Uber der Anzahl der gestorbenen Frauen, de- nen die Geburth der Kinder das Leben gekostet, fin- de ich nöthig etwas zu sagen. In der 10 jährigen Londner Liste stehen 2498 Kindbetterinnen, nebst noch 36, die wegen unzeitiger Geburth gestorben. In allen sind ihrer 2534 an der Zahl, die entweder an unzeitiger Geburth, oder in denen Wehen einer zeitigen Geburth, oder die nach derselben in denen Wochen durch andere Zufälle gestor- ben. Hieraus läßt sich von der Gefahr urtheilen, in der eine schwangere Frau stehet, und die Grösse der Furcht läßt sich einigermaassen abmessen, wenn man diese Zahl mit der Zahl aller gebohrnen Kinder vergleichet. In eben denen 10 Jahren sind in Lon- don getaufft 170196, das beträgt jährlich etwas über 17 tausend. Wenn man die todtgehohrne und Abortus wolte dazu rechnen, wie billig wäre, weil davon keines getauft, und in voriger Summa nur allein die getauften (christned) enthalten: so würde die Zahl aller gebohrnen in denen 10 Jahren seyn 176490 (§. 11. Num. 11) und jährlich würden 17649 in London gebohren. Zu dieser Summe nun verhalten sich alle im Kindbette gestorbene wie 1 zu 69, oder die im Kindbette gestorbene sind von allen Gebährerinnen, das ist, unter 70 schwan- geren Frauens kostet es einer das Leben. Ist nicht dieses wenig, wenn man die vielerley Gefahr erwe- get, in der eine Frau, währender Schwangerschaft, in der Geburth und in denen Wochen sich befindet? Hat man nicht Ursach GOtt für seinen besondern Schutz zu dancken, den er dem weiblichen Geschlecht
hier-
Von denen Kranckheiten
§. 100.
Uber der Anzahl der geſtorbenen Frauen, de- nen die Geburth der Kinder das Leben gekoſtet, fin- de ich noͤthig etwas zu ſagen. In der 10 jaͤhrigen Londner Liſte ſtehen 2498 Kindbetterinnen, nebſt noch 36, die wegen unzeitiger Geburth geſtorben. In allen ſind ihrer 2534 an der Zahl, die entweder an unzeitiger Geburth, oder in denen Wehen einer zeitigen Geburth, oder die nach derſelben in denen Wochen durch andere Zufaͤlle geſtor- ben. Hieraus laͤßt ſich von der Gefahr urtheilen, in der eine ſchwangere Frau ſtehet, und die Groͤſſe der Furcht laͤßt ſich einigermaaſſen abmeſſen, wenn man dieſe Zahl mit der Zahl aller gebohrnen Kinder vergleichet. In eben denen 10 Jahren ſind in Lon- don getaufft 170196, das betraͤgt jaͤhrlich etwas uͤber 17 tauſend. Wenn man die todtgehohrne und Abortus wolte dazu rechnen, wie billig waͤre, weil davon keines getauft, und in voriger Summa nur allein die getauften (chriſtned) enthalten: ſo wuͤrde die Zahl aller gebohrnen in denen 10 Jahren ſeyn 176490 (§. 11. Num. 11) und jaͤhrlich wuͤrden 17649 in London gebohren. Zu dieſer Summe nun verhalten ſich alle im Kindbette geſtorbene wie 1 zu 69, oder die im Kindbette geſtorbene ſind von allen Gebaͤhrerinnen, das iſt, unter 70 ſchwan- geren Frauens koſtet es einer das Leben. Iſt nicht dieſes wenig, wenn man die vielerley Gefahr erwe- get, in der eine Frau, waͤhrender Schwangerſchaft, in der Geburth und in denen Wochen ſich befindet? Hat man nicht Urſach GOtt fuͤr ſeinen beſondern Schutz zu dancken, den er dem weiblichen Geſchlecht
hier-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0350"n="302"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von denen Kranckheiten</hi></fw><lb/><divn="2"><head>§. 100.</head><lb/><p>Uber der Anzahl der geſtorbenen Frauen, de-<lb/>
nen die Geburth der Kinder das Leben gekoſtet, fin-<lb/>
de ich noͤthig etwas zu ſagen. In der 10 jaͤhrigen<lb/>
Londner Liſte ſtehen 2498 Kindbetterinnen, nebſt noch<lb/>
36, die wegen unzeitiger Geburth geſtorben. In<lb/>
allen ſind ihrer 2534 an der Zahl, die entweder<lb/>
an unzeitiger Geburth, oder in denen Wehen<lb/>
einer zeitigen Geburth, oder die nach derſelben<lb/>
in denen Wochen durch andere Zufaͤlle geſtor-<lb/>
ben. Hieraus laͤßt ſich von der Gefahr urtheilen,<lb/>
in der eine ſchwangere Frau ſtehet, und die Groͤſſe<lb/>
der Furcht laͤßt ſich einigermaaſſen abmeſſen, wenn<lb/>
man dieſe Zahl mit der Zahl aller gebohrnen Kinder<lb/>
vergleichet. In eben denen 10 Jahren ſind in Lon-<lb/>
don getaufft 170196, das betraͤgt jaͤhrlich etwas<lb/>
uͤber 17 tauſend. Wenn man die todtgehohrne und<lb/><hirendition="#aq">Abortus</hi> wolte dazu rechnen, wie billig waͤre, weil<lb/>
davon keines getauft, und in voriger Summa nur<lb/>
allein die getauften <hirendition="#aq">(chriſtned)</hi> enthalten: ſo wuͤrde<lb/>
die Zahl aller gebohrnen in denen 10 Jahren ſeyn<lb/>
176490 (§. 11. Num. 11) und jaͤhrlich wuͤrden<lb/>
17649 in London gebohren. Zu dieſer Summe<lb/>
nun verhalten ſich alle im Kindbette geſtorbene wie<lb/>
1 zu 69, oder die im Kindbette geſtorbene ſind <formulanotation="TeX">\frac{1}{70}</formula><lb/>
von allen Gebaͤhrerinnen, das iſt, unter 70 ſchwan-<lb/>
geren Frauens koſtet es einer das Leben. Iſt nicht<lb/>
dieſes wenig, wenn man die vielerley Gefahr erwe-<lb/>
get, in der eine Frau, waͤhrender Schwangerſchaft,<lb/>
in der Geburth und in denen Wochen ſich befindet?<lb/>
Hat man nicht Urſach GOtt fuͤr ſeinen beſondern<lb/>
Schutz zu dancken, den er dem weiblichen Geſchlecht<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hier-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[302/0350]
Von denen Kranckheiten
§. 100.
Uber der Anzahl der geſtorbenen Frauen, de-
nen die Geburth der Kinder das Leben gekoſtet, fin-
de ich noͤthig etwas zu ſagen. In der 10 jaͤhrigen
Londner Liſte ſtehen 2498 Kindbetterinnen, nebſt noch
36, die wegen unzeitiger Geburth geſtorben. In
allen ſind ihrer 2534 an der Zahl, die entweder
an unzeitiger Geburth, oder in denen Wehen
einer zeitigen Geburth, oder die nach derſelben
in denen Wochen durch andere Zufaͤlle geſtor-
ben. Hieraus laͤßt ſich von der Gefahr urtheilen,
in der eine ſchwangere Frau ſtehet, und die Groͤſſe
der Furcht laͤßt ſich einigermaaſſen abmeſſen, wenn
man dieſe Zahl mit der Zahl aller gebohrnen Kinder
vergleichet. In eben denen 10 Jahren ſind in Lon-
don getaufft 170196, das betraͤgt jaͤhrlich etwas
uͤber 17 tauſend. Wenn man die todtgehohrne und
Abortus wolte dazu rechnen, wie billig waͤre, weil
davon keines getauft, und in voriger Summa nur
allein die getauften (chriſtned) enthalten: ſo wuͤrde
die Zahl aller gebohrnen in denen 10 Jahren ſeyn
176490 (§. 11. Num. 11) und jaͤhrlich wuͤrden
17649 in London gebohren. Zu dieſer Summe
nun verhalten ſich alle im Kindbette geſtorbene wie
1 zu 69, oder die im Kindbette geſtorbene ſind [FORMEL]
von allen Gebaͤhrerinnen, das iſt, unter 70 ſchwan-
geren Frauens koſtet es einer das Leben. Iſt nicht
dieſes wenig, wenn man die vielerley Gefahr erwe-
get, in der eine Frau, waͤhrender Schwangerſchaft,
in der Geburth und in denen Wochen ſich befindet?
Hat man nicht Urſach GOtt fuͤr ſeinen beſondern
Schutz zu dancken, den er dem weiblichen Geſchlecht
hier-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/350>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.