sich seit dem alda nicht habe vermehren können. Es kan also dieser Monarch mit dem dritten Theil dieser Provintz, nicht mehr als 250 tausend neue Unterthanen bekommen haben, wenn man auch se- tzen wolte, daß sie aus Liebe zu ihm alle geblieben wären.
Die Fruchtbarkeit dieses Landes, seine vortheil- hafte Lage zum Handel, die Mittel zum Unterhalt einer grossen Anzahl Einwohner, wie auch die mäch- tigen Krieges-Heere die es ernähret, machen sehr glaublich, daß die übrigen 2/3 dieser Provintz so viel ausmachen, als alle andere Conqueten Ludwigs des XIV. Wenn man dieses annimmt, so kann er in allem nicht mehr als 750 tausend neue Unterthanen, so wohl an Männern als Weibern und Kindern, gewonnen haben, zumahlen wenn man davon die- jenigen abziehet, die sich diesem Joch entzogen, um unter ihren alten Herrn zu leben.
Nun muß man den Verlust mit dem Gewinst abwiegen, und sehen, wie viel alte Unterthanen ihm die Erwerbung dieser neuen gekostet. Mich dünckt, er habe niemahls weniger als 200 tausend Men- schen im Felde gehabt, die Garnisons nicht mitge- rechnet. Nach der ordinairen Rechnung, bleiben zu Ende einer Campagne kaum 4/5 von der Armee übrig, wenn gleich keine Belage- rung oder Schlacht vorgefallen. Seine ver- schiedene Kriege haben bis auf den Ryswickischen Frieden ohngefehr zwantzig Jahr gedauert. Wenn man nun das eine Fünftheil oder 40 tausend Men- schen, als den jährlichen Abgang seiner Armee mit 20 multipliciret, so wird man finden, daß er nicht weniger als 800 tausend alte Unterthanen, welches
alles
Von denen Hinderniſſen der Vermehrung
ſich ſeit dem alda nicht habe vermehren koͤnnen. Es kan alſo dieſer Monarch mit dem dritten Theil dieſer Provintz, nicht mehr als 250 tauſend neue Unterthanen bekommen haben, wenn man auch ſe- tzen wolte, daß ſie aus Liebe zu ihm alle geblieben waͤren.
Die Fruchtbarkeit dieſes Landes, ſeine vortheil- hafte Lage zum Handel, die Mittel zum Unterhalt einer groſſen Anzahl Einwohner, wie auch die maͤch- tigen Krieges-Heere die es ernaͤhret, machen ſehr glaublich, daß die uͤbrigen ⅔ dieſer Provintz ſo viel ausmachen, als alle andere Conqueten Ludwigs des XIV. Wenn man dieſes annimmt, ſo kann er in allem nicht mehr als 750 tauſend neue Unterthanen, ſo wohl an Maͤnnern als Weibern und Kindern, gewonnen haben, zumahlen wenn man davon die- jenigen abziehet, die ſich dieſem Joch entzogen, um unter ihren alten Herrn zu leben.
Nun muß man den Verluſt mit dem Gewinſt abwiegen, und ſehen, wie viel alte Unterthanen ihm die Erwerbung dieſer neuen gekoſtet. Mich duͤnckt, er habe niemahls weniger als 200 tauſend Men- ſchen im Felde gehabt, die Garniſons nicht mitge- rechnet. Nach der ordinairen Rechnung, bleiben zu Ende einer Campagne kaum ⅘ von der Armee uͤbrig, wenn gleich keine Belage- rung oder Schlacht vorgefallen. Seine ver- ſchiedene Kriege haben bis auf den Ryswickiſchen Frieden ohngefehr zwantzig Jahr gedauert. Wenn man nun das eine Fuͤnftheil oder 40 tauſend Men- ſchen, als den jaͤhrlichen Abgang ſeiner Armee mit 20 multipliciret, ſo wird man finden, daß er nicht weniger als 800 tauſend alte Unterthanen, welches
alles
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Von denen Hinderniſſen der Vermehrung
ſich ſeit dem alda nicht habe vermehren koͤnnen.
Es kan alſo dieſer Monarch mit dem dritten Theil
dieſer Provintz, nicht mehr als 250 tauſend neue
Unterthanen bekommen haben, wenn man auch ſe-
tzen wolte, daß ſie aus Liebe zu ihm alle geblieben
waͤren.
Die Fruchtbarkeit dieſes Landes, ſeine vortheil-
hafte Lage zum Handel, die Mittel zum Unterhalt
einer groſſen Anzahl Einwohner, wie auch die maͤch-
tigen Krieges-Heere die es ernaͤhret, machen ſehr
glaublich, daß die uͤbrigen ⅔ dieſer Provintz ſo viel
ausmachen, als alle andere Conqueten Ludwigs des
XIV. Wenn man dieſes annimmt, ſo kann er in
allem nicht mehr als 750 tauſend neue Unterthanen,
ſo wohl an Maͤnnern als Weibern und Kindern,
gewonnen haben, zumahlen wenn man davon die-
jenigen abziehet, die ſich dieſem Joch entzogen, um
unter ihren alten Herrn zu leben.
Nun muß man den Verluſt mit dem Gewinſt
abwiegen, und ſehen, wie viel alte Unterthanen ihm
die Erwerbung dieſer neuen gekoſtet. Mich duͤnckt,
er habe niemahls weniger als 200 tauſend Men-
ſchen im Felde gehabt, die Garniſons nicht mitge-
rechnet. Nach der ordinairen Rechnung,
bleiben zu Ende einer Campagne kaum ⅘ von
der Armee uͤbrig, wenn gleich keine Belage-
rung oder Schlacht vorgefallen. Seine ver-
ſchiedene Kriege haben bis auf den Ryswickiſchen
Frieden ohngefehr zwantzig Jahr gedauert. Wenn
man nun das eine Fuͤnftheil oder 40 tauſend Men-
ſchen, als den jaͤhrlichen Abgang ſeiner Armee mit
20 multipliciret, ſo wird man finden, daß er nicht
weniger als 800 tauſend alte Unterthanen, welches
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/82>, abgerufen am 28.11.2024.
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