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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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nach dem verschiedenem Alter.
§. 78.

Es ist bereits (§. 72.) erinnert, daß man bey
dem Gebrauch dieser Tabellen, sonderlich in
Vergleichung der Städte, einige Behutsamkeit brau-
chen müsse, welche darinn insonderheit bestehet, daß
man nicht die Sache so sehr genau und als etwas
beständiges annehme, ausser wo andere wahrschein-
liche Ursachen die Rechnung unterstützen. Ich kan
hiervon aus der Wiener Liste, die sich hinten in denen
Tabellen befindet, den Beweiß geben. Man siehet
daraus, daß die epidemischen Kranckheiten nicht al-
lezeit alle sondern nur zuweilen ein gewisses Alter
treffen. Zu dem Ende habe die Jahre, die sich vor
anderen unterscheiden, mit einem Sternchen
bezeichnet. Es finden sich sonderlich sechs Jahre
von 1700-1739 die dem kindlichen Alter sind sehr
nachtheilig gewesen. In fünf andern Jah-
ren aber haben die erwachsenen mehr gelitten als
sonst, sonderlich im Jahr 1729 und 1730. Das
Jahr 1732 hat die meisten gestorbenen Kinder. Im
Jahr 1719 traf es alt und jung und ist dis das ein-
tzige Jahr, in dem die epidemische Seuche allgemein
gewesen. Ich vermuthe daß allda die Dysenterie
eben so wie hier in der Chur-Marck (Siehe Tab. 3.)
gewütet, und eben die ist fast die einzige Seuche, so
jedes Alter ohne Unterscheid befällt, wie man da-
mahls hier zu Lande erfahren. Sonst treffen die
Pocken nur vornemlich Kinder, und die Brust-
Kranckheiten und Fieber insonderheit die erwachse-
ne. Ob dieses auch zuweilen besonders ein Ge-
schlecht treffe, läßt sich noch nicht sagen, weil aus de-
nen 6 Jahren, die ich von Wien gefunden, sich die-

ses
Cap. VI. P
nach dem verſchiedenem Alter.
§. 78.

Es iſt bereits (§. 72.) erinnert, daß man bey
dem Gebrauch dieſer Tabellen, ſonderlich in
Vergleichung der Staͤdte, einige Behutſamkeit brau-
chen muͤſſe, welche darinn inſonderheit beſtehet, daß
man nicht die Sache ſo ſehr genau und als etwas
beſtaͤndiges annehme, auſſer wo andere wahrſchein-
liche Urſachen die Rechnung unterſtuͤtzen. Ich kan
hiervon aus der Wiener Liſte, die ſich hinten in denen
Tabellen befindet, den Beweiß geben. Man ſiehet
daraus, daß die epidemiſchen Kranckheiten nicht al-
lezeit alle ſondern nur zuweilen ein gewiſſes Alter
treffen. Zu dem Ende habe die Jahre, die ſich vor
anderen unterſcheiden, mit einem Sternchen
bezeichnet. Es finden ſich ſonderlich ſechs Jahre
von 1700-1739 die dem kindlichen Alter ſind ſehr
nachtheilig geweſen. In fuͤnf andern Jah-
ren aber haben die erwachſenen mehr gelitten als
ſonſt, ſonderlich im Jahr 1729 und 1730. Das
Jahr 1732 hat die meiſten geſtorbenen Kinder. Im
Jahr 1719 traf es alt und jung und iſt dis das ein-
tzige Jahr, in dem die epidemiſche Seuche allgemein
geweſen. Ich vermuthe daß allda die Dyſenterie
eben ſo wie hier in der Chur-Marck (Siehe Tab. 3.)
gewuͤtet, und eben die iſt faſt die einzige Seuche, ſo
jedes Alter ohne Unterſcheid befaͤllt, wie man da-
mahls hier zu Lande erfahren. Sonſt treffen die
Pocken nur vornemlich Kinder, und die Bruſt-
Kranckheiten und Fieber inſonderheit die erwachſe-
ne. Ob dieſes auch zuweilen beſonders ein Ge-
ſchlecht treffe, laͤßt ſich noch nicht ſagen, weil aus de-
nen 6 Jahren, die ich von Wien gefunden, ſich die-

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Cap. VI. P
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[225/0271] nach dem verſchiedenem Alter. §. 78. Es iſt bereits (§. 72.) erinnert, daß man bey dem Gebrauch dieſer Tabellen, ſonderlich in Vergleichung der Staͤdte, einige Behutſamkeit brau- chen muͤſſe, welche darinn inſonderheit beſtehet, daß man nicht die Sache ſo ſehr genau und als etwas beſtaͤndiges annehme, auſſer wo andere wahrſchein- liche Urſachen die Rechnung unterſtuͤtzen. Ich kan hiervon aus der Wiener Liſte, die ſich hinten in denen Tabellen befindet, den Beweiß geben. Man ſiehet daraus, daß die epidemiſchen Kranckheiten nicht al- lezeit alle ſondern nur zuweilen ein gewiſſes Alter treffen. Zu dem Ende habe die Jahre, die ſich vor anderen unterſcheiden, mit einem Sternchen bezeichnet. Es finden ſich ſonderlich ſechs Jahre von 1700-1739 die dem kindlichen Alter ſind ſehr nachtheilig geweſen. In fuͤnf andern Jah- ren aber haben die erwachſenen mehr gelitten als ſonſt, ſonderlich im Jahr 1729 und 1730. Das Jahr 1732 hat die meiſten geſtorbenen Kinder. Im Jahr 1719 traf es alt und jung und iſt dis das ein- tzige Jahr, in dem die epidemiſche Seuche allgemein geweſen. Ich vermuthe daß allda die Dyſenterie eben ſo wie hier in der Chur-Marck (Siehe Tab. 3.) gewuͤtet, und eben die iſt faſt die einzige Seuche, ſo jedes Alter ohne Unterſcheid befaͤllt, wie man da- mahls hier zu Lande erfahren. Sonſt treffen die Pocken nur vornemlich Kinder, und die Bruſt- Kranckheiten und Fieber inſonderheit die erwachſe- ne. Ob dieſes auch zuweilen beſonders ein Ge- ſchlecht treffe, laͤßt ſich noch nicht ſagen, weil aus de- nen 6 Jahren, die ich von Wien gefunden, ſich die- ſes Cap. VI. P

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/271>, abgerufen am 24.11.2024.