Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.Von der Vermehrung ben, da die Welt fast überall mit Menschen bese-tzet, obschon nicht angefüllet ist. Die Nahrung und Bequemlichkeiten erfordern Zeit und Nachdencken. Gienge die Vermehrung zu schnell, so würde daraus mancherley Ubel erwachsen, die die Güte GOttes von uns abzuwenden bemühet ist. So aber weiß man und hat man Mittel gewust, die Erde für die Men- schen allmählig nutzbar zu machen. Wüsteneien, Wildnisse, Moräste, sind zum Unterhalt der Men- schen und des Viehes zubereitet worden. Selbst das Meer hat an vielen Orten weichen und dem Menschen Platz machen müssen. Endlich scheinet auch (3.) die jetzige Ordnung, wenigstens wie sie von unseren Landen bewiesen ist, so beschaffen zu seyn, daß der Abgang der Menschen durch Pest und Krieg in kurtzem kan wieder ersetzet werden. Wenn statt 50 oder 100 Jahren 2 und mehr hundert zur Verdoppelung erfordert würden, so würde noch manch schönes Land in Europa wegen der vielen Kriege und Pesten einer Wüsteney nicht unähnlich seyn. Unsere Chur-Marck, sonderlich Pommern würde nicht so aussehen wie es GOtt lob! ist, weil es nach aller Bericht, vor etwan 100 Jahren in einem sehr schlechten Zustande gewesen, indem es an Menschen gefehlet, die es haben bebauen können, und die durch Krieg, Hunger und Pest sollen aufgerieben und vertrieben gewesen seyn. §. 8. Die (§. 6.) angeführte Verhältnisse lassen sich het
Von der Vermehrung ben, da die Welt faſt uͤberall mit Menſchen beſe-tzet, obſchon nicht angefuͤllet iſt. Die Nahrung und Bequemlichkeiten erfordern Zeit und Nachdencken. Gienge die Vermehrung zu ſchnell, ſo wuͤrde daraus mancherley Ubel erwachſen, die die Guͤte GOttes von uns abzuwenden bemuͤhet iſt. So aber weiß man und hat man Mittel gewuſt, die Erde fuͤr die Men- ſchen allmaͤhlig nutzbar zu machen. Wuͤſteneien, Wildniſſe, Moraͤſte, ſind zum Unterhalt der Men- ſchen und des Viehes zubereitet worden. Selbſt das Meer hat an vielen Orten weichen und dem Menſchen Platz machen muͤſſen. Endlich ſcheinet auch (3.) die jetzige Ordnung, wenigſtens wie ſie von unſeren Landen bewieſen iſt, ſo beſchaffen zu ſeyn, daß der Abgang der Menſchen durch Peſt und Krieg in kurtzem kan wieder erſetzet werden. Wenn ſtatt 50 oder 100 Jahren 2 und mehr hundert zur Verdoppelung erfordert wuͤrden, ſo wuͤrde noch manch ſchoͤnes Land in Europa wegen der vielen Kriege und Peſten einer Wuͤſteney nicht unaͤhnlich ſeyn. Unſere Chur-Marck, ſonderlich Pommern wuͤrde nicht ſo ausſehen wie es GOtt lob! iſt, weil es nach aller Bericht, vor etwan 100 Jahren in einem ſehr ſchlechten Zuſtande geweſen, indem es an Menſchen gefehlet, die es haben bebauen koͤnnen, und die durch Krieg, Hunger und Peſt ſollen aufgerieben und vertrieben geweſen ſeyn. §. 8. Die (§. 6.) angefuͤhrte Verhaͤltniſſe laſſen ſich het
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Von der Vermehrung
ben, da die Welt faſt uͤberall mit Menſchen beſe-
tzet, obſchon nicht angefuͤllet iſt. Die Nahrung und
Bequemlichkeiten erfordern Zeit und Nachdencken.
Gienge die Vermehrung zu ſchnell, ſo wuͤrde daraus
mancherley Ubel erwachſen, die die Guͤte GOttes von
uns abzuwenden bemuͤhet iſt. So aber weiß man
und hat man Mittel gewuſt, die Erde fuͤr die Men-
ſchen allmaͤhlig nutzbar zu machen. Wuͤſteneien,
Wildniſſe, Moraͤſte, ſind zum Unterhalt der Men-
ſchen und des Viehes zubereitet worden. Selbſt
das Meer hat an vielen Orten weichen und dem
Menſchen Platz machen muͤſſen. Endlich ſcheinet
auch (3.) die jetzige Ordnung, wenigſtens wie ſie
von unſeren Landen bewieſen iſt, ſo beſchaffen zu
ſeyn, daß der Abgang der Menſchen durch Peſt und
Krieg in kurtzem kan wieder erſetzet werden. Wenn
ſtatt 50 oder 100 Jahren 2 und mehr hundert zur
Verdoppelung erfordert wuͤrden, ſo wuͤrde noch
manch ſchoͤnes Land in Europa wegen der vielen
Kriege und Peſten einer Wuͤſteney nicht unaͤhnlich
ſeyn. Unſere Chur-Marck, ſonderlich Pommern
wuͤrde nicht ſo ausſehen wie es GOtt lob! iſt, weil
es nach aller Bericht, vor etwan 100 Jahren in
einem ſehr ſchlechten Zuſtande geweſen, indem es an
Menſchen gefehlet, die es haben bebauen koͤnnen, und
die durch Krieg, Hunger und Peſt ſollen aufgerieben
und vertrieben geweſen ſeyn.
§. 8.
Die (§. 6.) angefuͤhrte Verhaͤltniſſe laſſen ſich
ſehr gut gebrauchen, um dadurch den Unterſcheid
in der Vermehrung in verſchiedenen Laͤndern
zu erkennen. Die Vermehrung uͤberhaupt beru-
het
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