 bis 65ten Jahre kommen die ſterbenden ſich ſchon naͤher, und nach dem 65ten ſind ſie einander gleich, nach dem 85ten aber ſterben mehr Frauens, und alſo leben auch alsdann mehr von ihnen als von alten Maͤnnern, welches mit dem uͤberein kommt, was oben von der Verhaͤltniß der beiden Geſchlechter iſt bewieſen worden. (§. 60.)
§. 78.
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[224/0270]
Von Verhaͤltniß der ſterbenden
Hieraus lieſſe ſich erkennen, daferne man nur
von mehrern Jahren Liſten haͤtte 1.) daß in Berlin
lange nicht ſo viel Kinder ſterben als in Wien.
2.) vom 14ten bis 25ten iſt die Zahl der ſterbenden
an beyden Orten faſt gleich. 3.) Hingegen iſt ſie
in Berlin vom 25ten bis 65ten einen ziemlichen
Theil groͤſſer, welches ich von der ſtarcken Garni-
ſon, die ſich in denen Jahren wenigſtens auf 7000
Mann erſtreckte, herleite. 4.) Auch ſolte man faſt
urtheilen, daß in Berlin mehr alte Leute, die 65 Jahr
zuruͤck gelegt, da man doch in Wien wegen der vie-
len geiſtlichen und Moͤnche das Gegentheil muth-
maaſſen ſolte. Aus der Zahl der ſterbenden von
beiden Geſchlechtern kan man 5.) erſehen, daß bis
zum 65ten Jahr hin mehr Mannſen in Berlin ſter-
ben, und alſo auch mehr leben muͤſſen als Frauens-
Leute. Dis iſt wegen der groſſen Anzahl Solda-
ten wohl auſſer Streit. Vom 45 bis 65ten Jahre
kommen die ſterbenden ſich ſchon naͤher, und nach
dem 65ten ſind ſie einander gleich, nach dem 85ten
aber ſterben mehr Frauens, und alſo leben auch
alsdann mehr von ihnen als von alten Maͤnnern,
welches mit dem uͤberein kommt, was oben von der
Verhaͤltniß der beiden Geſchlechter iſt bewieſen
worden. (§. 60.)
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/270>, abgerufen am 24.11.2024.
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