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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von denen Kranckheiten
ne wohl in allen 12 tausend rechnen, doch es sollen
nur 11700 seyn. So viel Frauens haben also in
denen beiden Jahren Kinder zur Welt gebracht.
Zu diesen verhalten sich die gestorbenen Gebährerin-
nen wie 1 zu 433, oder sie sind , das ist, von
433 oder von 400 Frauens bleibt eine in Kindes-
Nöthen. Es ist wahr, es können andre Jahre und
Oerter hiervon unterschieden seyn, so daß mehrere
in Proportion sterben, aber wer will die Möglichkeit
leugnen, daß nicht auch noch weit wenigere sterben
kömen, und daß daher die Gefahr noch weit gerin-
ger würde. Es ist zwar ein Straff-Ubel für das
weibliche Geschlecht, daß es mit Schmertzen Kinder
gebiehret, allein es stehet in denen Worten der gött-
lichen Ankündigung solcher Straffe gar nicht, daß
sie über solchen Geburths-Schmertzen das Leben
verliehren sollen. Ein Schmertz und der Tod sind
noch weit entfernet. Wem ist nun aber aus der
Erfahrung nicht bekandt, daß es hiebey sehr viel auf
die Hebammen ankomme, durch deren Ungeschick-
lichkeit und Dummheit manche Frau umkommt? Es
ist ein besonderes Unglück für einen Ort, wenn er
mit unerfahrnen Wehmüttern geplagt ist. Zu ver-
wundern ist, daß das weibliche Geschlecht sich nicht
längst dahin vereiniget, daß es um erfahrne und son-
derlich in der Anatomie dieser Theile geübte Frauen
vor allen Dingen sich bemühet. Bey jeder Hey-
rath solte billig zu dem Ende etwas vom Braut-
Schatz dazu bestimmet werden. Denn was ist lie-
der als das Leben und nöthiger als Sicherheit?
Die Frantzösis. Nation ist hierinn lobenswürdig, daß
sie sich durch eine unzeitige Blödigkeit nicht in Furcht
und Gefahr setzet. Und da aus dem vorigen erhel-

let,

Von denen Kranckheiten
ne wohl in allen 12 tauſend rechnen, doch es ſollen
nur 11700 ſeyn. So viel Frauens haben alſo in
denen beiden Jahren Kinder zur Welt gebracht.
Zu dieſen verhalten ſich die geſtorbenen Gebaͤhrerin-
nen wie 1 zu 433, oder ſie ſind , das iſt, von
433 oder von 400 Frauens bleibt eine in Kindes-
Noͤthen. Es iſt wahr, es koͤnnen andre Jahre und
Oerter hiervon unterſchieden ſeyn, ſo daß mehrere
in Proportion ſterben, aber wer will die Moͤglichkeit
leugnen, daß nicht auch noch weit wenigere ſterben
koͤmen, und daß daher die Gefahr noch weit gerin-
ger wuͤrde. Es iſt zwar ein Straff-Ubel fuͤr das
weibliche Geſchlecht, daß es mit Schmertzen Kinder
gebiehret, allein es ſtehet in denen Worten der goͤtt-
lichen Ankuͤndigung ſolcher Straffe gar nicht, daß
ſie uͤber ſolchen Geburths-Schmertzen das Leben
verliehren ſollen. Ein Schmertz und der Tod ſind
noch weit entfernet. Wem iſt nun aber aus der
Erfahrung nicht bekandt, daß es hiebey ſehr viel auf
die Hebammen ankomme, durch deren Ungeſchick-
lichkeit und Dummheit manche Frau umkommt? Es
iſt ein beſonderes Ungluͤck fuͤr einen Ort, wenn er
mit unerfahrnen Wehmuͤttern geplagt iſt. Zu ver-
wundern iſt, daß das weibliche Geſchlecht ſich nicht
laͤngſt dahin vereiniget, daß es um erfahrne und ſon-
derlich in der Anatomie dieſer Theile geuͤbte Frauen
vor allen Dingen ſich bemuͤhet. Bey jeder Hey-
rath ſolte billig zu dem Ende etwas vom Braut-
Schatz dazu beſtimmet werden. Denn was iſt lie-
der als das Leben und noͤthiger als Sicherheit?
Die Frantzoͤſiſ. Nation iſt hierinn lobenswuͤrdig, daß
ſie ſich durch eine unzeitige Bloͤdigkeit nicht in Furcht
und Gefahr ſetzet. Und da aus dem vorigen erhel-

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[304/0352] Von denen Kranckheiten ne wohl in allen 12 tauſend rechnen, doch es ſollen nur 11700 ſeyn. So viel Frauens haben alſo in denen beiden Jahren Kinder zur Welt gebracht. Zu dieſen verhalten ſich die geſtorbenen Gebaͤhrerin- nen wie 1 zu 433, oder ſie ſind [FORMEL], das iſt, von 433 oder von 400 Frauens bleibt eine in Kindes- Noͤthen. Es iſt wahr, es koͤnnen andre Jahre und Oerter hiervon unterſchieden ſeyn, ſo daß mehrere in Proportion ſterben, aber wer will die Moͤglichkeit leugnen, daß nicht auch noch weit wenigere ſterben koͤmen, und daß daher die Gefahr noch weit gerin- ger wuͤrde. Es iſt zwar ein Straff-Ubel fuͤr das weibliche Geſchlecht, daß es mit Schmertzen Kinder gebiehret, allein es ſtehet in denen Worten der goͤtt- lichen Ankuͤndigung ſolcher Straffe gar nicht, daß ſie uͤber ſolchen Geburths-Schmertzen das Leben verliehren ſollen. Ein Schmertz und der Tod ſind noch weit entfernet. Wem iſt nun aber aus der Erfahrung nicht bekandt, daß es hiebey ſehr viel auf die Hebammen ankomme, durch deren Ungeſchick- lichkeit und Dummheit manche Frau umkommt? Es iſt ein beſonderes Ungluͤck fuͤr einen Ort, wenn er mit unerfahrnen Wehmuͤttern geplagt iſt. Zu ver- wundern iſt, daß das weibliche Geſchlecht ſich nicht laͤngſt dahin vereiniget, daß es um erfahrne und ſon- derlich in der Anatomie dieſer Theile geuͤbte Frauen vor allen Dingen ſich bemuͤhet. Bey jeder Hey- rath ſolte billig zu dem Ende etwas vom Braut- Schatz dazu beſtimmet werden. Denn was iſt lie- der als das Leben und noͤthiger als Sicherheit? Die Frantzoͤſiſ. Nation iſt hierinn lobenswuͤrdig, daß ſie ſich durch eine unzeitige Bloͤdigkeit nicht in Furcht und Gefahr ſetzet. Und da aus dem vorigen erhel- let,

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/352>, abgerufen am 22.11.2024.