Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742.des Schweitzerlandes. mußten. Das Thermometrum stunde, wie in dem kalten Wasser aufder Rigi, auf dem 42. Grad. Von Hospital bis zum Closter auf dem Gotthard 2. Stunden. Der 21. August. Unsere Absicht war, auf der andern Seite des St. Gotthard- See (*) Abbatiscellani tres pusillos lacus truttas ferentes in cacuminibus sua- rum alpium ostendunt. Hott. Meth. p. 240. H 2
des Schweitzerlandes. mußten. Das Thermometrum ſtunde, wie in dem kalten Waſſer aufder Rigi, auf dem 42. Grad. Von Hoſpital bis zum Cloſter auf dem Gotthard 2. Stunden. Der 21. Auguſt. Unſere Abſicht war, auf der andern Seite des St. Gotthard- See (*) Abbatiscellani tres puſillos lacus truttas ferentes in cacuminibus ſua- rum alpium oſtendunt. Hott. Meth. p. 240. H 2
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des Schweitzerlandes.
mußten. Das Thermometrum ſtunde, wie in dem kalten Waſſer auf
der Rigi, auf dem 42. Grad.
Von Hoſpital bis zum Cloſter auf dem Gotthard 2. Stunden.
Der 21. Auguſt.
Unſere Abſicht war, auf der andern Seite des St. Gotthard-
Bergs herunter und durch das Medelſer-Thal in das Buͤndtner-
Land zu gehen, allein unſer Wirth zu Hoſpital widerriethe es, we-
gen den ſehr boͤſen Wegen, durch welche man faſt nicht fortkommen
koͤnne; darum nahmen wir einen bequemen Weg, und giengen wie-
der auf das Dorff an der Matt zuruͤcke, von dannen uͤber die ſoge-
nannte Ober-Alp, welches auch ein hoher Berg, und, wie ich er-
achte, noch hoͤher als die Straſſe auf dem Gotthard, aber in Anſe-
hung des dabey ſtehenden Criſpalts und andrer Berge, ein tieffes
Thal iſt; denn es ſind in dieſer Gegend Berge auf Berge vier bis
fuͤnfmal aufeinander gethuͤrmet, daß je einer von den niedrigern das
Thal des hoͤhern iſt. Jm hinaufſteigen ſahen wir hinter uns in dem
Urſeler-Thal einen groſſen Regenbogen, der ſich weit unter unſern
Horizont erſtreckte, aber nicht uͤber 4. bis 5. Grade uͤber demſelben
ſtuhnde. Jch fuͤhre dieſes darum an, weil einige Naturforſcher
geglaubt haben, dieſe Erſcheinung ſey unmoͤglich. S. Scheuchz.
Natur-Geſch. des Schweitzerlandes II Theil, Bl. 41. u. ſ. f. Auf
dieſer Ober-Alp haben die Urſeler ihre beſte Weyden. Wie gut das
Graß hier ſey, kan man aus dem beruͤhmten Urſeler-Kaͤſe abnehmen,
welchen einige vor den allerdelicateſten halten. Der Hr. D. Scheuch-
zer berichtet in ſeiner Reiſe von A. 1705. daß dieſe Urſeler-Kaͤſe ohne
Feur gemacht werden; allein dieſes iſt nur von der erſten Verdicke-
rung der Milch zu verſtehen, welche oft, weil ſie noch von der Kuhe
warm iſt, dicke gemacht wird; die uͤbrigen Scheidungen werden wie
an andern Orten uͤber dem Feur gemacht. Es hat auf dieſer Ober-
Alp ſehr viele kleine gantz von Stein aufgebaute Senn-Huͤtten, in
welchem aber kaum vier Perſonen, wenn ſie frey ſtehen wollen, Platz
haben. Die Sennen ſind nur bey Tage daſelbſt, weil ſie nicht weit
nach Hauſe haben, wie an andern Orten, da die Doͤrffer nicht ſelbſt
auf den Bergen liegen. Hinten auf der Ober-Alp iſt ein kleiner
Fiſchreicher See, welcher wol einige 100. Schritte, aber nicht eine
Stunde lang iſt, wie Herꝛ D. Scheuchzer berichtet. (*) Dieſer
See
Ober-Alp.
Urſeler-
Kaͤſe.
Berg-See.
(*) Abbatiscellani tres puſillos lacus truttas ferentes in cacuminibus ſua-
rum alpium oſtendunt. Hott. Meth. p. 240.
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