Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.und ihrer Verhältniß. in Englischer Sprache geschriebenen weitläuftigenBuche fälschlich zu behaupten getrachtet, so kan sol- ches gar leicht erfolgen. Und man will bemercket haben, daß nach dem Jahr 1706, da selbiges her- aus gekommen, aber auch durch den Hencker öffent- lich ist verbrandt worden, sich weit mehr als wohl sonst geschehen, sollen ermordet haben. Da auch aus der Menge der Schriften wieder die Religion, die bisher in London heraus gekommen, ohnschwehr zu ersehen, daß allda sehr viele ihren Verstand zur Bestreitung der tröstlichsten und nützlichsten Wahr- heiten anwenden, die aber dadurch mehr ausver- schämte Dreistigkeit als bescheidene Gründlichkeit an den Tag geleget; so ist an dem allen desto weniger zu zweiffeln, indem ein ungesunder Verstand ver- derbter Seelen solchen Gifft weit lieber als die ihm bitter scheinende Wahrheiten der Religion und Tu- gend annimmt, davon sich aber nachgehends die tödt- lichen Würckungen, wie durch viele andere Dinge, also insonderheit durch den Selbstmord, gnugsam offenbahren. Da nun aber auf dem Lande und unter dem Wie vielerley nützliche Folgerungen könten §. 100.
und ihrer Verhaͤltniß. in Engliſcher Sprache geſchriebenen weitlaͤuftigenBuche faͤlſchlich zu behaupten getrachtet, ſo kan ſol- ches gar leicht erfolgen. Und man will bemercket haben, daß nach dem Jahr 1706, da ſelbiges her- aus gekommen, aber auch durch den Hencker oͤffent- lich iſt verbrandt worden, ſich weit mehr als wohl ſonſt geſchehen, ſollen ermordet haben. Da auch aus der Menge der Schriften wieder die Religion, die bisher in London heraus gekommen, ohnſchwehr zu erſehen, daß allda ſehr viele ihren Verſtand zur Beſtreitung der troͤſtlichſten und nuͤtzlichſten Wahr- heiten anwenden, die aber dadurch mehr ausver- ſchaͤmte Dreiſtigkeit als beſcheidene Gruͤndlichkeit an den Tag geleget; ſo iſt an dem allen deſto weniger zu zweiffeln, indem ein ungeſunder Verſtand ver- derbter Seelen ſolchen Gifft weit lieber als die ihm bitter ſcheinende Wahrheiten der Religion und Tu- gend annimmt, davon ſich aber nachgehends die toͤdt- lichen Wuͤrckungen, wie durch viele andere Dinge, alſo inſonderheit durch den Selbſtmord, gnugſam offenbahren. Da nun aber auf dem Lande und unter dem Wie vielerley nuͤtzliche Folgerungen koͤnten §. 100.
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und ihrer Verhaͤltniß.
in Engliſcher Sprache geſchriebenen weitlaͤuftigen
Buche faͤlſchlich zu behaupten getrachtet, ſo kan ſol-
ches gar leicht erfolgen. Und man will bemercket
haben, daß nach dem Jahr 1706, da ſelbiges her-
aus gekommen, aber auch durch den Hencker oͤffent-
lich iſt verbrandt worden, ſich weit mehr als wohl
ſonſt geſchehen, ſollen ermordet haben. Da auch
aus der Menge der Schriften wieder die Religion,
die bisher in London heraus gekommen, ohnſchwehr
zu erſehen, daß allda ſehr viele ihren Verſtand zur
Beſtreitung der troͤſtlichſten und nuͤtzlichſten Wahr-
heiten anwenden, die aber dadurch mehr ausver-
ſchaͤmte Dreiſtigkeit als beſcheidene Gruͤndlichkeit an
den Tag geleget; ſo iſt an dem allen deſto weniger
zu zweiffeln, indem ein ungeſunder Verſtand ver-
derbter Seelen ſolchen Gifft weit lieber als die ihm
bitter ſcheinende Wahrheiten der Religion und Tu-
gend annimmt, davon ſich aber nachgehends die toͤdt-
lichen Wuͤrckungen, wie durch viele andere Dinge,
alſo inſonderheit durch den Selbſtmord, gnugſam
offenbahren.
Da nun aber auf dem Lande und unter dem
Bauers-Mann weder ſo ſtarcker Handel, noch ſol-
che exceßive Laſter, noch endlich ſolche Irreligion zu
finden: ſo glaube ich daher, daß der Selbſtmord
nur allein in London ſo ſtarck eingeriſſen, und daß
daher die gantze Nation unbilliger Weiſe einer ſol-
chen Unſinnigkeit beſchuldiget werde.
Wie vielerley nuͤtzliche Folgerungen koͤnten
nicht hieraus noch hergeleitet werden? allein ich uͤber-
laſſe ſie dem geneigten Leſer zum eigenem Nachden-
cken.
§. 100.
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