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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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des Menschlichen Geschlechts.

Man gestehet zwar überhaupt eine weise Re-
gierung der Welt zu, vielleicht aber ist mancher, der
sich hiebey eben nicht so was accurates vermuthet.
Diese Ordnung macht uns also diese grosse War-
heit, daß in der Welt nichts ohne Absichten der
weisen Allmacht geschehe, recht lebhaft, indem uns
der Beweiß davon hierinn klärlich vor Augen gestellet
wird, da sie uns sonst durch die vielerley Verwirrun-
gen und Veränderungen des Menschl. Geschlechts
gar leicht kan verdunckelt werden. Wir können
auch einige allgemeine Absichten anzeigen, ob wir
schon zugestehen müssen, daß wir die besondern nicht
ergründen können, weil wir den Zusammenhang
und Verbindung nicht einsehen, worinn das gantze
menschliche Geschlecht nach seinen verschiedenen Lan-
den, Umständen und Veränderungen stehet.

So ist allerdings (1.) eine Absicht der göttli-
chen Vorsehung, daß der Erdboden mit Einwohnern
gehörig erfüllet werde. Es hat derselbe seine abge-
messene Grösse. Hiedurch hat sich die Weißheit
selbst ein Gesetz vorgeschrieben, das sie bey der Ver-
mehrung der Erd-Einwohner beobachtet. Wäre
der Erdboden so groß als Jupiter oder Saturnus,
oder noch grösser, so könte die Vermehrung weit
schneller geschehen. Statt 1/2 könten füglich 2, 3
und mehrere gebohrne gegen einen todten kommen.
Oder es hätten auch die Lebens-Jahre bleiben kön-
nen, die vor der Sündfluth denen Menschen zur
schleunigen Bevölckerung der Erde gegeben waren.
Da auch (2.) nicht allein der Raum, sondern auch
ein bequemer Aufenthalt für vernünftige Geschöpfe
erfordert wird, so scheinet die göttliche Vorsehung
insonderheit bey jetzigen Zeiten darauf Acht zu ha-

ben,
B 3
des Menſchlichen Geſchlechts.

Man geſtehet zwar uͤberhaupt eine weiſe Re-
gierung der Welt zu, vielleicht aber iſt mancher, der
ſich hiebey eben nicht ſo was accurates vermuthet.
Dieſe Ordnung macht uns alſo dieſe groſſe War-
heit, daß in der Welt nichts ohne Abſichten der
weiſen Allmacht geſchehe, recht lebhaft, indem uns
der Beweiß davon hierinn klaͤrlich vor Augen geſtellet
wird, da ſie uns ſonſt durch die vielerley Verwirrun-
gen und Veraͤnderungen des Menſchl. Geſchlechts
gar leicht kan verdunckelt werden. Wir koͤnnen
auch einige allgemeine Abſichten anzeigen, ob wir
ſchon zugeſtehen muͤſſen, daß wir die beſondern nicht
ergruͤnden koͤnnen, weil wir den Zuſammenhang
und Verbindung nicht einſehen, worinn das gantze
menſchliche Geſchlecht nach ſeinen verſchiedenen Lan-
den, Umſtaͤnden und Veraͤnderungen ſtehet.

So iſt allerdings (1.) eine Abſicht der goͤttli-
chen Vorſehung, daß der Erdboden mit Einwohnern
gehoͤrig erfuͤllet werde. Es hat derſelbe ſeine abge-
meſſene Groͤſſe. Hiedurch hat ſich die Weißheit
ſelbſt ein Geſetz vorgeſchrieben, das ſie bey der Ver-
mehrung der Erd-Einwohner beobachtet. Waͤre
der Erdboden ſo groß als Jupiter oder Saturnus,
oder noch groͤſſer, ſo koͤnte die Vermehrung weit
ſchneller geſchehen. Statt ½ koͤnten fuͤglich 2, 3
und mehrere gebohrne gegen einen todten kommen.
Oder es haͤtten auch die Lebens-Jahre bleiben koͤn-
nen, die vor der Suͤndfluth denen Menſchen zur
ſchleunigen Bevoͤlckerung der Erde gegeben waren.
Da auch (2.) nicht allein der Raum, ſondern auch
ein bequemer Aufenthalt fuͤr vernuͤnftige Geſchoͤpfe
erfordert wird, ſo ſcheinet die goͤttliche Vorſehung
inſonderheit bey jetzigen Zeiten darauf Acht zu ha-

ben,
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[21/0067] des Menſchlichen Geſchlechts. Man geſtehet zwar uͤberhaupt eine weiſe Re- gierung der Welt zu, vielleicht aber iſt mancher, der ſich hiebey eben nicht ſo was accurates vermuthet. Dieſe Ordnung macht uns alſo dieſe groſſe War- heit, daß in der Welt nichts ohne Abſichten der weiſen Allmacht geſchehe, recht lebhaft, indem uns der Beweiß davon hierinn klaͤrlich vor Augen geſtellet wird, da ſie uns ſonſt durch die vielerley Verwirrun- gen und Veraͤnderungen des Menſchl. Geſchlechts gar leicht kan verdunckelt werden. Wir koͤnnen auch einige allgemeine Abſichten anzeigen, ob wir ſchon zugeſtehen muͤſſen, daß wir die beſondern nicht ergruͤnden koͤnnen, weil wir den Zuſammenhang und Verbindung nicht einſehen, worinn das gantze menſchliche Geſchlecht nach ſeinen verſchiedenen Lan- den, Umſtaͤnden und Veraͤnderungen ſtehet. So iſt allerdings (1.) eine Abſicht der goͤttli- chen Vorſehung, daß der Erdboden mit Einwohnern gehoͤrig erfuͤllet werde. Es hat derſelbe ſeine abge- meſſene Groͤſſe. Hiedurch hat ſich die Weißheit ſelbſt ein Geſetz vorgeſchrieben, das ſie bey der Ver- mehrung der Erd-Einwohner beobachtet. Waͤre der Erdboden ſo groß als Jupiter oder Saturnus, oder noch groͤſſer, ſo koͤnte die Vermehrung weit ſchneller geſchehen. Statt ½ koͤnten fuͤglich 2, 3 und mehrere gebohrne gegen einen todten kommen. Oder es haͤtten auch die Lebens-Jahre bleiben koͤn- nen, die vor der Suͤndfluth denen Menſchen zur ſchleunigen Bevoͤlckerung der Erde gegeben waren. Da auch (2.) nicht allein der Raum, ſondern auch ein bequemer Aufenthalt fuͤr vernuͤnftige Geſchoͤpfe erfordert wird, ſo ſcheinet die goͤttliche Vorſehung inſonderheit bey jetzigen Zeiten darauf Acht zu ha- ben, B 3

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/67>, abgerufen am 30.11.2024.