Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen Kranckheiten
besonders gerechnet wären, oder wenn die gestorbe-
nen am Bauchweh oder an Würmern um so viel-
mehr betragen hätten, daß einige Proportion heraus
käme, so hätte man den Unterscheid der unterschie-
denen Benennung beylegen können, so aber ist sol-
ches alles nicht. Sonst aber kommt keine so beson-
ders merckwürdige Kranckheit des kindlichen Alters
vor, durch die man diesen Scrupel heben könte.
Breßlau weicht hierin von Berlin eben so sehr ab,
(§. 96. Num. 1.) allein man kan sich doch helf-
fen, wenn man die am Steckfluß gestorbene, so ich
zu denen asthmathischen Zufällen Num. 11. gesetzet,
mit denen Convulsionen zusammen rechnet, denn
was in Berlin bey Convulsionen zu viel ist, das ist
wieder bey denen Stückflüssen zu wenig. Catharrus
suffocativus
ist meist bey Kindern, vielleicht hat man
eines zum andern gezehlet. Soll man also den Un-
terscheid in London zu Graunts und unsern Zeiten
nicht in einem Fehler, wie nicht zu vermuthen, son-
dern in denen unterschiedenen Ursachen suchen? Es
verhalten sich die vor hundert Jahren an Convulsio-
nen gestorbene zu denen jetzigen wie 426 zu 3083
oder 500 zu 3000, das ist, wie 1 zu 6. Also müssen
anjetzo sechsmahl so viel mehr Ursachen vorhanden
seyn, als ehedem, daß so viel Kinder mehr an Con-
vulsionen sterben. Daran aber läßt sich nicht ohne
Schrecken dencken, indem die Schuld meist auf die
Mütter und Ammen fallen würde. Was würden
nicht daraus für nachtheilige Folgen können herge-
leitet werden? ich wünschte mir die Auflösung die-
ses Knoten. In Wien hat man die kleinen Kinder
unter 1 Jahr, und also ihre Kranckheiten gar nicht
aufgezeichnet, so doch zu wünschen wäre. Zu de-

nen

Von denen Kranckheiten
beſonders gerechnet waͤren, oder wenn die geſtorbe-
nen am Bauchweh oder an Wuͤrmern um ſo viel-
mehr betragen haͤtten, daß einige Proportion heraus
kaͤme, ſo haͤtte man den Unterſcheid der unterſchie-
denen Benennung beylegen koͤnnen, ſo aber iſt ſol-
ches alles nicht. Sonſt aber kommt keine ſo beſon-
ders merckwuͤrdige Kranckheit des kindlichen Alters
vor, durch die man dieſen Scrupel heben koͤnte.
Breßlau weicht hierin von Berlin eben ſo ſehr ab,
(§. 96. Num. 1.) allein man kan ſich doch helf-
fen, wenn man die am Steckfluß geſtorbene, ſo ich
zu denen aſthmathiſchen Zufaͤllen Num. 11. geſetzet,
mit denen Convulſionen zuſammen rechnet, denn
was in Berlin bey Convulſionen zu viel iſt, das iſt
wieder bey denen Stuͤckfluͤſſen zu wenig. Catharrus
ſuffocativus
iſt meiſt bey Kindern, vielleicht hat man
eines zum andern gezehlet. Soll man alſo den Un-
terſcheid in London zu Graunts und unſern Zeiten
nicht in einem Fehler, wie nicht zu vermuthen, ſon-
dern in denen unterſchiedenen Urſachen ſuchen? Es
verhalten ſich die vor hundert Jahren an Convulſio-
nen geſtorbene zu denen jetzigen wie 426 zu 3083
oder 500 zu 3000, das iſt, wie 1 zu 6. Alſo muͤſſen
anjetzo ſechsmahl ſo viel mehr Urſachen vorhanden
ſeyn, als ehedem, daß ſo viel Kinder mehr an Con-
vulſionen ſterben. Daran aber laͤßt ſich nicht ohne
Schrecken dencken, indem die Schuld meiſt auf die
Muͤtter und Ammen fallen wuͤrde. Was wuͤrden
nicht daraus fuͤr nachtheilige Folgen koͤnnen herge-
leitet werden? ich wuͤnſchte mir die Aufloͤſung die-
ſes Knoten. In Wien hat man die kleinen Kinder
unter 1 Jahr, und alſo ihre Kranckheiten gar nicht
aufgezeichnet, ſo doch zu wuͤnſchen waͤre. Zu de-

nen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0328" n="280"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen Kranckheiten</hi></fw><lb/>
be&#x017F;onders gerechnet wa&#x0364;ren, oder wenn die ge&#x017F;torbe-<lb/>
nen am Bauchweh oder an Wu&#x0364;rmern um &#x017F;o viel-<lb/>
mehr betragen ha&#x0364;tten, daß einige Proportion heraus<lb/>
ka&#x0364;me, &#x017F;o ha&#x0364;tte man den Unter&#x017F;cheid der unter&#x017F;chie-<lb/>
denen Benennung beylegen ko&#x0364;nnen, &#x017F;o aber i&#x017F;t &#x017F;ol-<lb/>
ches alles nicht. Son&#x017F;t aber kommt keine &#x017F;o be&#x017F;on-<lb/>
ders merckwu&#x0364;rdige Kranckheit des kindlichen Alters<lb/>
vor, durch die man die&#x017F;en Scrupel heben ko&#x0364;nte.<lb/>
Breßlau weicht hierin von Berlin eben &#x017F;o &#x017F;ehr ab,<lb/>
(§. 96. Num. 1.) allein man kan &#x017F;ich doch helf-<lb/>
fen, wenn man die am Steckfluß ge&#x017F;torbene, &#x017F;o ich<lb/>
zu denen a&#x017F;thmathi&#x017F;chen Zufa&#x0364;llen Num. 11. ge&#x017F;etzet,<lb/>
mit denen Convul&#x017F;ionen zu&#x017F;ammen rechnet, denn<lb/>
was in Berlin bey Convul&#x017F;ionen zu viel i&#x017F;t, das i&#x017F;t<lb/>
wieder bey denen Stu&#x0364;ckflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zu wenig. <hi rendition="#aq">Catharrus<lb/>
&#x017F;uffocativus</hi> i&#x017F;t mei&#x017F;t bey Kindern, vielleicht hat man<lb/>
eines zum andern gezehlet. Soll man al&#x017F;o den Un-<lb/>
ter&#x017F;cheid in London zu Graunts und un&#x017F;ern Zeiten<lb/>
nicht in einem Fehler, wie nicht zu vermuthen, &#x017F;on-<lb/>
dern in denen unter&#x017F;chiedenen Ur&#x017F;achen &#x017F;uchen? Es<lb/>
verhalten &#x017F;ich die vor hundert Jahren an Convul&#x017F;io-<lb/>
nen ge&#x017F;torbene zu denen jetzigen wie 426 zu 3083<lb/>
oder 500 zu 3000, das i&#x017F;t, wie 1 zu 6. Al&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
anjetzo &#x017F;echsmahl &#x017F;o viel mehr Ur&#x017F;achen vorhanden<lb/>
&#x017F;eyn, als ehedem, daß &#x017F;o viel Kinder mehr an Con-<lb/>
vul&#x017F;ionen &#x017F;terben. Daran aber la&#x0364;ßt &#x017F;ich nicht ohne<lb/>
Schrecken dencken, indem die Schuld mei&#x017F;t auf die<lb/>
Mu&#x0364;tter und Ammen fallen wu&#x0364;rde. Was wu&#x0364;rden<lb/>
nicht daraus fu&#x0364;r nachtheilige Folgen ko&#x0364;nnen herge-<lb/>
leitet werden? ich wu&#x0364;n&#x017F;chte mir die Auflo&#x0364;&#x017F;ung die-<lb/>
&#x017F;es Knoten. In Wien hat man die kleinen Kinder<lb/>
unter 1 Jahr, und al&#x017F;o ihre Kranckheiten gar nicht<lb/>
aufgezeichnet, &#x017F;o doch zu wu&#x0364;n&#x017F;chen wa&#x0364;re. Zu de-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0328] Von denen Kranckheiten beſonders gerechnet waͤren, oder wenn die geſtorbe- nen am Bauchweh oder an Wuͤrmern um ſo viel- mehr betragen haͤtten, daß einige Proportion heraus kaͤme, ſo haͤtte man den Unterſcheid der unterſchie- denen Benennung beylegen koͤnnen, ſo aber iſt ſol- ches alles nicht. Sonſt aber kommt keine ſo beſon- ders merckwuͤrdige Kranckheit des kindlichen Alters vor, durch die man dieſen Scrupel heben koͤnte. Breßlau weicht hierin von Berlin eben ſo ſehr ab, (§. 96. Num. 1.) allein man kan ſich doch helf- fen, wenn man die am Steckfluß geſtorbene, ſo ich zu denen aſthmathiſchen Zufaͤllen Num. 11. geſetzet, mit denen Convulſionen zuſammen rechnet, denn was in Berlin bey Convulſionen zu viel iſt, das iſt wieder bey denen Stuͤckfluͤſſen zu wenig. Catharrus ſuffocativus iſt meiſt bey Kindern, vielleicht hat man eines zum andern gezehlet. Soll man alſo den Un- terſcheid in London zu Graunts und unſern Zeiten nicht in einem Fehler, wie nicht zu vermuthen, ſon- dern in denen unterſchiedenen Urſachen ſuchen? Es verhalten ſich die vor hundert Jahren an Convulſio- nen geſtorbene zu denen jetzigen wie 426 zu 3083 oder 500 zu 3000, das iſt, wie 1 zu 6. Alſo muͤſſen anjetzo ſechsmahl ſo viel mehr Urſachen vorhanden ſeyn, als ehedem, daß ſo viel Kinder mehr an Con- vulſionen ſterben. Daran aber laͤßt ſich nicht ohne Schrecken dencken, indem die Schuld meiſt auf die Muͤtter und Ammen fallen wuͤrde. Was wuͤrden nicht daraus fuͤr nachtheilige Folgen koͤnnen herge- leitet werden? ich wuͤnſchte mir die Aufloͤſung die- ſes Knoten. In Wien hat man die kleinen Kinder unter 1 Jahr, und alſo ihre Kranckheiten gar nicht aufgezeichnet, ſo doch zu wuͤnſchen waͤre. Zu de- nen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/328
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/328>, abgerufen am 24.11.2024.